Nacktkiemer kommen überall vor. Die Meeresschnecken sind von der Arktis bis zur Antarktis und von der Gezeitenzone bis in die Tiefsee verbreitet. Charakteristisch und namensgebend ist das Kiemengebilde, das die Schnecken auf dem Rücken tragen und das ihnen bei der Atmung dient. Es sieht aus wie ein kleines Bäumchen. Manche Arten atmen auch über die Haut und brauchen daher kein solchen «Kiemen-Bäumchen».      

Die neu beschriebenen Arten allerdings schon. Sie stammen alle aus den Korallenriffen des Indopazifiks und sind nah verwandt. Obwohl sie alle ganz unterschiedlich aussehen, gehören sie zu ein und derselben Gattung: Hypselodoris. Das haben Terry Gosliner und sein Team von der California Academy of Sciences in San Francisco herausgefunden.      

«Nacktkiemer sind ein marines Wunder mit ihrer überwältigenden Farbenvielfalt», sagt Gosliner, der über ein Drittel aller bekannten Nacktkiemer – das sind mehr als 1000 Arten – entdeckt hat, laut einer Medienmitteilung seines Instituts. Um diese Vielfalt und ihre Evolution besser zu verstehen, stellten er und seine Kollegen mit genetischen Analysen einen Stammbaum der Gattung Hypselodoris her. Dabei entdeckten sie nicht 17 bisher unbekannte Arten, die man aufgrund früherer morphologischer Untersuchungen für andere Arten hielt. 

Evolution der Vielfalt  
Die Forscher gehen davon aus, dass sich das Zusammenspiel der Farben innerhalb der Gattung aus gemeinsamen Vorfahren und Anpassung an die Umweltbedingungen entwickelt hat. «Wenn zwei verschiedene Arten die gleichen Farben vorweisen, ist die einfachste Erklärung, dass sie sie von einem gemeinsamen Vorfahren geerbt haben», sagt Gosliner. «Sind die Arten aber im Familienstammbaum weiter von einander entfernt, ist es wahrscheinlicher, dass sie aus einer geografischen Region stammen, in der es beispielsweise vorteilhaft ist, violett zu sein, um Prädatoren zu vermeiden.»           

In ihrer Studie konnten die Forscher dann auch mehrere solcher in der Evolutionsbiologie «Konvergenz» genannter Ereignisse bestätigen. Die Ergebnisse wurden im «Zoological Journal of the Linnean Society» veröffentlicht. Wir zeigen Ihnen alle 17 neuen Arten in unserer Bildergalerie. Weitere Bilder von Nacktkiemern gibt es hier.