Schuppentier
Ein Tannenzapfen mit vier Beinen
Die Schuppen der Schuppentiere bestehen aus demselben Material wie unsere Haare und Fingernägel. Trotzdem werden die wunderlichen Tiere deswegen und wegen ihres Fleisches bis zur Ausrottung gejagt.
Gut möglich, dass bis in ein, zwei Jahrzehnten eine der bizarrsten Säugetierfamilien von der Erde verschwunden ist: Kein Tier wird häufiger illegal gefangen, geschmuggelt und verkauft als das Schuppentier. Acht Arten gibt es von diesen skurrilen Bewohnern Asiens und Afrikas. Alle zusammengenommen, so schätzen Umweltschützer, kommen sie weltweit noch auf rund eine Million Exemplare, davon werden Jahr für Jahr 100 000 Tiere gewildert.
Schuppentiere, die auch Pangoline genannt werden, bewohnen Savannen, Wald- und Buschland. Je nach Art werden sie 25 bis und 80 Zentimeter lang. Sie ernähren sich fast ausschliesslich von Ameisen und Termiten. Dazu brechen sie zunächst mit ihren scharfen Grabkrallen deren Bauten auf und halten dann ihre lange, klebrige Zunge in die Öffnung. Grosse Pangolinarten fressen bis zu zwei Kilo Insekten pro Tag. Das sind 70 Millionen Ameisen pro Jahr. Zähne besitzen die Tiere keine. Zerkleinert wird die Nahrung von verhornten Dornen im Magen der Tiere.
Der «National Geographic» über Pangoline (Video: National Geographic):
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Sogar der Löwe ist machtlos
Das auffälligste Merkmal der Schuppentiere aber sind die dachziegelartigen Hornschuppen, die den ganzen Körper bedecken. Mit diesem schweren Panzer sehen sie etwas aus wie ein riesiger Tannenzapfen mit vier Beinen. Die Substanz, aus der die Schuppen bestehen, ist dieselbe, aus der auch Haare bestehen: Keratin.
Dank des Schuppenpanzers braucht ein Pangolin selbst grosse Fressfeinde wie Löwen oder Tiger nicht zu fürchten. Bei Gefahr rollen sich die Tiere einfach zu einer Kugel zusammen und legen ihren gepanzerten Schwanz über den ungeschützten Bauch und das Gesicht. Weil die Schuppen scharfkantig sind, ist diese Kugel kaum zu knacken.
Löwen versuchen ein Schuppentier zu «knacken» (Video: WildFilmsIndia):
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Pangoline haben in Sachen Verteidigung noch einen zweiten Pfeil im Köcher: Wenn sie angegriffen werden, können sie ein fürchterlich riechendes Sekret aus ihren Analdrüsen abgeben.
Somit ist der einzige wahre Feind des Schuppentiers der Mensch, der das behäbige Tier leicht fangen kann. Dass er hinter den exotischen Tieren her ist wie der Teufel hinter der armen Seele, hat zwei Gründe: Vor allem in Westafrika, China und Vietnam glauben viele Menschen, dass die Schuppen von Pangolinen wundersame Heilkräfte besitzen. Zu Pulver zerrieben, sollen sie Magenschmerzen, Asthma, Rheuma, Entzündungen und Leukämie heilen und bei Männern die Potenz steigern. Wissenschaftlich gesehen ist dieser «Heilungsansatz» blanker Unsinn. Vereinfacht gesagt könnte man genauso gut Fingernägel kauen. Die bestehen nämlich auch aus Keratin.
Schuppentier mit Baby (Video: United for Wildlife):
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Tausende Tiere mit einer Fracht
Der zweite Grund, weshalb Schuppentiere so häufig gewildert werden, ist ihr Fleisch. Es gilt sowohl in Afrika als auch in Asien als Delikatesse. Ein Pangolinbraten ist in bestimmten Kreisen der asiatischen Oberschicht ein Zeichen, um ihren Reichtum zur Schau zu stellen. Die grössten Absatzmärkte für Pangolinfleisch sind China und Vietnam. Dort kostet ein Kilo um die 350 Franken.
Bei Zollkontrollen werden denn auch oft ganze Wagenladungen toter Pangoline entdeckt und beschlagnahmt. Weltweit waren es zwischen 2010 und 2015 insgesamt 120 Tonnen. Im Juli 2017 beschlagnahmten die chinesischen Behörden im Hafen von Shenzhen eine Frachtladung von Pangolinschuppen mit einem Gesamtgewicht von über zwölf Tonnen. Für diese Fracht mussten wohl 20 000 bis 30 000 Schuppentiere ihr Leben lassen. Und letztes Jahr hat der taiwanesische Zoll einen aus Malaysia stammenden Container mit 13 Tonnen tiefgefrorener Pangoline konfisziert. Der Verkaufswert dieser Ladung betrug eine dreiviertel Million Franken.
Weil alle Schuppentierarten vom Aussterben bedroht sind, schützt sie das Washingtoner Artenschutzabkommen. Seit Januar 2017 ist der internationale Handel mit Pangolinen komplett untersagt. Der hohe Gewinn, der sich mit den Tieren erzielen lässt, sorgt aber dafür, dass sich viele Wilderer und Schmuggler über diese Verbote hinwegsetzen: Ein Kilo Pangolinschuppen bringt auf dem Schwarzmarkt 1000 Franken. Für einen Wilderer entspricht ein einziges gefangenes Tier oft einem Jahreslohn. Und wird ein Wilderer erwischt, droht ihm meist nur eine kleine Geldbusse.
Ein Schuppentier in Afrika (Video: Abendsonne Afrika):
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Anspruchsvolle Zoobewohner
Asien ist laut Tierschutzorganisationen inzwischen grossteils leergewildert. Nun steigt auch der Jagddruck auf die afrikanischen Pangolinarten. Und da es auch dort immer weniger Tiere zu jagen gibt, hat sich der Preis für Schuppen in den vergangenen fünf Jahren verzehnfacht.
Um Pangoline vor dem Aussterben zu bewahren, ist nach Ansicht von Experten gleich ein ganzer Strauss an Massnahmen vonnöten: Zum einen müssen Wilderer und Schmuggler besser überwacht und härter bestraft werden. Zum anderen gilt es die Bevölkerung aufzuklären, dass Pangolinschuppen eben keine medizinische Wirkung haben. Gleichzeitig sollten möglichst viele Zoos auf der ganzen Welt Schuppentiere züchten.
Alle drei sind äusserst anspruchsvolle Forderungen, auch Letzteres. Denn das Züchten von Pangolinen ist alles andere als einfach: Die kuriosen Tiere akzeptieren oft nicht die in Zoos angebotene Nahrung. Zwar beginnt man ihre Bedürfnisse besser zu verstehen. Trotzdem pflanzen sie sich in Zoos nur äusserst selten fort. Ändert sich das nicht, so befürchten Artenschützer, sind die Schuppentiere zum Aussterben verurteilt.
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