Mit etwas Glück kann man sie sogar in den Kanalsystemen und Tempelteichen grosser Städte entdecken: Die Schildkröten der Gattung Malayemys. Die Schneckenfresser-Schildkröten bevorzugen flache Gewässer im südostasiatischen Tiefland; ihren Namen verdanken die Panzerträger ihrer Vorliebe für Wasserschnecken.

Die Schildkröten mit dem maximal 22 Zentimeter langen Panzer wurden bisher in zwei Arten aufgeteilt. Eine genetische Studie deckte nun aber auf: Es gibt deren drei. Die neue Art erhielt den Namen Malayemys khoratensis.

Sie lasse sich auch morphologisch von den beiden anderen Malayemys-Arten unterscheiden, erklärt Erstautorin Flora Ihlow vom zoologischen Forschungsmuseum Alexander Koenig in Bonn. «Jede Art hat eine eigene, ganz spezielle Gesichtszeichnung.»

92 Schildkröten aus 26 Lokalitäten in Kambodscha und Thailand hat das Wissenschaftlerteam untersucht. «Unsere kombinierten Untersuchungen zeigen eindeutig, dass es sich insgesamt um drei Schneckenfresser-Schildkrötenarten handelt. Neben der Genetik und Morphologie können wir auch zeigen, dass sich die drei Arten untereinander nicht fortpflanzen – ausserdem treten sie in klar abgegrenzten Verbreitungsgebieten auf», sagt Studienleiter Uwe Fritz, Direktor der Senckenberg Naturhistorischen Sammlungen in Dresden.

Bestände gefährdet
Die neue Art konnte bisher nur im Nordosten Thailands – auf dem namensgebenden Khorat Plateau – ausfindig gemacht werden, auch die beiden anderen Arten scheinen nur getrennt voneinander aufzutreten. Ihlow hierzu: «Wir gehen davon aus, dass verschiedene Faktoren in der Erdgeschichte, wie beispielsweise Gebirgshebungen, dafür verantwortlich sind, dass sich die drei Arten getrennt voneinander entwickelten.» Auch die intensive Nutzung der kleinen Panzerträger durch die heimische Bevölkerung als Nahrungsmittel und zu religiösen Zwecken führte bisher nicht zu einer Durchmischung der Verbreitungsgebiete.

In Kambodscha sind die Schneckenfresser-Schildkröten bisher ohne Schutzstatus, in Thailand stehen die zwei bekannten Arten unter Schutz. «Der Schutzstatus muss durch das Hinzukommen der neuen Art aber überarbeitet werden», meint Fritz und fügt hinzu: «Die Bestände sind jetzt schon gefährdet – durch die neue Art verkleinern sich die Verbreitungsgebiete der einzelnen Arten noch weiter.» Die Forscher haben ihre Ergebnisse im Fachjournal «PLOS One» veröffentlicht.