Geflügel
Wenn Weglaufen keine Option ist, wird der Strauss rabiat
Der grösste Vogel der Welt wird 2,5 Meter hoch und läuft 70 Stundenkilometer. Wenn er sich aber dem Kampf stellt, kann das selbst für Löwen blutig enden. Dass er bei Gefahr den Kopf in den Sand steckt, ist hingegen ein Märchen.
Der Afrikanische Strauss (Struthio camelus), welcher zu den Laufvögeln gehört, ist der grösste noch lebende Vogel der Erde. Der Hahn erreicht eine Höhe bis zu 2,5 Metern und kann bis zu 135 Kilogramm schwer werden. Die Hennen sind mit höchstens 190 Zentimetern Höhe und einem Gewicht bis 110 Kilogramm etwas kleiner. Der Afrikanische Strauss ist tagsüber unterwegs und bewohnt offene Landschaften wie Savannen und Wüsten mit kurzem Gras und wenig Baum- und Buschbestand. Im Buschland oder im hohen Gras hingegen fühlt sich der Strauss nicht sicher, da er dort nicht die weite Ebene überblicken und in einem schnellen Spurt ungehindert vor Feinden wie Löwen und Leoparden fliehen kann.
Die Augen des Strausses sind mit einem Durchmesser von fünf Zentimetern die grössten aller Landwirbeltiere, er kann damit sehr gut und weit sehen. Mit seinen langen, kräftigen Beinen kann er bis zu 70 Stundenkilometer schnell laufen. Damit er diese hohe Geschwindigkeit erreicht, hat die Natur dem Strauss als einzigem Vogel nur zwei Zehen geschenkt. Diese beiden Zehen tragen Krallen, wobei die grössere an der inneren Zehe bis zu zehn Zentimeter lang werden kann. Mit seinen kräftigen Beinen und den scharfen Krallen an den Zehen kann sich der Strauss mit einem gezielten Tritt auch sehr gut verteidigen. Dies kann für einen Menschen oder sogar einen Löwen tödlich enden.
Mehr Schutz in der Herde
In der Regel sucht der Strauss sein Heil aber eher in der Flucht, als dass er sich dem Kampf stellt. Gerne gesellen sich Strausse zu Herden von Zebras oder Gazellen, da diese Tiere nach den gleichen Feinden Ausschau halten. Ausserhalb der Brutzeit bilden die Strausse lockere Verbände von etwa fünf, je nach Region auch bis über hundert Tieren. In Wüstengegenden sammeln sich sogar bis über 600 Tiere, da dies dem Einzelnen mehr Schutz bietet und so mehr Zeit zum Fressen bleibt.
Dass der Strauss bei Gefahr seinen Kopf in den Sand steckt, ist allerdings eine Legende. Sie könnte dadurch entstanden sein, dass ein brütender Strauss sich bei Gefahr auf den Boden legt und dabei Hals und Kopf geradeaus streckt, sodass er aus der Entfernung kaum mehr zu sehen ist. Möglich wäre auch, dass man bei der Beobachtung von Straussen auf grössere Distanz den grasenden Kopf in der flirrenden Luft über dem heissen Steppenboden nicht erkennen kann.
Afrikanische Strausse sind vorwiegend Pflanzenfresser, welche am Boden nach Körnern, Gräsern, Kräutern und Blüten suchen. Manchmal sind als Beikost auch Insekten oder Raupen dabei. Nur in Ausnahmefällen werden auch Blätter oder Früchte von Sträuchern oder Bäumen abgelesen. Der Strauss kann seinen Wasserbedarf alleine über die Nahrung aufnehmen und auch längere Dürreperioden problemlos überstehen. Zur besseren Verdauung schlucken Strausse Sand und kleine Steine, welche im Muskelmagen helfen, das Gefressene zu zerkleinern. Manchmal kann bis zu 45 Prozent des Mageninhaltes mit solchen Verdauungshilfen gefüllt sein. Nachts ruhen die Strausse auf dem Boden sitzend, wobei sie die Hälse aufrecht und die Augen geschlossen halten. Nur für kurze Tiefschlafphasen werden Hals und Kopf auf das Rückengefieder oder den Boden gebettet.
Der Straussenhahn hält sich gerne einen Harem von Hennen, wobei eine von ihnen als Haupthenne oft für viele Jahre mit dem Hahn zusammenlebt. Nach der Paarung mit der Haupthenne paart sich der Hahn auch mit einigen Nebenhennen. Die Haupthenne legt als Erste in der vom Hahn vorbereiteten Mulde ihre acht bis zwölf Eier in die Mitte ab. Die Nebenhennen legen je zwei bis fünf Eier dazu, sodass am Ende bis zu 80 der glänzend weissen, bis zu 1,9 Kilogramm schweren Eier in der Nestmulde liegen. Da maximal 20 Eier bebrütet werden können, werden die Überzähligen aus dem Nest entfernt und von Fressfeinden dankbar angenommen.
Bei der Brut wechseln sich Hahn und Henne ab, wobei die Eier am Tage von der Henne und nachts vom Hahn bebrütet werden. Die Nebenhennen werden nach der Eiablage von der Haupthenne vertrieben; sie suchen dann einen neuen Hahn. Nach rund 42 Tagen schlüpfen die etwa 700 Gramm schweren, grau-braun gemusterten Küken. Sie werden durch beide Elternteile betreut, welche sie mit ausgespreizten Flügeln vor zu viel Hitze und vor Regentropfen schützen. Ansonsten folgen die Küken ab dem dritten Tag ihren Eltern überall hin.
Fremde Küken als «Schutzschilde»
Stossen zwei Straussenfamilien in der Savanne aufeinander, so kommt es zu Drohgebärden und nicht selten zu Kämpfen, wobei das siegreiche Paar die Küken des unterlegenen Paares übernimmt. Auf diese Weise kann ein kampfstarkes Elternpaar die Jungtiere etlicher anderer Straussenfamilien um sich sammeln. Es wurde ein Straussenpaar mit mehr als 300 Küken beobachtet. Mit diesem Verhalten sollen bei Raubtierangriffen mit grosser Wahrscheinlichkeit die fremden und nicht die eigenen Küken zum Opfern fallen.
Nur etwa 15 Prozent der Küken erreichen ihr erstes Lebensjahr. Nach drei Monaten tauschen die Jungtiere ihre Daunen gegen das Jugendkleid und sind nach einem Jahr so gross wie ihre Eltern. Weibchen sind mit zwei Jahren geschlechtsreif, Männchen erst mit drei bis vier Jahren, obwohl sie das schwarz-weisse Federkleid erwachsener Hähne schon mit zwei Jahren bekommen. Die Lebenserwartung der Afrikanischen Strausse beträgt in Freiheit etwa 30 bis 40 Jahre, in Gefangenschaft können sie bis über 50 Jahre alt werden. Die Jungtiere verlassen nach drei bis vier Monaten ihre Eltern und schliessen sich mit anderen zu lockeren Verbänden zusammen.
1869 wurden die ersten Afrikanischen Strausse nach Australien auf Farmen gebracht, wo sie recht erfolgreich gezüchtet wurden. Bereits vor 1900 gab es viele verwilderte Strausse. So wurden 1890 in der Nähe von Port Augusta über 600 Tiere gezählt. Der Bestand der verwilderten Tiere nahm jedoch kontinuierlich wieder ab, sodass 1982 nur noch etwa 30 frei lebende Strausse den Australischen Kontinent bewohnten.
Heute werden auch in Europa Strausse auf Farmen in der Regel wegen ihres Fleisches gezüchtet. Gut zu verwerten ist auch das sehr feine, durch Noppen charakteristisch gezeichnete Leder, welches für die Herstellung von Taschen, Kleidungsstücken und anderem verwendet wird.
Rennende Strausse:
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Videoquelle: Nicor / cc-by-saDieser Artikel wurde automatisch auf unsere neue Website übertragen. Es kann daher sein, dass Darstellungsfehler auftreten. Diese können Sie uns mit folgendem Formular melden. Vielen Dank für Ihr Verständnis.
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