Starke Verschmutzungen durch Kot
Zürichs Tauben sollen Ökofutter und Häuschen bekommen, damit sie weniger Schaden anrichten
Der Gemeinderat hat einem Strategiewechsel zugestimmt, der Vögeln und Menschen zugutekommen soll. Statt Wildhüter und Gitter will man dem Problem mit Taubenhäusern, Gipseiern und ökologischem Futter beikommen. Besser – und v.a. billiger – sei aber ein Fütterungsverbot, so ein Votum.
In der ganzen Stadt Zürich leben rund 16'000 Tauben, die pro Jahr 80 Tonnen Kot hinterlassen. So beschreiben Urs Helfenstein (SP) und Selina Walgis (Grüne) in Ihrem Postulat die Situation. Die Tiere hätten sich – in falscher Tierliebe ausgiebig gefüttert – zu stark vermehrt. Ausserdem richte ihr Kot Schäden an Fassaden an und starke Verschmutzungen könnten bei Kindern, kranken und älteren Menschen Gesundheitsprobleme auslösen. Die bisherigen Massnahmen scheinen demnach nicht ausreichend zu greifen, weshalb Helfenstein und Walgis ein neues Modell vorschlagen.
Bisher kam der Wildhüter, fing ein, schoss oder entfernte
Die Stadt setzte laut den Postulanten bis anhin auf einen Wildhüter, der bei Problemen mit Tauben immer als erstes verständigt werden sollte. Die Vögel seien eingefangen, abgeschossen oder Jungtiere entfernt worden, während Elektrodrähte, Netze und Gitter präventiv zum Zug kamen. Zürich verfolge laut Website keine weiteren Lösungsansätze und weise sogar noch darauf hin, die starke Kotverschmutzung sei bedenklich, begründen die beiden Stadträte ihren Vorstoss.
Ökofutter im komfortablen Taubenhaus
Das Postulat sieht – nach dem Vorbild anderer Städte – vor, dass die bestehenden Nester zerstört und durch «komfortable Taubenhäuser» ersetzt werden sollen. Darin werde es «Ökofutter» in genügender Menge geben, um 80 Prozent der Nahrung der Vögel auszumachen. 80 Prozent des Taubenkots bleibe in den Schlägen, sei aber dank des besseren Futters weniger aggressiv und könne nach der regelmässigen Reinigung der Fläche problemlos und unter Nutzung des Energiewerts in der Kehrichtverbrennungsanlage entsorgt werden.
Um die Population zu reduzieren, sollen fast alle Eier durch Gipseier ersetzt werden. Helfenstein und Walgis halten das für tierfreundlicher als das aktuelle Vorgehen.
Keine Taubenschwärme im Lockdown
Im Kampf gegen die Tauben-Überpopulation wäre ein Fütterungsverbot am effektivsten, meinte Wolff weiter. Er verwies auf den Corona-Lockdown: Weil die Tauben auf den Plätzen nicht mehr von Passanten gefüttert wurden, hätten sie sich ihre Nahrung anderswo gesucht. Verhungert seien die Tauben deswegen nicht. «Es gab aber diese grossen Schwärme nicht mehr.» Im Postulat wird der Stadtrat aufgefordert, zu prüfen, wie die Bevölkerung gegen das Füttern der Vögel sensibilisiert werden könnte.
«Es fehlen die Ressourcen»
Der für das Thema Tauben zuständige Stadtrat Richard Wolff (AL) wies darauf hin, dass die Stadt das vorgeschlagene Modell geprüft habe. Es lasse sich aber aus Ressourcengründen nicht umsetzen, zitiert ihn die Nachrichtenagentur Keystone-SDA. Es sei nicht das Personal vorhanden, um bei 16'000 Tauben die Eier aus den Nestern zu entnehmen und durch Gipseier zu ersetzen.
Dass sich die Tauben in Zürich derart stark vermehren, dass eine Überpopulation besteht, führte Wolff unter anderem auch auf das Verhalten der Bevölkerung zurück. «Viele halten Tauben für Haustiere, die gefüttert werden müssten.»
«Tierschutz ist: Nicht füttern»Als Vorbild für das Zürcher Postulat dient die «Taubenaktion» in Basel, die nach Angaben des Schweizer Tierschutz STS Ende der 1980er-Jahre gestartet ist. Sie verfolgte das Ziel, die Bestände der Stadttauben nachhaltig und mit aus Tierschutzsicht einwandfreien Methoden zu beschränken. Es sollte eine kleine, aber gesunde Population dieser Vögel auf dem Stadtgebiet geben. Im Mittelpunkt standen betreute Taubenschläge, in denen die Tiere kontrolliert und wenn nötig echte durch Gipseier ausgetauscht werden. Ebenso wichtig war die Sensibilisierung der Bevölkerung, dies nach dem Motto «Tierschutz ist: Tauben nicht füttern». Innerhalb weniger Jahre sei in der Folge der Basler Taubenbestand erheblich geschrumpft und habe gesunden können, so der STS.
Im In- und Ausland haben das Modell bereits verschiedene Städte übernommen. In Bern gibt es z. B. die sogenannte «Taubenmutter».
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