Bei bestimmten Delfinen im Nordmeer besteht ein Name aus einer individuellen Folge von Pfeiftönen. Einzelne Tiere könnten sich so wahrscheinlich gezielt rufen, berichten zwei Meeresforscher der schottischen Universität St. Andrews in den «Proceedings of the National Academy of Sciences» (PNAS).

Es scheine neben dem Menschen der einzige bekannte Fall zu sein, in dem einzelne Artgenossen durch jeweils bestimmte gelernte Lautfolgen direkt angesprochen werden.

Vorstellungsrunde auf hoher See
Grosse Tümmler (Tursiops truncatus) senden wie bislang schon bekannt eigene Signatur-Signale aus – individuelle, in früher Kindheit gelernte Folgen von Pfeiftönen. Treffen sich unbekannte Gruppen von Tümmlern auf hoher See, so tauschen sie diese Signaturen intensiv aus, ganz wie bei einer Gruppe von Menschen, die sich einander vorstellen. Doch werden diese Namen später auch verwendet?

Die Forscher Vincent Janik und Stephanie King folgten nun vor der schottischen Ostküste über Jahre hinweg Gruppen von Tümmlern, nahmen ihre Rufe auf und analysierten sie. Schliesslich spielten sie einzelnen Tieren verschiedene Signaturen vor.

Ergebnis: Die Tiere reagierten nicht auf die Namen anderer Tümmler – seien es fremde oder bekannte. Hörten die Tiere jedoch eine Kopie ihrer eigenen Signatur, antworteten sie sofort.

Intelligenter als Vögel
Die Tümmler erkennen ihren eigenen Namen auch, wenn er von anderen Tieren gepfiffen wird. Dazu müssen diese die Signatur des gerufenen Delfins nachmachen. Solche Rufe waren jedoch nur selten zu beobachten, viel seltener als die Rufe des eigenen Namens.

Dies bedeute dennoch, dass die Tiere die individuellen Signale ihrer Bekannten als echte Namen nutzen, mit denen sie diese ansprechen und ihre Aufmerksamkeit erhalten könnten, schliessen die Forscher. Diese individuelle Ansprache gehe weit über die von Vögeln bekannten Kopien der Laute von Nachbarn hinaus.