Barren-Ringelnatter
Eine «neue» Schlange für die Schweiz
Die Barren-Ringelnatter ist keine Unterart der Ringelnatter, sondern eine eigene Art, fanden Forscher heraus. Damit erhöht sich die Zahl der in der Schweiz lebenden Schlangen auf neun.
Die Ringelnatter ist sowohl in der Schweiz als auch in Europa weit verbreitet. Mehrere Unterarten gibt es von ihr, in unserem Land leben zwei davon – dachte man bis jetzt. Die Ringelnatter Natrix natrix natrix im Osten und die Barren-Ringelnatter Natrix natrix helvetica im Westen. Ein internationales Forscherteam des Senckenberg-Instituts in Dresden mit Beteiligung aus der Schweiz hat nun in den Gebieten Europas, in denen verschiedene Unterarten gemeinsam vorkommen, genetische Untersuchungen durchgeführt und dabei festgestellt, dass die Barren-Ringelnatter als eigene Art betrachtet werden muss. Die neue Art bekommt den wissenschaftlichen Namen Natrix helvetica. Die Studie wurde am Montag im Fachjournal «Scientific Reports» veröffentlicht.
Das heisst, dass in der Schweiz nicht zwei Unterarten der Ringelnatter, sondern zwei verschiedene Arten von Ringelnattern leben. «Das bedeutet nicht, dass jetzt mehr Schlangen in der Schweiz leben, ein Teil der Tiere trägt einfach einen neuen Namen», erklärt Andreas Meyer, Reptilienexperte bei der Koordinationsstelle für Amphibien- und Reptilienschutz in der Schweiz (Karch). Er gehe davon aus, dass die Barren-Ringelnatter ihren deutschen Namen behalten wird, während Natrix natrix natrix wohl den Namen «Nördliche Ringelnatter» erhalten wird.
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Bild: Melita Vamberger |
Wie der wissenschaftliche Name schon andeutet, ist die Barren-Ringelnatter Natrix helvetica hierzulande die häufigere Ringelnatter-Art. «Im weitaus grössten Teil der Schweiz lebt nur Natrix helvetica», sagt Meyer. «In der Nordostschweiz, namentlich in den Kantonen Schaffhausen, Thurgau, St. Gallen und im Nordosten von Zürich lebt Natrix natrix natrix, respektive Tiere, die genetische Merkmale beider Arten zeigen, also Hybriden.» Gesamteuropäisch sei das Gebiet, in dem Hybriden gefunden werden klein, liege aber zufälligerweise auch in diesen Kantonen der Nordostschweiz.
Schwierige Unterscheidung
Die beiden Ringelnatter-Arten seien für Laien nicht einfach zu unterscheiden, sagt Meyer. «Am auffälligsten ist die namensgebende «Barrenzeichnung von Natrix helvetica – senkrecht oder leicht schräg stehende Balken entlang der Körperflanken.» Bei der «Nördlichen Ringelnatter» fehlen diese Barren, die Zeichnung besteht meist nur aus dunklen Punkten oder Flecken. Allerdings kann die Barren-Ringelnatter auch ganz schwarz sein. Bei beiden Arten können sehr alte Weibchen die stattliche Länge von 120 bis 130 Zentimetern erreichen, während die Männchen kleiner sind und immer weniger als einen Meter lang sind.
Für den Schutzstatus beider Arten hat die neue Namensgebung übrigens keine unmittelbaren Konsequenzen, denn das Natur- und Heimatschutzgesetz (NHG) von 1967 stellt alle einheimischen Reptilien- und Amphibienarten automatisch unter Schutz. In der aktuellen Roten Liste von 2005 sind beide Ringelnatter-Arten getrennt aufgeführt, auch wenn sie noch als Unterarten evaluiert wurden. Die Barren-Ringelnatter gilt als «potentiell gefährdet», die seltenere «Nördliche Ringelnatter» als «stark gefährdet».
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