Kämpfe im Tierreich
Tierische Streithähne
Hirschkäfer, die miteinander ringen. Gorillas, die die Fäuste sprechen lassen. Steinböcke, die ihre Hörner aufeinanderprallen lassen: Tiere kämpfen um ihre Reviere, um ihren Rang in der Gruppe – und natürlich auch um Weibchen.
Der Pfau ist ein eitler Vogel. Mit seinem grossen Rad stolziert er vor den Hennen auf und ab und wartet darauf, dass sich eine auf den Boden legt. Das Zeichen für ihre Bereitschaft zur Paarung. Eine harmonische Szene, die so manchen Zoo verzaubert. Doch das ändert sich, wenn ein Nebenbuhler auftaucht. Schnell wird die Balzarena zum Boxring und ein wilder Hahnenkampf ist im Gange.
Solche Kämpfe können sich über mehrere Tage hinziehen. Immer wieder laufen die Hähne sich seitlich bewegend nebeneinander her, bis es zu einem heftigen Angriff kommt, bei dem sie flügelschlagend und springend mit den Läufen aufeinander losgehen. Dabei bleiben gewöhnlich viele Federn auf der Strecke. Manchmal auch einer der Konkurrenten.
Pfauenkampf in der Dominikanischen Republik (Video: Rivers77):
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Ebenso spektakulär wie berühmt sind die Kämpfe der Steinbock-Männchen im Dezember. Die Böcke gesellen sich zu den aus Weibchen und Jungtieren bestehenden Rudeln und tragen ausdauernde Kämpfe aus. Immer wieder erheben sie sich auf ihre Hinterbeine, halten den Kopf schief und stossen krachend mit den Hörnern aufeinander. Dieses Aufrichten auf die Hinterbeine dient auch dem Imponieren. Wenn zwei Böcke miteinander kämpfen, versuchen sie dadurch einen Vorteil zu erlangen, dass sie von einem höheren Platz aus den Gegner angreifen.
Alpensteinböcke lassen die Hörner krachen – ab 1:39 (Video: 3 Sat):
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Ihre Verwandten, die Nubischen Steinböcke, ebenfalls (Video: BBC):
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Kämpfe sind ein fester Bestandteil des Tierlebens. Dabei muss es nicht immer um Leben und Tod gehen. Tierkinder fechten stundenlange Spielkämpfe aus, ohne sich gegenseitig zu verletzten. Auf diese Weise trainieren sie flüssige Bewegungen, ihre Muskeln und die Verteidigung im Ernstfall. Egal ob Wolf, Gepard, Bär oder Affe – solche Kämpfe sind für Zuschauer eine Freude. Es sieht einfach nur niedlich aus, wenn sich die tapsigen Kleinen gegenseitig bekriegen. Auch bei jungen Katzen, Nagern und Hunden lässt sich dieses Verhalten oft beobachten.
Riesenzinken und Silberrücken
Neben dem Training fürs Leben und der Partnerwerbung gibt es noch einige weitere Gründe für tierische Streitereien. Zum Beispiel wenn es darum geht, einen Anführer zu bestimmen. Das Sozialleben der Wölfe gehört zu den am höchsten entwickelten Organisationsformen im Tierreich. Im Winter bilden die Wölfe grössere Rudel, um gemeinsam erfolgreicher zu jagen. Die Gruppen sind perfekt organisiert. Die Rangordnung wird durch Kämpfe ausgefochten, wobei es für Männlein und Weiblein getrennte «Ligen» gibt. So hat jedes Rudel einen weiblichen und einen männlichen Chef und natürlich auch getrennte Rangordnungskämpfe. Dabei geht es wild und laut zu, doch nur selten wird ein Tier ernsthaft verletzt.
Bei Wolfskämpfen geht es wild zu und her (Video: Mark G):
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Auch bei Wildpferden, See-Elefanten, Bisons, Hirschen, Löwen und Gorillas wird die Rangordnung durch Kämpfe festgelegt. Mit dem feinen Unterschied, dass es hier immer nur einen Anführer gibt. Die unterlegenen Männchen schliessen sich zu Junggesellenrudeln zusammen und warten darauf, dass sie eines Tages stark genug sind, um sich einen eigenen Harem zu erkämpfen.
Ein See-Elefant versucht, dem Strandmeister seinen Harem streitig zu machen (Video: Richard Sidey):
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See-Elefanten kämpfen mit ihrem massigen Gewicht – und der Nase. Bis auf eine Länge von 40 Zentimetern können sie ihren Zinken aufblähen. Das Aufblähen der Nase ist ein Zeichen für Wut und wird bei Kämpfen eingesetzt, um den Gegner einzuschüchtern. Dabei richten sich die See-Elefanten auf, damit die Nase weithin sichtbar ist und brüllen lautstark einen Kampfruf in die Runde. Überhaupt gilt bei den See-Elefanten das Motto: Fett ist schick! Nur die grössten und mächtigsten Bullen haben die Chance, erfolgreich um Weibchen zu konkurrieren. In eindrucksvollen Ringkämpfen versuchen sich die Konkurrenten zurück ins Wasser zu drängen. Das Preisgeld ist hoch: Ein einziger Bulle kann sich einen Strandabschnitt mit bis zu 150 Weibchen erobern. Der Rest geht leer aus und darf sein Glück im nächsten Jahr erneut versuchen.
Der Strandmeister verteidigt seinen Harem mit aller Kraft (Video: BBC):
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Gorillas leben im Schutze geschlossener Familienverbände, deren Chef ein Silberrücken ist – ein ausgewachsener Gorillamann mit silbrigem Rückenfell und absolutem Machtanspruch. Jünglinge bis ungefähr 16 Jahre werden vom Clanchef noch akzeptiert. Doch einen zweiten starken Mann wird er nicht neben sich dulden. Nach heftigem Brusttrommeln zur Einschüchterung des Gegners fliegen die Fäuste. Gorillas sind bärenstark! Ein ausgewachsenes Männchen kann 800 Kilo schwere Gegenstände bewegen. Die Fausthiebe der riesigen Affen wären für Menschen lebensgefährlich. Zum Glück sind Gorillas im Grunde sanfte Riesen – sie kämpfen nur gegen ihre Artgenossen oder wenn sie angegriffen werden.
Streitigkeiten unter Gorillas im Taronga Zoo von Sydney (Video: Mizackles):
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Vom Ast geworfen
Ein häufiger Grund für tierische Kämpfe ist die Verteidigung eines Reviers. Tiere wie Flamingos und Pinguine, die auf sehr engem Raum zusammenleben, kommen sich besonders häufig in die Quere. Immer wieder gibt es Streit zwischen den Nachbarn. Mal geht es um einen entwendeten Stein für das Bodennest, mal um einen unerlaubten Grenzübertritt und manchmal sogar um den fremdgehenden Ehegatten. Meist gibt es einige Minuten Geschrei und viel Aufregung und dann ist die Sache wieder vergessen. Nur selten kommt es zu ernsthaften Verletzungen.
Zu den spektakulärsten Rangeleien im Tierreich zählen die Ringkämpfe der Hirschkäfer. Wenn sich zwei Männchen auf der Suche nach einem Weibchen begegnen, wird nicht lange gezögert. Sofort laufen die beiden Rivalen aufeinander zu, bis sie sich gegenüberstehen. Einen kurzen Moment scheinen sie sich zu mustern, um dann langsam ihre Vorderkörper mit den furchterregenden Geweihen aufzurichten. Dann schiessen sie mit weit geöffneten Mandibeln aufeinander los. Wie bei einem mittelalterlichen Ritterturnier prallen die bis zu neun Zentimeter langen Käfer geräuschvoll aufeinander und versuchen den Gegner durch die Wucht des Aufpralls aus dem Gleichgewicht zu bringen. Dann verhaken sie sich mit ihren Geweihen ineinander und versuchen sich gegenseitig vom Ast zu schieben.
Bei den Hirschkäfern gilt es, den Rivalen vom Ast runterzustossen (Video: Tammy Bergström):
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Solche Kämpfe können mehrere Stunden dauern. Als Sieger bleibt auf dem Ast, wer am meisten Kraft, Ausdauer und Geschick besitzt. Irgendwann schafft es ein Käfer, einen neuen Griff anzusetzen und den Gegner Stück für Stück auszuhebeln, bis er ihn schliesslich mit einem letzten kräftigen Ruck triumphierend über seinem Kopf hält. Doch wohin nun mit dem hilflosen Gegner? Der Sieger dreht sich um 90 Grad, sodass er quer auf dem Ast steht und lässt ihn einfach fallen. Meist gehen solche Kämpfe für den Unterlegenen glimpflich aus. Es handelt sich um sogenannte Kommentkämpfe, die nicht die Verletzung des Unterlegenen zum Ziel haben. Durch sie soll nur das stärkere Tier ermittelt werden. Der Verlierer räumt freiwillig das Feld. Er erhält woanders eine zweite Chance und Übung macht bekanntlich den Meister.
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