Während einer Studie über Kommunikation bei Zebrafinken fiel der Forscherin Mylene Mariette von der australischen Deakin University etwas Kurioses auf. War ein Partner abwesend, sang der beim Nest verbliebene Vogel manchmal alleine weiter, allerdings verwendete er dabei andere Ruf als für seinen Partner. Mariette vermutete, dass diese Rufe dem Ei galten.

Die Forscherin montierte daraufhin kleine Mikrofone in den Nestern und stellte bald fest, dass die Zebrafinken nur in den fünf Tagen vor dem Schlüpfen zu ihren Eiern sangen und dies nur an heissen Tagen, nämlich, wenn es wärmer als 26 Grad war. Um dies zu überprüfen, führte Mariette mit einer Kollegin Experimente durch, in denen sie Eier und Nestlinge in verschiedenen Temperaturen ausbrütete und aufzog, einigen Eiern Rufe der Eltern abspielte und andern nicht. Die ausgeschlüpften Vögel wurden zwei Jahre lang weiterhin beobachtet. 

Dabei stellten die Forscherinnen fest, dass Vögel, die aus Eiern schlüpften, denen die Rufe vorgespielt worden waren, ein anderes Bettelverhalten zeigten und weniger rasch wuchsen, wenn sie in einem heissen Klima aufwuchsen. Ausserdem zeugten sie später selber mehr Nachkommen als ihre Artgenossen, denen die Rufe nicht vorgespielt worden waren. Kleiner zu sein ist bei Hitze von Vorteil, da dann das Oberfläche-zu-Volumen-Verhältnis grösser wird, was es erlaubt, Wärme schneller abgeben zu können. Zebrafinken kommen in trockenen Grassteppen auf den kleinen Sunda-Inseln und Australien vor, ihre Jungen können abhängig von Regenfällen, die garantieren, dass genügend Nahrung wächst, in verschiedenen Temperaturen zur Welt kommen.

Den Nachwuchs programmieren
Ihre Ergebnisse haben die Wissenschaftlerinnen letzte Woche im Fachmagazin «Science» veröffentlicht. Durch Singen zum Nachwuchs als Embryo im Ei, können Zebrafink-Eltern die Entwicklung ihres Nachwuchses quasi auf ein heisses Klima programmieren, schreiben die Forscherinnen in der Studie. Es sei das erste Mal, dass ein solcher temeperaturabhängiger Effekt nachgewiesen worden sei. Ihre Arbeit sei zudem wichtig für ein besseres Verständnis dafür, welche Kapazitäten gleichwarme Tiere haben, sich an eine wärmere Welt anzupassen.

Was für ein Mechanismus dem Ganzen zugrunde liege, darüber könne man nur spekulieren, sagt Mariette zum Online-Portal «IFLScience». «Es gibt aber Studien, die darauf hindeuten, dass Musik und Lärm Hormone beeinflussen können und dies könnte einen Effekt auf die Thermoregulation im Embryo haben.»