Forschung
Schlangen sind übervorsichtige Kletterer
Um während des Kletterns nicht die Kontrolle zu verlieren und von Bäumen herunterzufallen, schlingen sich Schlangen eng um das Geäst. Viel enger als nötig, haben Forscher nun herausgefunden.
Schlangen gelten als geübte Kletterer. Doch am Baum gehen sie offenbar kein Risiko ein: Um nicht abzurutschen, wenden sie viel mehr Kraft auf, als eigentlich nötig wäre, wie US-Forscher herausgefunden haben.
Bei der Königsboa (Boa constrictor) ist der Sicherheitspuffer besonders gross: Sie wendet beim Klettern im Durchschnitt das Fünffache der eigentlich benötigten Kraft auf. Das berichten Greg Byrnes vom Siena College in Loudonville (US-Staat New York) und Bruce Jayne von der Universität Cincinnati (US-Staat Ohio) in den «Biology Letters» der britischen Royal Society.
Während viele Tiere zum Klettern Krallen verwenden oder sich wie Geckos mit Hafthaaren festhalten (siehe «Wieso Geckos nicht abrutschen»), müssen sich Schlangen mit reiner Muskelkraft anklammern. Das Zusammenziehen der Muskeln kostet das Tier viel Energie. Andererseits könnte ein Abrutschen lebensgefährlich sein.
Byrnes und Jayne untersuchten nun, wie die Tiere diese Herausforderung meistern. Dazu liessen sie zehn Schlangen fünf verschiedener Arten jeweils zehn Mal einen Zylinder erklettern. Der Zylinder hatte einen Durchmesser von 4,1 Zentimetern, war mit Drucksensoren versehen und mit strukturiertem Band beklebt.
Kraftvoll umschlungen
Alle Schlangen bewegten sich Ziehharmonika-artig: Während der untere Teil den Zylinder umschlingt, bewegt sich der vordere Teil nach oben und windet sich dort fest. Dann löst die Schlange den hinteren Teil und zieht ihn nach.
Die Forscher ermittelten für jede Schlange den Reibungskoeffizienten. Auch bestimmten sie die Kraft, die das Tier aufgrund seines Gewichts aufbringen muss, um seinen Körper gegen die Schwerkraft zu stemmen. Beides zusammen ergab die Kraft, die notwendig war, um die Schlange nicht abrutschen zu lassen.
Diesen Wert verglichen Byrnes und Jayne mit den in den Versuchen gemessenen Werten. Das Ergebnis überraschte die Wissenschaftler: Im Durchschnitt wendeten die Schlangen das Dreifache der notwendigen Kraft auf, um sich festzuhalten.
Schwere Schlangen leben eher am Boden
Leichtere Schlangen wie ein 47 Gramm schwerer Tanimbar-Python (Morelia nauta) oder ein 80 Gramm schwerer Rautenpython (Morelia spilota) schlangen sich nur zweimal so fest wie nötig. Den besonders grossen Sicherheitsbedarf der Königsboa erklären Byrnes und Jayne damit, dass diese weniger an das Leben im Baum angepasst sei als die anderen getesteten Spezies.
Eine frühere Untersuchung hatte ermittelt, dass Schlangen beim Erwürgen ihrer Beute ihre Kraft sehr genau dosieren können. Wenn sie beim Klettern dennoch fest zulangten, lege das nahe, «dass ein grosser Sicherheitsfaktor, um ein Abrutschen und Fallen zu verhindern, wichtiger ist als eine energiearme Fortbewegung», schreiben die Forscher.
Originalpublikation:
Greg Byrnes, Bruce C. Jayne: «Gripping during climbing of arboreal snakes may be safe but not economical.», Biology Letters August 2014.
doi: 10.1098/rsbl.2014.0434
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