Goffin-Kakadus
Gefiederte Handwerker
In einem Wiener Forschungslabor macht sich eine Gruppe von Goffin-Kakadus einen Namen als Werkzeugbauer. Die Papageienvögel zeigen damit ihre Intelligenz – und belohnen sich selber mit leckeren Nüssen.
Goffin-Kakadus gehören nicht nur zu den intelligentesten Papageien, sondern wahrscheinlich zu den intelligentesten Tieren auf der Welt überhaupt. Gerade in Sachen Werkzeuggebrauch und -herstellung spielen sie in der Champions League der Tiere.
Bei Goffin-Kakadus handelt es sich um eher kleine Vertreter der Familie der Kakadus. Die klugen Vögel sind durch ihr schneeweisses Gefieder gekennzeichnet und kamen früher ausschliesslich auf der indonesischen Inselgruppe Tanimbar vor: Mittlerweile hat man sie aber auch anderswo in Indonesien, in Singapur und Puerto Rico eingeführt, wo die Papageienvögel nun auch wild lebende Populationen bilden.
Goffin-Kakadus sind äusserst verspielt, neugierig und sehr intelligent. Und genau deshalb werden am Messerli-Institut der Veterinärmedizinischen Universität in Wien die Intelligenz und die kognitiven Fähigkeiten der Kakadus seit rund 8 Jahren mit verschiedenen Experimenten überprüft. Der Hauptfokus der Untersuchungen liegt dabei auf dem Werkzeuggebrauch der Vögel.
Wie geschickt die Kakadus Werkzeuge einsetzen können, konnten die Wiener Forschenden gleich am Anfang ihrer Experimente bei einem ihrer Labor-Kakadus beobachten. Der Vogel wollte nämlich eines Tages an eine Nuss herankommen, die deutlich ausserhalb seiner Reichweite lag. Um diese Distanz zu überbrücken, hat der kluge Kakadu mit seinem kräftigen Schnabel längliche Streifen aus einem Holzbrettchen oder einem Kartonstück geknabbert. Und mithilfe dieser künstlichen Schnabelverlängerung konnte er sich die Nuss dann angeln.
Beitrag des ORF zu den Goffin-Kakadus
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Schlösserknacken in fünf Schritten
Er hat also nicht nur ein Werkzeug genutzt, sondern es auch selbst hergestellt. Und genau dieses Verhalten zeigten bald auch die anderen Kakadus. Mehr noch: Nach Gebrauch warfen die Kakadus ihr neues Werkzeug nicht einfach weg, sondern behielten es für spätere Zwecke. Die Kakadus hatten nämlich rausgefunden, dass die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler immer wieder neue, vertrackte Experimente ausheckten, um die Vögel auf die Probe zu stellen. Ging es dann wieder einmal darum, eine Nuss zu angeln, konnten die Kakadus ihr Werkzeug einfach wieder hervorzaubern und hatten leichtes Spiel. Die Vögel trugen das Holzstückchen übrigens stets mit sich herum und passten gut auf, dass es ihnen nicht abhandenkam.
In einem anderen Experiment haben die Goffin-Kakadus gezeigt, dass sie sogar in der Lage sind, Schlösser zu knacken («Tierwelt online» berichtete). Das Forscherteam um Biologin Alice Auersperg konfrontierte die schlauen Vögel im Labor mit einem Holzkasten, in dem hinter einer Glasscheibe – also gut sichtbar für den jeweiligen Kakadu – eine leckere Nuss lag.
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Die Holz-Box war mit fünf Verschlussmechanismen gegen einen Zugriff des Kakadus gesichert. Und jedes Schloss blockierte noch zusätzlich das nächste Schloss in der Serie. Der Kakadu musste die Schlösser also nicht nur knacken, sondern auch noch die richtige Reihenfolge herausfinden, um endlich an die Nuss ranzukommen. Der genaue Ablauf dazu klingt selbst für uns Menschen kompliziert: Zuerst einen Stift herausziehen, dann eine Schraube aufdrehen, einen Bolzen entfernen, ein Rädchen drehen und zum Schluss noch einen Riegel öffnen.
Erstaunlicherweise haben viele Kakadus diese komplexe Aufgabenstellung sehr schnell gelöst. Ein Goffin-Kakadu-Männchen namens Pipin hat das beispielsweise in weniger als zwei Stunden hingekriegt – ohne jede Hilfe. Andere Vögel haben es nur geschafft, wenn sie zuvor einem erfolgreichen Kakadu-Schlossknacker zugeschaut hatten. Kakadus lernen also durch Zuschauen.
Der richtige Schlüssel zum Schloss
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Figaro als Lehrmeister
Aber die weissen Vögel können noch mehr: Sie bringen sich gegenseitig den Werkzeuggebrauch aktiv bei. Das haben die Forschenden mit einem Experiment herausgefunden. Sie teilten im Labor Goffin-Kakadus in zwei Gruppen von jeweils sechs Vögeln ein. Eine Gruppe bekam als «Lehrmeister» einen Kakadu namens Figaro zugeteilt, der bereits die Technik beherrschte, Nüsse mithilfe eines Holzstäbchens aus einer Box zu angeln: Die zweite Gruppe konnte dagegen nur das Prinzip angucken: Die Vögel sahen dabei zu, wie ein magnetgesteuertes Werkzeug die Nuss angelte. Also ohne Lehrmeister Figaro.
Auf diese Weise war ersichtlich, ob die «Schüler-Kakadus», um zu lernen, an die Nuss heranzukommen, nur beobachten müssen, wie das Werkzeug funktioniert, oder ob sie einen Lehrmeister dazu benötigen. Und siehe da: Ohne Figaros Vorbild lernten die Kakadus die Technik nicht. In der freien Natur hat man bisher noch keinen Werkzeuggebrauch bei Goffin-Kakadus beobachtet. Vermutlich, weil es dort nicht die gleich schwierigen Nüsse zu knacken gibt wie im Labor.
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