Bei den Atlantischen Nordkapern kommen die Jungen im Winter zur Welt. Im Winter 2017/2018 wurde im Rahmen des seit Jahren bestehenden, umfassenden Monitorings aber keines entdeckt. Meeresbiologen hoffen trotzdem, dass es noch ein oder zwei Kälber gibt, die unentdeckt zur Welt gekommen sind.

Das sei nämlich auch schon vorgekommen, sagt etwa Tonya Wimmer von der kanadischen Meeressäugerschutzorganisation Marine Animal Response Society zum «National Geographic». «Wir hoffen natürlich alle, dass die Wale in ihren Futtergebieten doch noch mit Babys auftauchen werden.» Die Futtergründe der Atlantischen Nordkaper befinden sich vor der Nordostküste der USA und Kanada, die Brutgebiete weiter südlich, vor der Küste der Staaten Florida und Georgia. Dort werden normalerweise die Mütter mit ihren Kälbern erfasst – «es könnte aber sein, dass in diesem Jahr etwas die Tiere dazu bewogen hat, ihre Babys an einem anderen Ort zu bekommen», so Tonya Wimmer hoffnungsvoll.    

Gefahr durch Fischerei und Schiffe
Dieser dramatische Rückgang an Geburten folgt auf ein Rekordjahr an Todesfällen. So starben laut der US-Ozeanbehörde NOAA im letzten Jahr mindestens 17 Atlantische Nordkaper – fast doppelt so viele wie in den fünf vorangehenden Jahren. Eine alarmierende Zahl, wenn man bedenkt, dass die Gesamtpopulation der Art auf nur noch 450 Tiere geschätzt wird, wovon wahrscheinlich nur etwa 100 fortpflanzungsfähige Weibchen sind. Schuld an der hohen Sterblichkeit soll die Hummer- und Krebsfischerei in New England und Kanada sein, die seit einigen Jahren stärkere Leinen einsetzt, in denen sich die Wale verheddern und nicht mehr so leicht freikommen. Autopsien der toten Wale ergaben ausserdem, dass viele an Kollisionsverletzungen starben, wie sie bei den bis zu 18 Meter langen Tieren nur von Schiffen stammen können. Stress und mit dem Klimawandel verbundene Rückgange von Ruderfusskrebsen, der Hauptnahrungsquelle der Atlantischen Nordkaper, könnten dazu geführt haben, dass sich Weibchen nicht mehr genug Gewicht anfressen konnten, um überhaupt schwanger zu werden.    

«Wenn wir nichts tun, werden die Atlantischen Nordkaper in 20 Jahren ausgestorben sein», warnt US-Meeresökologe Mark Baumgartner im britischen «Guardian». Lösungen sieht er einige: Fischer sollen weniger reissfeste Leinen einsetzen, so wie sie es vor etwa zwei Jahrzehnten noch taten. Er suche ausserdem nach Wegen, wie man Hummerfallen auch ohne Leinen wiederfinden und bergen könne. Hier müssten aber auch die US-Regierung und die Fischerei-Industrie dringend handeln.