Glosse
Der Wert von Tieren
Wann ein Wolf sein Leben lassen muss, entscheidet sich nach der Anzahl toter Nutztiere in seiner Umgebung. Doch wie wertvoll ist das Leben anderer Tierarten? Professor Pseud O. Brehm, Experte für Tierproblematik, hat gerechnet.
Sie haben es vielleicht gelesen: Im Wallis darf erneut ein Jungwolf abgeschossen werden. Das ist gemäss dem Bundesamt für Umwelt (BAFU) rechtens, nachdem in der Region 15 Schafe innert vier Monaten gerissen wurden. Denn so lautet der Tarif für Jungwölfe im Rudel laut dem Konzept Wolf Schweiz: Ab 15 Nutztieren darf zur Jagd geblasen werden. Oder anders formuliert: Ein Wolfsleben ist so viel Wert wie 15 Schafleben. Potenzmittel
Nun hängt der Wert von Tieren (analog zu demjenigen von Waren) auch vom Angebot ab. Seltene Tiere werden höher bewertet und umgekehrt. Und so ist der Tarif für Wölfe gesunken, als sich herausstellte, dass im Wallis nicht nur drei, sondern vier Jungwölfe lebten. Deshalb darf nun auf das Konto der 15 toten Schafe ein zweiter Wolf gejagt werden. Der aktuelle Kurs lautet also: 2 junge Wölfe für 15 Schafe; 1 Wolf entspricht demnach 7,5 Schafen.
Der Bund nennt nur gerade für Wolf und Luchs so konkrete Zahlen (ein Luchsleben entspricht 15 Schafleben). Ich habe nun aber einige Berechnungen für andere Raubtiere durchgeführt. Ein mittelgrosser Hund von 20 Kilogramm Gewicht braucht täglich rund 320 Gramm Fleisch. Bei einer Lebenserwartung von 12 Jahren kommt er auf 1400 Kilogramm Fleischkonsum, was dem Schlachtgewicht von 37 Schwarznasenschafen entspricht. Ein Hund ist damit deutlich wertvoller als ein Wolf, was sich auch mit unserer gefühlsmässigen Einschätzung trifft.
Eine Katze wiederum frisst bei 120 Gramm Fleisch pro Tag in zwölf Lebensjahren knapp 14 Schafe. Solche Vergleiche werden relevant, wenn Wölfe Katzen angreifen, wie dies 2015 im Graubünden angeblich der Fall war («20 Minuten hat berichtet»). Gemäss unserer Berechnung ist mit einer tote Katze also das Limit von 15 Schafen, das die Dezimierung eines Wolfsrudels legitimiert, gerade noch nicht erreicht. Ab zweien hingegen dürften die Jäger abdrücken. Allerdings ist die rechtliche Lage kompliziert; Wolfsfreunde könnten argumentieren, dass der Wolf durch das Töten einer Katze, die in der Mitte ihres Lebens stand, den sieben Schafen das Leben rettete, die sie bis zum Lebensende noch gefressen hätte.
Beziehen wir zum Schluss noch den Menschen in die Berechnung ein. Allein durch unseren jährlichen Fleischkonsum von über 50 Kilogramm pro Kopf kommen wir in der Schweiz auf ein Lebenssaldo von 112 Schwarznasenschafen. Wenn wir dazu die Tiere addieren, die im Verkehr, in Tierversuchen, durch das Schwinden des Lebensraums und durch den Klimawandel sterben, sieht die Bilanz noch extremer aus. Offenbar sind wir Menschen sehr wertvoll. Oder wir werden über unserem Wert gehandelt.
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