Angustopila psammion lautet der Name der neu entdeckten Schnecke, die in Höhlensedimenten aus Vietnam zum Vorschein kam. Mit den üblichen Methoden wären die rund 0,5 Millimeter grossen Gehäuse wahrscheinlich übersehen worden, schliesslich sind sie kleiner als ein durchschnittliches Sandkorn. Das Vorgehen war denn auch nicht ganz alltäglich.

Aus getrocknetem Schaum geborgen

Man habe Proben aus nordvietnamesischen Höhlen und unter Felsen zu Tage geförderte Proben in einen Wasserbehälter gegeben, schildert das Senckenberg Forschungsinstitut und Naturmuseum Frankfurt in einer Mitteilung. Der Schaum, der sich an der Oberfläche bildete, wurde abgeschöpft und getrocknet, um das Material mit einem feinen Pinsel zu reinigen. Unter dem Mikroskop sodann zeigten sich winzige Schneckenhäuser. Wenn in der griechischen Mythologie von der Göttin Venus als «Schaumgeborene» die Rede ist, könnte man hier also von «schaumgefunden» sprechen.

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Für eine lohnende Beute zu klein

Die Forschenden stellten sich die Frage nach dem Sinn dieser Winzigkeit. Am plausibelsten erscheine, dass die kleinen Schnecken durch ihre geringe Grösse eine noch unbesetzte Nische für sich einnehmen konnten. Sie dürften auch in engen Räumen Nahrung gefunden haben, wo andere Arten sich nicht hineinzwängen konnten.

Ausserdem könne sich die Winz-Schnecke auch sehr gut vor Fressfeinden verbergen – falls sie überhaupt als lohnende Beute angesehen wird.

Viel kleiner geht es nicht

Man gehe davon aus, dass Angustopila psammion die Untergrenze für die Grösse bei Landschnecken praktisch ausreizt. Nach unten limitierend sei, dass es im Gehäuse Platz für mindestens ein Ei und genügend Neuronen haben muss. Nur so ist eine Schnecke fähig zur Fortpflanzung und überhaupt «funktionsfähig». Hingegen sind laut Mitteilung manche Meeresschnecken noch kleiner.

Eine Schnecke mit Perlenkette aus Mist

In den Proben aus Vietnam kam noch eine weitere ungewöhnliche Schneckenart zum Vorschein, die ähnlich klein ist wie die neue Rekordhalterin: Angustopila coprologos, die «Mistsammler-Schnecke». Der Name kommt daher, dass sich das Tier sein porzellanartiges Gehäuse mit Kotkörnern dekoriert. In einem strahlenförmigen Muster angeordnet, sieht das aus wie eine Perlenkette.

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Für Feuchtigkeit oder Partnersuche

Obwohl dieses Verhalten bei Landschnecken nicht unbekannt ist, gibt es im Falle dieses Winzlings doch Rätsel auf. Normalerweise dienen Rinde, Flechten, Lehm oder Erdkrümel auf der Schale nämlich zur Tarnung, erläutern die Forschenden. Bei einer sandkorngrossen Schnecke macht das aber wenig Sinn, weshalb man eine Funktion als Mini-Schwämme zur Feuchtigkeitsregulation oder bei der Partnersuche vermutet. Hübsch anzusehen unter dem Mikroskop war es sicher auch.