Garnelen aus der Urzeit
Planktonsieb statt Stachelklaue
Urzeitliche Riesengarnelen haben in der Wissenschaft bis anhin den Ruf räuberischer Herrscher der Weltmeere. Mindestens eine Art unter ihnen dürfte allerdings ganz friedlich gewesen sein, wie Forscher herausgefunden haben.
Grönland ist ein Tummelfeld für Paläontologen: In grossen Geröllhaufen finden sich unzählige Fossilien von Weichtieren; die Trefferquote ist hoch wie kaum sonstwo. Ab und zu finden Forscher zwischen «gewöhnlichen» Funden auch eine Perle, die bisher gängige Theorien auf den Kopf stellt.
Genau das ist nun passiert, als die Wissenschaftler um Jakob Vinther von der University of Bristol in der Nähe des Nordpols ein 500 Millionen Jahre altes Fossil einer Urzeit-Garnele fanden.
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Rekonstruktion von «Tamisiocaris borealis». Bild: © Bob Nicholls/Bristol University |
Keine Stacheln, sondern Filter
Mit einer Gesamtlänge von rund einem halben Meter dürfte Tamisiocaris borealis im Zeitalter des Kambriums einer der unangefochtenen Herrscher in den Tiefen des Polarmeeres gewesen sein. Und angesichts zweier stachelbewehrter Kopffortsätze offensichtlich ein gefürchteter Räuber.
Doch neue Funde haben ergeben, dass der Urzeitkrebs wohl gar nicht so ein böser Junge wie angenommen war. Die Kopffortsätze haben sich nämlich als Planktonfilter herausgestellt. Anders als viele seiner Verwandten ernährte sich Tamisiocaris borealis laut den Forschern also nicht hauptsächlich von grossen Meerestieren, sondern von kleinsten Wasserorganismen.
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Rekonstruktion der Planktonfilter. Screenshot: © Nature Video
Mit seinen beiden «Fühler-Sieben» schaufelte er sich Unmengen von Kleingetier in seinen Mund. Das Filtergewebe könne bis zu 0.5 Millimeter kleine Teilchen einfangen, schreiben die Wissenschaftler in ihrer Publikation im Fachjournal «Nature».
Die Forscher sind sich noch unschlüssig darüber, weshalb sich gerade einer der gefährlichsten und effizientesten Meeresräuber zum gemütlichen Planktonfresser entwickelt hat. Doch Tamisiocaris borealis ist kein Einzelfall: Auch die heutigen Giganten der Meere haben sich teils von der Jagd abgewandt und sich zu sogenannten Filrierern entwickelt.
Blauwale beispielsweise filtern ihre Nahrung durch die Barten in ihrem Oberkiefer. Und Walhaie, Heringe und Mantarochen haben Kiemenreusen herausgebildet, durch die sie Wasser durch ihre Mäuler durchfliessen lassen, während das Plankton im Körperinneren verbleibt.
Originalpublikation:
Jakob Vinther et al.: «A suspension-feeding anomalocarid from the Early Cambrian». Nature 507, 496–499 (27 March 2014)
doi:10.1038/nature13010
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