Forschung
Warum sind viele Vogelspinnen blau?
Vogelspinnen rufen bei vielen einen gewissen Grusel hervor - doch die Nanostruktur ihrer Härchen könnte bei der Entwicklung neuartiger Farbdisplays hilfreich sein.
Vogelspinnen beeindrucken - durch ihre Grösse, die imposanten Beissklauen und oft auch ihr strahlendes Blau. Die faszinierende Farbe vieler Vogelspinnen entsteht jedoch nicht durch Pigmente. Ursache sind vielmehr unterschiedliche, mehrschichtige winzige Strukturen, sogenannte Nanostrukturen, auf den dichten Haaren der Spinnen.
Das haben US-Forscher jetzt bestätigt, die sich auf die Suche nach Erklärungen für dieses Blau gemacht hatten. Zumindest eines schliessen sie nun aus: Dass die intensive Farbe, anders als etwa bei Schmetterlingen oder Vögeln, bei der Partnerwahl der Taranteln eine Rolle spielt.
Vogelspinnen sehen schlecht
«Obwohl Vogelspinnen acht Augen haben, wie die meisten anderen Spinnen, ist ihr Sehvermögen sehr beschränkt», schreiben Bor-Kai Hsiung von der University of Akron (Ohio) und Kollegen im Journal «Science Advances». Sowohl die Sehschärfe als auch die Wahrnehmungsfähigkeit für blaue Wellenlängen sei gering.
Zudem würden die Vogelspinnen, die teils nur Teile des Körpers blau gefärbt haben, ihre strahlenden Farben bei der Partnerwerbung gar nicht zeigen.Warum also blau? Um dem auf den Grund zu gehen, untersuchten Hsiung und Kollegen 53 von mittlerweile 131 bestimmten Gattungen der Vogelspinnen-Familie (Theraphosidae).
Mit Hilfe von Reflektions-Spektroskopie und Elektronenmikroskop-Techniken fanden sie heraus, dass die blauen Haare diverser Vogelspinnen-Spezies jeweils verschiedene Strukturen aufweisen: Sowohl die äussere Haarform als auch die darunter liegenden Nanostrukturen unterscheiden sich.
So seien manche Härchen glatt, andere wie von Längsröhren umlagert, schreiben die Forscher. Die winzigen Nanostrukturen weisen demnach eine schwammförmige Ordnung auf oder sie liegen in mehreren Schichten übereinander. «In mindestens acht Fällen entwickelte sich die blaue Farbe bei Vogelspinnen unabhängig voneinander.»
Sinn bleibt mysteriös
Zugleich sei das Blau bei allen untersuchten Spinnen überraschend ähnlich. Für die Forscher ist dies ein interessantes evolutionäres Modell der Farbentwicklung - unterschiedliche Wege, identische Wirkung. Der Sinn des Blaus bleibt jedoch weiter mysteriös. Die meisten blauen Taranteln leben im Unterholz von Tropenwäldern. Die dominierenden Lichtstrahlen liegen dort nach Forscherangaben im gelb-grünen Bereich.
Da viele Tiere - auch Fressfeinde - in dem Lebensraum gelb-grün gut erkennen könnten, sei es für Spinnen weniger günstig, in dieser Farbe zu strahlen. Das besondere Blau könne daher eventuell ein Kompromiss sein, nicht von Feinden gesehen zu werden, dafür aber von einem anderen Lebewesen, spekulieren die Wissenschafter. Es sei noch weitere Forschung nötig, dieses zu identifizieren.
Nanostruktur für Elektronik nachbauen
Dem Blau der nachtaktiven Spinnen ist auch gemeinsam, dass es zwar strahlt, aber kaum schillert. Diese Nanostrukturen im Labor nachzubauen, könnte deshalb dabei helfen, neue und energiesparende Weitwinkel-Farbdisplays für Smartphones oder Computer zu entwickeln, hoffen die Forscher.
Vogelspinnen leben vor allem in Süd- und Mittelamerika, in Asien und Afrika. Sie sind nachtaktiv, lauern auf Beute in ihren Netzen und töten sie durch Gift. Für Menschen ist ihr Biss zwar schmerzhaft, aber kaum lebensgefährlich.
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