Ein unerwartetes Bild bot sich Kenji Suetsugu von der Universität Kobe und dem freien Fotograf Koichi Gomi in einem Wald in Japan: Ein Eichhörnchen knabberte wiederholt an Fliegenpilzen oder tat sich an Pantherpilzen gütlich – beide bekanntermassen giftig. Die beiden Männer konnten dieses Verhalten einige Tage später erneut beobachten, schildert Eurekalert.  Sehr wahrscheinlich sind Japanische Eichhörnchen gegen diese Pilzgifte immun, so ihre Schlussfolgerung.

Eine Lücke im Schutz oder Strategie?

Pilze produzieren Gifte generell mit dem Ziel, sich vor Fressfeinden zu schützen. Es ist zwar möglich, dass sich Eichhörnchen einfach so weit angepasst haben, dass der Schutz bei ihnen nicht mehr wirkt. Allerdings gehören Pilze nicht zur Hauptnahrung der begabten kleinen Kletterer und eine solche Spezialisierung erscheint daher nicht besonders wahrscheinlich.

Die Japaner haben denn auch einen alternativen Vorschlag: Die Pilze könnten davon profitieren, gefressen zu werden. Wenn ihre Sporen die Passage durch den Verdauungstrakt der Eichhörnchen überstehen, helfen die Tiere bei der Verbreitung der Pilze.

Der Sache auf den Grund gehen

Abwegig ist die Theorie nicht, es gibt verschiedene ähnliche Beispiele. So verbreiten Vögel die Samen des in der Schweiz invasiven Kirschlorbeers. Bei manchen Pflanzenarten keimen die Samen sogar besser, wenn sie quasi einmal verdaut worden sind.

Als nächstes plant Kenji Suetsugu, den Kot von Eichhörnchen zu untersuchen. Wenn darin lebende Sporen von Giftpilzen nachgewiesen werden können, bekräftigt das den Verdacht einer für beide Seiten positiven Beziehung.

Und bei uns?Die in Japan lebenden Eichhörnchen gehören nicht zur selben Art wie die in der Schweiz heimischen. Hierzulande spring das Eurasische Eichhörnchen (Sciurus vulgaris) durch die Baumkronen. Das Japanische Eichhörnchen (Sciurus lis) kommt nur in Japan vor. Von der Beobachtung im Inselstaat kann daher nicht geschlossen werden, dass auch die Eichhörnchen unserer Wälder ab und zu ohne Nebenwirkungen einen Bissen Giftpilz geniessen.