Australien
Wildkaninchen als Retter der Artenvielfalt
Wildlebende Kaninchen werden in Australien als Plage angesehen und sorgen für Millionenschäden an Feldern. Doch sie sind die Lieblingsspeise der verwilderten Katzen. Und die könnten der einheimischen Fauna noch gefährlicher werden.
Ursprünglich sind sie beide Europäer. Und beide beliebte Haustiere. Kein Wunder also, mussten sie bei der Besiedelung Australiens mit dabeisein, die Katze und das Kaninchen. Damals, vor gut 200 Jahren, ahnte noch niemand, dass aus Samtpfote und Langohr dereinst zwei üble Probleme für Australien erwachsen würden.
Die Kaninchen büxten irgendwann, ein paar hundert Generationen ist das wohl her, aus einem Stall aus und vermehrten sich schneller, als das Auge sehen konnte. Heute sind sie eine Plage für die australische Landwirtschaft und richten jedes Jahr Schäden in Millionenhöhe an.
18 Millionen verwilderte Katzen
Schon seit Anfang des 20. Jahrhunderts versuchen die Menschen «Down Under», der Lage Herr zu werden und tun alles, um das Kaninchen wieder von ihrer Insel zu kriegen. Doch weder Abschüsse noch Gift halfen bislang, den Langohren das Fell nachhaltig über dieselben zu ziehen.
Der andere Neuankömmling, die Katze, wäre da vielleicht schon ein probateres Mittel, um die Wildkaninchen in Griff zu kriegen. Sie frisst diese nämlich mit Vorliebe, wenn sie auf die Jagd geht. Und auf die Jagd gehen in Australien neben den 2,7 Millionen Stubentigern gut und gerne 18 Millionen verwilderte Katzen.
Jagd auf bedrohte Arten
Ein Forscherteam um Tim Doherty von der Universität von Perth in Westaustralien fordert die Kaninchen-Jäger nun auf, ihre Bemühungen einzustellen. Denn die Wildkaninchen seien bei den verwilderten Katzen gut aufgehoben. Wie eine neue Studie im Fachjournal «Journal of Biogeography» belegt, richten die Samtpfoten nämlich erheblich grösseren Schaden an, wenn sie keine Kaninchen zum Fressen finden.
In der gross angelegten Studie haben die Wissenschaftler untersucht, wovon sich verwilderte Katzen ernähren. Sie sind zum Schluss gekommen, dass sie, wenn ihr Lieblingsessen fehlt, auf die Jagd nach anderen Säugetieren, aber auch nach Vögeln und Reptilien gehen. Darunter seien auch gefährdete Arten gefunden worden, wie etwa der Bergbilchbeutler oder das Bürstenschwanz-Rattenkänguru, beide laut der Roten Liste der IUCN als «kritisch bedroht» eingestuft.
Weihnachtsinsel wird katzenfrei
Dasselbe gilt für Emoia navitatis, eine kleine Echse, die ausschliesslich auf der zu Australien gehörenden Weihnachtsinsel lebt. Auf der kleinen Insel südlich von Indonesien haben die Behörden nun reagiert. Im August des vergangenen Jahres hat das Umweltministerium kommuniziert, die Katze vollständig von der 2000-Einwohner-Insel zu befreien. Wer dort wohnt, muss sein Büsi kastrieren und darf sich kein neues mehr zulegen.
Im Rest Australiens dürfte es schwieriger werden, die Katze unter Kontrolle zu bringen. Und gegen ein Katzen-Abschuss-Programm haben Tierschützer vermutlich mehr einzuwenden als gegen die selben Massnahmen für Kaninchen. Also empfehlen die Forscher, die Wildkaninchen Australiens am Leben zu lassen – damit sie von Katzen gefressen werden können. Damit müssten die Australier zwar weiterhin grosse Schäden an ihren Getreidefeldern hinnehmen, könnten aber vielleicht verhindern, dass die eine oder andere einheimische Tierart vom Globus verschwindet.
Originalpublikation:
Tim S. Doherty et al.: «A continental-scale analysis of feral cat diet in Australia», Journal of Biogeography (2015).
DOI: 10.1111/jbi.12469
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