Panorama
Eleganter Spitzenjäger der warmen Meere
Am Speer und den weissen Querstreifen ist er erkennbar: Der Gestreifte Marlin ist ein Spitzenprädator der Meere. Bei der Jagd spielt seine «Waffe» allerdings keine grosse Rolle.
Das Foto von Karim Ilya aus den USA hat es in sich: Panisch schwimmen unzählige kleine silberne Fische um ihr Leben. Grund für ihr Fluchtverhalten ist der Gestreifte Marlin, der von rechts ins Bild flitzt und fette Beute wittert. Entstanden ist die Aufnahme im Rahmen des Fotowettbewerbs «Underwater Photographer of the Year», der jährlich die schönsten Fotos in und über dem Wasser auszeichnet («Tierwelt online» berichtete).
Doch wer ist dieser elegante Jäger mit seiner auffallend spitzen Schnauze? Ein eleganter Zeitgenosse, keine Frage. Einer, der sich bevorzugt in der epipelagischen Zone aufhält. Diese Meeresschicht wird von der Sonne durchflutet und erlaubt somit vielzelligen Algen sowie höheren Pflanzen und Kleinstlebewesen, sich zu vermehren. Das zieht viele kleine Fische an, die ihrerseits als Nahrung für Räuber dienen – steht ein solcher an der obersten Stelle der Nahrungskette, wird er in der Fachsprache Spitzenprädator genannt. In ebendiesem Habitat, in den warmen Meeren der Welt, fühlt sich der indopazifische Gestreifte Marlin (Kajikia audax) wohl, wie er mit ganzem Namen heisst.
Film: Ein Gestreifter Marlin auf der Jagd
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Geheimnisvoller Name
Um die Herkunft seines Namens ranken sich Geschichten. Der Begriff «Marlin» könnte nach Ansicht von Forschern vom holländischen Begriff «marlinspike» abgeleitet sein. Darunter versteht man ein schnabelartiges Werkzeug, das zum Entwirren von Schiffstauen verwendet wird. Gleichzeitig klingt der ebenfalls holländische Begriff «maren» im Namen an, was soviel bedeutet wie «anbinden».
Das wiederum passt eigentlich nicht zum Gestreiften Marlin. Denn anbinden lässt er sich in der freien Natur nicht, ausser wenn er von Sportfischern aus dem Wasser geholt wird. Bei ihnen ist der Fisch beliebt und in Japan landet er gerne als Delikatesse auf dem Teller. Wie der «Weltspiegel» am Sonntag in der ARD zeigte, fehlt aus diesem Grunde nicht mehr viel, bis er nach den USA in in immer weiteren Teilen der Welt zu den bedrohten Tierarten gezählt wird. Dabei ist er selber sonst ein schneller und gewiefter Jäger, zusammen mit dem Segelfisch (Istiophorus platypterus) und seiner atlantischen Schwesterart, dem Weissen Marlin (Kajikia albida).
Mächtige Erscheinung
Seine Masse sind imposant: bis zu 4,2 Meter kann ein Gestreifter Marlin lang werden. Die weiblichen Tiere wiegen bis zu 440 Kilogramm, während die Männchen kleiner sind.
Obwohl die spitze – und dadurch äusserst stromlinienförmige – Kopfpartie zu den ersten optischen Erkennungsmerkmalen gehört, erkennt man den Fisch auch an weiteren auffälligen Merkmalen, wie dem langgestreckten gestreiften Körper, der seitlich abgeflacht ist. Am Rücken ist er dunkelblau. Wer das Tier aus Nähe betrachten konnte, dem dürften die vielen kleinen Schuppen aufgefallen sein, die eine oder zwei stumpfe Spitzen besitzen und in der Haut eingebettet sind. An ihnen lässt sich seine Stimmung ablesen: Der Fisch besitzt die Fähigkeit, seine hellblauen Sattelbinden durch Bewegung von Haut-Chromatophoren zu verändern. Sie können heller oder undeutlicher werden, je nach Gefühlslage des Fisches.
Lohnenswert ist auch ein Blick auf die Flossen des Gestreiften Marlins: Hier fällt auf, dass die Rückenflosse höher ist als der Rumpf und keine schwarzen Punkte besitzt wie diejenige des Weissen Marlins. Zudem ist die Brustflosse sichelförmig und nicht gerundet.
Fortpflanzung weitab der Küste
Geschlechtsreif wird der der Gestreifte Marlin, sobald er eine Gröse von 1,3 Metern erreicht hat. Gelaicht wird nach bisherigen Erkenntnissen fernab der Küste im nördlichen Pazifik. Damit der Marlin allerdings kräftig wird und diese Grösse erreichen kann, braucht es einiges an Nahrung. Da kommen ihm Fischschwärme wie derjenige auf Karim Ilyas Fotowettbewerb-Siegerbild gerade recht. Auch Tintenfische sind vor dem Appetit des Jägers nicht sicher – vor allem, wenn gerade keine Heringe, Barsche, Sardinen, Pferde- oder Schlangenmakrelen vorhanden sind.
Da es bei der Jagd immer wieder hektisch zu und hergeht, versteht sich von selbst, dass der Jäger mit seiner spitzen Waffe auch schon einmal Artgenossen verletzt oder sogar tötet. Immer wieder finden Wissenschaftler abgebrochene Teile des «Speers», die in der Haut von Artgenossen stecken, aber auch in Haien oder sogar in Bootsplanken. Nicht belegt ist hingegen, dass der Gestreifte Marlin seine «Waffe» mit aggressiver Absicht oder bewusst zur Verteidigung einsetzt.
So schnell er ins Bild geflitzt ist, so schnell verschwindet er nach erfolgreicher Jagd wieder in den Weiten der Meere, bis der Hunger erneut ruft und der nächste Fischschwarm in Reichweite ist.
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