Ein Forscherteam um Alexander Kotrschal von der Universität Stockholm hat über mehrere Generationen Moskitofisch-Männchen mit besonders langen und solche mit besonders kurzen Geschlechtsorganen gezüchtet. Bei den Männchen der aus Mittelamerika stammenden Fische mit dem lateinischen Namen Gambusia holbrooki ist eine Flosse zum Begattungsorgan umgewandelt. Diese Penisse erreichen bis zu einem Drittel der Körperlänge. Damit können sie die Weibchen innerlich befruchten.

Zunächst untersuchten die Forscher, ob ein langer Penis die Männchen attraktiver macht, sie damit öfter Vater werden und ob sie das Ding beim Schwimmen stört. All dies war nicht der Fall. «Wir haben aber herausgefunden, dass die Weibchen in den Gruppen, in denen die Männchen längere Genitalien haben, grössere Gehirne entwickelten als die Weibchen, wo die Männchen kurze Penis-Flossen haben», sagte Kotrschal. Offensichtlich sind lange männliche Genitalien und grosse weibliche Gehirne also in einer Population genetisch gekoppelt. Die Studie erschien im Fachjournal "Proceedings B" der Royal Society.

Kontrolle über die Partnerwahl
Durch die grossen Gehirne können sich die Weibchen wohl besser unerwünschten Begattungsversuchen entziehen, meint Kotrschal. Die Moskitofisch-Männchen lassen den Damen nämlich normalerweise keine Wahl und begatten sie hinterrücks. Bei solch einer Quasi-Vergewaltigung sei ein längeres Geschlechtsorgan erwiesenermassen von Vorteil. Bessere kognitive Fähigkeiten würden aber den Weibchen dazu verhelfen, dem auszuweichen und mehr Kontrolle über die Partnerwahl zu erlangen. Vermutlich gäbe es also ein Wettrüsten zwischen Männchen und Weibchen in Beziehungsfragen: Die einen setzen auf einen langen Penis, die anderen auf Intelligenz.