Gefährliches Bakterium
Blaumeisen in Deutschland sterben an Lungenkrankheit
In Deutschland grassiert ein Blaumeisensterben: Bereits 26'000 Vögel sind dem bakteriellen Erreger einer neuartigen Krankheit zum Opfer gefallen. Meisen in der Schweiz sind vorläufig nicht betroffen.
Nicht nur Menschen kämpfen derzeit gegen eine Lungenkrankheit, sondern auch Vögel – zumindest in Deutschland. Dort treibt eine neuartige Meisen-Krankheit ihr Unwesen, welche die Lungen der kleinen Vögel befällt. Wie der deutsche Naturschutzbund Nabu letzte Woche mitteilte, werden seit Anfang März vor allem im Westen des Landes auffallend viele kranke Meisen beobachtet. Bis zum 22. April seien 26’000 kranke Vögel gemeldet worden. Am weitaus häufigsten betroffen sind Blaumeisen, die Infektion könne aber auch andere kleine Meisenarten wie Tannen- und Haubenmeise befallen, heisst es beim Nabu. Seltener trifft es die grössere Kohlmeise.
Auslöser der Krankheit ist das Bakterium Sutonella ornithocola. Über den Erreger ist noch wenig bekannt. 1996 tauchte das Bakterium in Grossbritannien zum ersten Mal auf, vor 15 Jahren wurde es als neue Art beschrieben. Die ersten von dem Bakterium verursachten Massensterben traten ebenfalls in Grossbritannien auf, 2017 dann auch in Finnland und 2018 in Deutschland. Erkrankte Blaumeisen leiden unter anderem an Atemproblemen, Apathie, ausgefallenen Federn auf dem Kopf, verklebten Augen und Schwierigkeiten, Futter aufzunehmen. Die Krankheit endet für die Meisen wohl fast immer tödlich. Laut dem Nabu werden kranke Vögel oft in der Nähe von Futterstellen gefunden.
Krankheit tritt im Frühling auf
«Bisherige Beobachtungen im Ausland zeigen, dass die Krankheit typischerweise im Frühling auftritt. Und da sie zur Häufung von Todesfällen jeweils in einem begrenzten Umkreis führt, scheint sie hochansteckend zu sein», sagt Marie-Pierre Ryser, Leiterin der Gruppe Wildtiere am Zentrum für Fisch- und Wildtiermedizin der Universität Bern (FIWI). Über die Ansteckungswege wisse man allerdings noch nicht viel. Möglich sei, dass die Übertragung über die Luft durch Husten oder Niesen erfolge.
Ebenfalls nicht viel bekannt ist darüber, welche Faktoren zu einem Ausbruch führen. «Man muss aber immer daran denken, dass freilebende Wildtiere durch die Winterbedingungen geschwächt werden», sagt Veterinärmedizinerin Ryser. «Bei Vögeln kommt dazu, dass Futterstellen besonders im Winter verbreitet sind. Da Futterstellen Tiere zusammenbringen und Tieransammlungen die Übertragung von Krankheiten begünstigen, ist es nicht überraschend, wenn am Ende des Winters und im Frühling Gartenvögel an Infektionskrankheiten sterben.»
Noch nicht in der Schweiz
In der Schweiz sei Sutonella ornithocola bis jetzt noch nicht nachgewiesen worden, sagt Ryser. «Uns wurden bis jetzt keine gehäuften Todesfälle bei Meisen gemeldet, auch nicht in den vergangenen Jahren.» Das bestätigt auch die Schweizerische Vogelwarte Sempach. «Gemäss unseren Quellen haben wir derzeit keine Hinweise auf die Präsenz des Erregers in der Schweiz oder auf vermehrte Todesfälle bei Blaumeisen», heisst es bei der Vogelwarte auf Anfrage von «Tierwelt online».
Trotzdem oder gerade deshalb sollte man drauf achten, sein Vogelhäuschen oder die Tränke im Garten regelmässig zu reinigen, um die Vögel vor Krankheiten zu schützen. Im Umgang mit kranken Vögeln ist immer Vorsicht geboten, auch wenn Sutonella ornithocola für Menschen und Haustiere ungefährlich ist. Sollten Sie in Deutschland wohnen und eine kranke Blaumeise an Ihrer Futterstelle beobachtet haben, bittet Sie der Nabu, dieses Meldeformular auszufüllen und die Fütterung umgehend einzustellen. Auch die Vögel müssen, um sich vor Ansteckung zu schützen, ihr Social Distancing einhalten.
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