Menge und Qualität müssen stimmen
Das beste Futter für Jungvögel ist nicht mehr zur Brutzeit verfügbar
Durch den Klimawandel verpassen Vögel im Frühling das beste Nahrungsangebot, um ihre Brut erfolgreich aufzuziehen. Die Situation dürfte in verschiedenen Teilen der Welt ähnlich sein. Im Fokus stehen dabei nicht etwa Käfer und Bienen, sondern Wasserinsekten.
Damit ein Küken nach dem Schlupf zu einem gesunden jungen Vogel heranwachsen kann, braucht es ausreichend Futter. Doch nicht nur die Menge ist entscheidend, sondern auch die Qualität der Kost. Und dabei sind Insekten aus dem Wasser ihren summenden Verwandten in Wald und Wiese überlegen, wie es in einer Mitteilung des Wasserforschungsinstituts Eawag heisst. Ihr besonders hoher Gehalt an Omega-3-Fettsäuren, die in der menschlichen Ernährung etwa von Fisch bekannt sind, mache Köcherfliegen oder Mücken zu wahrem Superfood. Ideale Kükenkost, doch es gibt ein Problem.
Der Klimawandel bringt den Zeitplan durcheinander
Damit verschiedene Arten in einem Nahrungsnetz zusammenspielen können, ist Zeit wichtiger Faktor. So auch bei Vögeln und Insekten. Der Klimawandel bringt nun aber die über die Evolution auf einander abgestimmten Prozesse und inneren Zeitpläne durcheinander. Untersuchungen der Eawag haben demnach gezeigt, dass durch höhere Temperaturen im Vorfrühling die Pflanzen früher ausschlagen und damit auch die Insektenentwicklung früher beginnt. Landinsekten tauchen im Vergleich zu den 1990er Jahren fast zwei Wochen früher im Jahr auf, Wasserinsekten etwa eine Woche. Bei letzteren stellte man ausserdem fest, dass die grosse Menge an Futter in Form von Larven unter Wasser in einer kürzeren Zeitspanne zur Verfügung steht.
Ab Mitte Mai herrscht Mangel
Frühbrüter, die vor anderen Arten aus ihren Winterquartieren kommen und mit der Brutpflege beginnen, können ihre Nestlinge laut Eawag noch mit Superfood aus Teichen und Bächen füttern. Für Vögel, die erst ab Mitte Mai zu brüten beginnen, gibt es aber nur noch das, was an Land kreucht und fleucht.
Als Folge einer eher Omega-3-armen Ernährung wachsen die Vogeljungen langsamer, werden später flügge und sind so länger der Gefahr von Räubern ausgesetzt, heisst es weiter. Überlebt der Nachwuchs nicht, ist das Überleben einer Population und im schlimmsten Fall einer ganzen Art in Frage gestellt.
Genug Masse, aber zur falschen Zeit
Es gibt unter den Frühbrütern auch Gewinner der zeitlichen Verschiebung. Die Population der Rotkehl-Hüttensänger etwa sei stark gewachsen. Die später brütenden Sumpfschwalben hingegen gingen stark zurück. Zwar beobachtet man eine gewisse Anpassung der Rhythmen bei den Vögeln, die Vorverlegung der Brutzeit um drei bis sieben Tage in den letzten 25 Jahren könnte aber bald das Ende der Fahnenstange sein. Für den Brutbeginn seien nämlich mehrere Faktoren wie z. B. die Tageslänge, Temperatur und Zugverhalten entscheidend.
Die Gesamtmenge der verfügbaren Insekten bleib laut Fachleuten im untersuchten Gebiet gleich. Da sie aber nicht mehr zur richtigen Zeit für die Versorgung der Nestlinge zur Verfügung steht, nützt das wenig.
Auch in Mitteleuropa wahrscheinlich
Die Daten für diese Eawag-Studie stammen aus dem Nordosten der USA, da dort Insekten und Vögel schon seit rund 25 Jahren beobachtet werden. Man geht aber davon aus, dass die Lage in Mitteleuropa ähnlich ist. Für die Forschenden unterstreichen die Resultate nicht nur die Komplexität von Nahrungsnetzen und die Folgen des Klimawandels, sondern auch die enge Verflechtung der Lebensräume an Land und unter Wasser.
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