Tierstimmen
Tierische Rockstars singen sich in die Herzen der Damenwelt
Einige Tiere vollbringen wahre Wunder mit ihrer Stimme: Der Kanarienvogel bringt sein Weibchen dazu, grössere Eier zu legen. Und ein unscheinbarer Fisch raubt mit seinem «Gesang» gar Menschen den Schlaf.
Der unvergessliche Enrico Caruso, die Beatles und seit Neuestem Justin Bieber beweisen es: Ein begnadeter Sänger kann Frauen in Ekstase versetzen. Aber sich neben Herz und Verstand auch noch die Eierstöcke der Ladys untertan zu machen, das hat nicht einmal Elvis geschafft. Nun fand ein Forscherteam des Max-Planck-Instituts für Ornithologie im bayerischen Seewiesen unlängst heraus, dass Kanarienvögel genau dieses Kunststück beherrschen.
Die gelb gefiederten Piepmätze schaffen es nämlich, allein mithilfe ihres Gesangs ihre Weibchen dazu zu bringen, grössere Eier zu legen. Oder um es anders auszudrücken: Kanarienweibchen, welche die Gesänge besonders guter Kanarienvogel-Troubadoure hören, legen deutlich grössere Eier, als wenn sie dem Gezwitscher von weniger begabten Vogelherren lauschen. Oder wissenschaftlich etwas exakter: Je mehr sogenannte «sexy Silben» der Gesang des Männchens enthält, desto grösser werden die Eier. «Sexy Silben» sind äusserst komplexe Klangfolgen und deshalb für die Männchen ziemlich schwierig und auch sehr anstrengend zu singen. Eine «sexy Silbe» hat etwa den Stellenwert eines menschlichen hohen Cs; das kann ja auch ein Weltklassetenor nicht am laufenden Band singen.
Für das Weibchen lohnen sich grosse Eier, wenn der Vater kräftig und gesund ist
Aber warum lassen sich Kanarienvogelweibchen derart vom Gesang ihrer Verehrer beeindrucken? Das Kalkül der Vogeldamen ist recht einfach: Je häufiger sie «sexy Silben» aus dem Schnabel eines Verehrers hören, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass dieser Bewerber gesund und kräftig ist und dann natürlich auch, dank guter genetischer Ausstattung, einen ebensolchen Nachwuchs zeugt. Und da lohnt es sich durchaus, in die Eigrösse zu investieren: Grössere Eier enthalten nämlich deutlich mehr Nährstoffe, die dann dafür sorgen, dass das so geförderte Küken bereits im Ei kräftiger wird und nach dem Schlüpfen auch bessere Überlebenschancen hat.
Übrigens: Stolze Besitzer sogenannter Gesangskanarien, die wollen, dass ihr Schützling künftig besonders schön singt, bringen ihn in eine sogenannte Singschule. Das passiert im Alter von etwa sechs Monaten. In der Singschule lebt der kleine Kanarienvogel dann für ein paar Wochen allein in einem kleinen Käfig. Mit dieser Isolation will man erreichen, dass sich die Vögel voll auf ihr Gesangsstudium konzentrieren und nicht etwa durch Revierkämpfe abgelenkt werden. Will heissen, in der Singschule hören die Kanarienvögel ihre Artgenossen zwar, aber sie sehen sie nicht. Früher stellte man den jungen Vögeln auch einen besonders schön singenden Kanarienvogel als Vorsänger zur Seite, in Belgien übrigens «Professor» genannt, der den gefiederten Schülern als Vorbild dienen sollte. Heute hat man diesen «Professor» allerdings meistens durch eine CD ersetzt.
Küstenbewohner Kaliforniens finden keinen Schlaf – wegen eines Fisches
Aber nicht nur an Land und in der Luft sondern auch unter Wasser finden sich begnadete tierische Sänger. So gehört zum Beispiel, man höre und staune, ein Fisch nicht nur zu den stimmgewaltigsten Tieren überhaupt, sondern schafft sogar das wohl einmalige Kunststück, mit seinem Gesang die Bewohner amerikanischer Hafenstädte um ihren wohlverdienten Schlaf zu bringen. Die Rede ist vom Nördlichen Bootsmannfisch.
Diese rund 25 Zentimeter grossen Meeresfische erzeugen ihre Gesänge nicht etwa mit dem Mund, sondern mithilfe ihrer Schwimmblase, die sie dank einer sehr schnellen Muskulatur derart vibrieren lassen können, dass ein Ton mit hoher Frequenz entsteht. Ein Ton der, glaubt man genervten Ohrenzeugen, irgendwo zwischen dem monotonen Brummen eines Aussenbordmotors und dem gewaltigen Tuten eines Nebelhorns anzusiedeln ist (zu hören in untenstehendem Video).
Optisch ist der Bootsmannfisch, um es vorsichtig auszudrücken, wenig ansprechend; er erinnert an eine Kreuzung aus Karpfen und Kröte, was in seiner Zughörigkeit zur Familie der sogenannten «Froschfische» zum Ausdruck kommt. In den Augen ihrer Weibchen jedoch sind männliche Bootsmannfische begnadete Sangeskünstler. Denn was in menschlichen Ohren gar schrecklich klingt, empfinden die Fischdamen durchaus als Lovesong der gehobenen Klasse. Mit dem brummigen Gesang locken nämlich die Männchen in der Paarungszeit die Weibchen in seichte Küstenwasser und versuchen dort, sie mit einem Ständchen zur Eiablage zu bewegen. Die Liebeslieder sind dabei so laut und lang andauernd, dass die Bewohner von Hafenstädten, wie etwa des kalifornischen Küstenstädtchens Sausalito in so manchen Sommernächten keinen Schlaf finden können. Besonders arm dran sind oft auch die Bewohner von Hausbooten, da das Fischgebrumm die Rümpfe ihrer Boote regelrecht zum Vibrieren bringt.
Doch zwischen den Bootsmannfischmännchen und ihren Weibchen gibt es ein Kommunikationsproblem. Die Damen können nämlich ausgerechnet in dem Frequenzbereich, in dem ihre Verehrer ihre Liebesgesänge zum Besten geben, nicht sonderlich gut hören. Für die Liebeslieder interessieren sich die Weibchen eben nur dann, wenn sie sich in ihrer fruchtbaren Phase befinden. Und tatsächlich bekommen sie erst kurz vor der Paarungszeit mit einem Mal ein offenes Ohr für die brummigen Liebeshymnen der Männchen. Wissenschaftler der amerikanischen Washington-University haben auch herausgefunden, warum dem so ist: Verantwortlich für dieses erstaunliche Phänomen ist ein geradezu blitzartiges Ansteigen der Konzentration des weiblichen Geschlechtshormons Östradiol, das wiederum die Struktur des Innenohrs so verändert, dass auch Frequenzen über 100 Hertz und damit auch die Lockgesänge der Männchen wahrgenommen werden können.
Zuerst waren das Militär oder gar Ausserirdische schuld an dem «Lärm»
Der Sangeskünstler selbst vernimmt seinen eigenen Gesang übrigens in einer deutlich geringeren Intensität: Um vom eigenen Liebesgebrumm keinen Hörschaden davonzutragen oder gar taub zu werden, kontrolliert der männliche Bootsmannfisch Tonproduktion und Gehörsinn mit der gleichen Hirnregion. Will heissen: Sobald der beflosste Minnesänger sein charakteristisches Vibrato ertönen lässt, wird automatisch ein Signal an sein Innenohr gesendet, worauf dessen Geräuschempfindlichkeit deutlich abnimmt.
Am Anfang hatten die Einwohner von Sausalito übrigens noch keinen blassen Schimmer, wer oder was für dieses nervtötende Gebrumm verantwortlich war. Für erste Erklärungsversuche mussten geheime militärische Experimente, russische Spionage-U-Boote und sogar Ausserirdische herhalten. Erst als amerikanischen Meeresbiologen mehrere Bootsmannfische ins Netz gingen, wurde klar, wer hier die Küstenbewohner um ihren Schlaf brachte.
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