Invasive Art
Herzig, aber unerwünscht
Der Muntjak ist ein süsser kleiner Hirsch, gerade mal so schwer wie ein mittelgrosser Hund. Er ernährt sich rein pflanzlich. Und doch gilt er in der EU als unerwünscht. Denn wenn er mal da ist, wird man ihn kaum mehr los.
Elf Muntjaks wurden 1901 in der Grafschaft Bedfordshire in einen Park entlassen – vom damaligen Präsident der Royal Zoological Society, dem elften Duke von Bedford. Rückblickend lässt sich sagen: Es war ein Fehler. Inzwischen leben auf Grossbritannien Hunderttausende dieser Hirsche. Sie haben sich bis nach Wales und Schottland ausgebreitet und sind zur Plage geworden.
In manchen Regionen des Vereinigten Königreichs leben so viele Muntjaks, dass sie durch das Fressen ihrer Lieblingspflanzen die Struktur des Waldes verändert haben und dadurch zum Rückgang von Schmetterlingen und Vogelarten wie der Nachtigall geführt haben. Den Rehen machen sie die Nahrung streitig. Sie übertragen Seuchen auf Nutztiere und beschädigen landwirtschaftliches Land. Und Jahr für Jahr verursachen sie Zehntausende Verkehrsunfälle.
Sichtungen auf dem Kontinent
Im Sommer 2016 hat die Europäische Union den Chinesischen Muntjak nun auf die Liste der unerwünschten Arten aufgenommen. Offenbar wird er nicht mehr nur als Problem für Grossbritannien, sondern auch als Bedrohung für Kontinentaleuropa betrachtet. Zwar wird kein Hirsch den Ärmelkanal durchschwimmen – aber wie sich in Grossbritannien gezeigt hat, können sich einige wenige ausgebrochene oder freigesetzte Tiere zu grossen Populationen vermehren.
Laut einer Analyse der Universität Lüttich gab es in den vergangenen Jahren Meldungen von kleinen, freilebenden Muntjak-Populationen in Irland, Frankreich und den Niederlanden. Zu einzelnen Sichtungen kam es auch in Belgien. Es bestehe die Möglichkeit, dass die Art von Holland aus grosse Flächen Kontinentaleuropas besiedle, heisst es in der Analyse weiter.
Umgekehrter Trend in China
In China und Taiwan, dem ursprünglichen Verbreitungsgebiet des Chinesischen Muntjaks, nehmen die Populationen dagegen ab. Noch gilt die Art als ungefährdet, doch da ihr Lebensraum schrumpt und sie massiv bejagt wird, könnte es sinnvoll sein, sie als potenziell gefährdet aufzulisten, wie die Weltnaturschutzorganisation (IUCN) in der Roten Liste schreibt.
Wir haben also die paradoxe Situation, dass die Jagd den Muntjaks in Asien zu schaffen macht, während sie ihnen im Vereinigten Königreich zu ihrer Ausbreitung verholfen hat – denn die Aussetzungen in Europa geschahen wohl meist zu Jagdzwecken. Obwohl ihre Geweihe nur etwa fünfzehn Zentimeter lang werden und höchstens zwei Enden aufweisen, sind die Männchen mit ihren wildschweinartigen Hauern beliebte Trophäen.
Aus Basel droht keine Gefahr
Wer einen Muntjak sehen will, muss allerdings nicht nach Grossbritannien reisen. Im Zoo Basel leben fünf der kleinen Hirsche bei den Nashörnern im Gehege. Drei davon sind erst im vergangenen Juni von Leibzig nach Basel gezogen. In Zukunft dürfte es aber schwierig werden, Muntjaks aus ausländischen Zoos zu erhalten. Denn mit der Aufnahme auf die Liste der unerwünschten Arten gilft für den Muntjak in der EU ein Nachzuchtverbot. So soll verhindert werden, dass weitere Tiere ausbrechen oder ausgesetzt werden und sich unkontrolliert vermehren. Vom Zoo Basel droht aber keine Gefahr – dort leben nur Weibchen.
Dieser Artikel wurde automatisch auf unsere neue Website übertragen. Es kann daher sein, dass Darstellungsfehler auftreten. Diese können Sie uns mit folgendem Formular melden. Vielen Dank für Ihr Verständnis.
Bitte loggen Sie sich ein, um die Kommentarfunktion zu nutzen.
Falls Sie noch kein Agrarmedien-Login besitzen:
Jetzt registrieren