Kanada
Die Jagd auf Grizzlys geht weiter
An der kanadischen Pazifikküste steht ein Waldgebiet unter Schutz, das fast so gross ist wie die Schweiz. Paradoxerweise darf der Grizzlybär, der dem Wald seinen Namen gibt, darin immer noch gejagt werden.
Der Great Bear Rainforest ist der grösste intakte Küstenregenwald der Welt. Hunderte von Tierarten leben in dem gemässigten Regenwald in der kanadischen Provinz British Columbia. Jahrelang verhandelten Holzkonzerne, Ureinwohner, Naturschützer und die Provinzbehörden über den Schutz dieses einzigartigen Urwaldes. Nach 16 Jahren ist man sich heuer endlich einig geworden: Grosse Teile des Great Bear Rainforest (deutsch: Grosser-Bär-Regenwald) stehen seit dem 1. Februar 2016 unter Schutz.
Das Abkommen ist ein Triumph: 3,1 Millionen Hektar dieses Waldes sind jetzt vor dem Abholzen geschützt. Das sind rund drei Viertel der Fläche der Schweiz. Aber erst jetzt wird klar, dass das grösste Tier in dieser Wildnis immer noch gejagt werden darf: Grizzlybären sind trotz aller Versprechen der Behörden weiterhin nicht geschützt.
Zwar erklärte die Premierministerin von British Columbia, Christie Clark, das Abkommen bedeute das Ende der Grizzlyjagd im Great Bear Rainforest. Das ist aber nicht der Fall. Einheimische Jäger dürfen weiter Grizzlybären abschiessen. Und was ausländische Trophäenjäger betrifft, überlässt es die Provinzregierung weiterhin den Umweltorganisationen und Indianerstämmen, Jagdlizenzen für Ausländer von kommerziellen Jagdführern zurückzukaufen. Das kostet Millionen. Schon von 2005 bis 2015 haben die Raincoast Conservation Foundation (Stiftung für die Bewahrung der Regenküste) und indigene Stämme umgerechnet 1,5 Millionen Franken dafür eingesetzt.
Doch die gemeinnützigen Organisationen sind mit solch riesigen Beträgen überfordert. «Die Regierung sollte eingreifen und die einheimische Grizzlyjagd beenden», fordert Brian Falconer von der Raincoast Conservation Foundation. «Sie wird jedoch beeinflusst von der kleinen, aber aggressiven ?Lobbygruppe der Jäger.» Laut einer Erhebung vom Oktober 2015 sind 91 Prozent der befragten Bewohner von British Columbia gegen die Grizzlyjagd. Der Widerstand kommt sowohl aus ländlichen wie aus städtischen Gebieten.
Der «Weisse Bär» hat mehr Glück
Nachdem die Europäische Union die Einfuhr von Grizzlypelzen und -schädeln verboten hat, kommen bei Weitem nicht mehr so viele Europäer nach British Columbia. Sie werden inzwischen von amerikanischen und russischen Trophäenjägern übertroffen. «Die Grizzlyjagd ist ein internationales Problem», sagt Brian Falconer.
In der Nachbarprovinz Alberta ist die Grizzly-Trophäenjagd schon seit zehn Jahren verboten. Die Regierung von British Columbia dagegen behauptet, die Grizzlypopulation vertrage eine Jagd, die «wissenschaftlich verwaltet» werde. Dem widersprechen Experten, aber auch prominente Naturschützer wie David Suzuki aus Vancouver, der warnt: «Grizzlys sind in 18 Prozent der Provinz ausgerottet oder bedroht.» Suzuki sagt, dass die harmlose Bärenbeobachtung für Touristen floriere. Sie bringe für die kanadischen Ureinwohner mehr Arbeitsstellen und Geld als die Jagd.
Mehr Glück als der Grizzly hat der Spirit Bear oder Kermode-Bär (Ursus americanus kermodei), der ebenfalls im Great Bear Rainforest lebt. Der weisse Kermode-Bär ist eine genetische Variation des Schwarzbären. Nach Schätzungen von Wissenschaftlern gibt es weniger als 400 dieser Tiere in British Columbia. Rund 120 Kermode-Bären leben auf der Insel Princess Royal, die sich zwischen der Pazifikküste und den Queen-Charlotte-Inseln befindet. Dort hat man im Jahr 2006 ein grosses Gebiet als Schutzzone des weissen Bären eingerichtet. Das war möglich dank einer internationalen Kampagne. Der Kermode-Bär wurde das Vorzeigetier des ganzen Great-Bear-Regenwaldes. Jetzt hoffen die kanadischen Tierschützer, dass internationale Proteste auch den Grizzlybären helfen werden. «Der Druck auf die Regierung von British Columbia ist gross», sagt Brian Falconer.
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