Es ist nicht ungewöhnlich, Schmetterlinge rund um die Köpfe von Terekay-Schienenschildkröten schwirren zu sehen. Doch was genau dort im westlichen Amazonas-Regenwald von Peru passiert, klingt wie in einem Vampirfilm: Die Schmetterlinge trinken die Tränen der Reptilien.

Nicht, dass jetzt alle denken, Schmetterlinge seien die Verkörperung des Bösen und schlürfen genüsslich die Seele aus dem Leib der armen Schildkröten. Die Flatterer haben einen Grund, die Tränen zu trinken. Und der Grund heisst Salz. Genauer gesagt: Natrium. 

Zu wenig Mineralien
Wie die US-Zeitung «Huffington Post» berichtet, ist Natrium in der Amazonas-Region Mangelware. Der Grund: Der Atlantik ist über 1600 Kilometer weit entfernt und die Anden im Westen blockieren den Wind, der Mineralien übers Land transportieren könnte.

Nun sind die Schienenschildkröten Fleischfresser. Und Fleischfresser müssen sich nicht über Natriummängel beschweren, denn Fleisch enthält eine ganze Menge dieses Minerals. Doch Schmetterlinge dagegen ernähren sich vegetarisch. Und kommen dadurch zu kurz. 

Lieber Tränen als Tierurin
Also muss irgendeine Alternative her. Und die finden sie in den Augen der Schildkröten. Deren Tränenflüssigkeit ist reich an Salz und damit auch an Natrium. Diesen Grund haben Forscher des «Tambopata Research Center» in Peru in Zusammenarbeit mit der Rice University herausgefunden, die die «Huffington Post» schreibt.

Alternativ laben sich die Schmetterlinge laut dem Artikel auch an Tierurin, schlammigen Flussbänken, Pfützen und verschwitzten Kleidern und Menschen. Dann doch lieber Schildkrötentränen.

Kaum negativer Effekt
Laut den Forschern hat das Verhalten der Schmetterlinge kaum einen negativen Einfluss auf die Schildkröten. Höchstens ihr Sichtfeld könnte durch das Geflattere etwas eingeschränkt werden, wodurch sie leichtere Beute für Raubtiere wie Grosskatzen sein könnten.

Schmetterlinge sind nicht die einzigen, die vom Tränensalz der Schildkröten profitieren: Auch Bienen sind schon beim trinken der Flüssigkeit gesichtet worden (Video unten).

 

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Quelle: YouTube/Rainforest Expeditions