Forscher vermuten, dass das Pferd vor ungefähr 5500 Jahren domestiziert wurde. Eine Studie der Universität Cambridge aus dem Jahr 2012 fand den Ursprung des domestizierten Pferdes in der westeurasischen Steppe, namentlich in der heutigen Ukraine, dem südwestlichen Russland und Kasachstan. Von dort habe sich das domestizierte Pferd über Europa und Asien ausgebreitet. 

Indem das Pferd vom Menschen in der Landwirtschaft, als Transportmittel und auch in der Kriegsführung genutzt wurde, hat es eine nicht unwesentliche Rolle in der Entwicklung der menschlichen Gesellschaft gespielt. Als Dschingis Khan im 12. Jahrhundert die halbe Welt eroberte, tat er dies auf dem Rücken von Pferden. Ohne seine kleinen, extrem robusten Reittiere wäre ihm das nicht möglich gewesen, wie Historiker Morris Rossabi von der New Yorker Columbia University schreibt. Die DNA von Dschingis Khan findet sich noch heute in 0,5 Prozent der Männer dieser Erde, wie eine vielzitierte Studie aus dem Jahr 2003 herausfand. 

Die Ursprünge des Menschen liegen in Afrika. Warum taten die Menschen dort also nicht das Naheliegende und domestizierten ein potentiell so nützliches Tier wie das Zebra, das auf dem gleichen Kontinent lebte? Die Evolution liefere die Antwort, schreibt Pferdewissenschaftlerin Carol Hall von der englischen Nottingham Trent University in einem Artikel auf der Webseite «The Conversation».  

Zebras wehren sich
Zebras, von denen es in Afrika drei Arten gibt (das Grevy-, das Berg- und das Steppenzebra), seien ausserordentlich gut an ihre Umgebung angepasst. Eine Umgebung, in der es viele Raubtiere gibt. Daher seien Zebras wie alle Pferdeartigen zwar Fluchttiere, hätten aber ein viel wilderes Naturell entwickelt als Pferde und auch Esel, ihre nächsten Verwandten. Bei Angriffen von Raubtieren wie Löwen, Geparden oder Hyänen wehren sie sich mit Zähnen und Hufen. Sie beissen, sie treten aus – ein Tritt eines Zebras kann schon mal einen Löwen in die Flucht schlagen. Und genau weil sich eben Menschen wie die Zebras in Afrika entwickelt haben, war der Mensch für die Zebras, anders als für die Wildpferde der eurasischen Steppen, nichts Neues, sondern einfach eine weitere Bedrohung, gegen die es sich zu wehren galt. 

<drupal-entity data-embed-button="media" data-entity-embed-display="view_mode:media.teaser_big" data-entity-embed-display-settings="[]" data-entity-type="media" data-entity-uuid="040ad70e-a780-4958-8e73-8605bdb86005" data-langcode="de"></drupal-entity>
Walter Rothschild 1895 mit seiner Zebra-Kutsche.
  Bild: Gemeinfrei

Ihr Temperament bewahrte die Zebras also davor, domestiziert zu werden. Und es ist nicht so, dass man es nicht versucht hätte. Berühmte Versuche gab es beispielsweise zur Kolonialzeit. Die Menschen in Afrika wussten längst, dass sich Zebras nicht zähmen lassen, die weissen Besetzer dagegen mussten dies erst noch herausfinden. Einzelne Erfolge konnten sie dann auch verbuchen. Dem britischen Baron, Banker und Zoologen Lionel Walter Rothschild gelang es, Zebras vor seine Kutsche zu spannen und mit ihnen durch London zu fahren, was einiges an Aufsehen erregte.  

Weil aber auch einzelne, gezähmte Zebras immer wieder mit ihrem unberechenbaren Verhalten den Menschen das Leben schwer machten, wurden diese Versuche bald wieder aufgegeben. Das Zebra bleibt wild.