Gottesanbeterin
Die Kannibalin im Wohnzimmer
Gottesanbeterinnen sind hauptsächlich dafür bekannt, ein bisschen unheimlich auszusehen und ihre Liebhaber zu verspeisen. Die grazilen Insekten sind jedoch auch ein zunehmend beliebter exotischer Blickfang in den heimischen Wohnungen. Wir erklären, was man rund um die Haltung der Fangschrecke wissen muss.
Ein bisschen wie Ameisen muten die kleinen Nymphen an, aus denen mal stattliche Gottesanbeterinnen werden sollen. Mit jeder Häutung werden die Tiere grösser und entwickeln sich schliesslich zu den beeindruckenden, bizarren Fangschrecken. Ihr erstes Beinpaar ist zu Fangbeinen umgewandelt, die sie in einer lauernden Position so aussehen lassen, als würden sie beten. Die weltweit verbreiteten zahlreichen Arten der Mantiden sind nicht nur ein echter Hingucker, sondern auch interessante Tiere zum Beobachten im heimischen Terrarium.
Die artgerechte Haltung ist wie bei allen Haustieren auch bei der Gottesanbeterin das A und O. Sie liebt Wärme und braucht je nach Art eine Temperatur von 20 bis 35 Grad. Die einzelgängerischen Tiere sollten allein in einem Terrarium von mindestens 20 Zentimetern Länge, 20 Zentimetern Breite und 30 Zentimetern Höhe gehalten werden, welches mit Klettermöglichkeiten bestückt ist.
Um Stickluft zu vermeiden, sollte das Terrarium mit zwei Lüftungsflächen versehen sein. Ein Deckel aus Gaze dient dabei doppelt auch als Möglichkeit für die Insekten, sich festzuhalten und kopfüber zu hängen. Ein paar Pumpstösse aus einer Sprühflasche versorgen Boden, Pflanzen und Gottesanbeterin mit Feuchtigkeit. Die meisten Arten sind so einfach zufriedenzustellen.
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Als perfekte visuelle Jägerin ist die Gottesanbeterin auf Lebendfutter angewiesen. Geschickt schleicht sie sich an angebotene Heimchen und Fliegen an, um sie dann blitzschnell mit ihren mit Dornen besetzten Fangarmen zu erbeuten. Auch kleine Heuschrecken und Schaben schmecken der Gottesanbeterin, solange sie kleiner sind als sie selbst.
Generell kann man die Fangschrecken kaum überfüttern. Jedoch kann es passieren, dass die Beutetiere sich zu lange im Terrarium aufhalten und sich dort häuslich einrichten, was spätestens dann zum Problem wird, wenn sich die Gottesanbeterin ungestört häuten können muss. Daher empfiehlt es sich, alle zwei bis drei Tage immer nur so viele Futtertiere anzubieten, wie die Gottesanbeterin fressen kann.
Standorttreue und grosse Arten kann man alternativ zum Terrarium auch frei auf einer Zimmerpflanze halten. Ein auf die Pflanze gerichteter Spotstrahler sorgt dabei für die gewünschte Temperatur. Hier müssen die Futtertiere allerdings mit einer Pinzette angeboten werden, denn wer möchte schon Schaben, Heuschrecken und Co. frei bei sich im Zimmer herumkrabbeln lassen?
Zu beachten ist, dass die Männchen meistens flugfähig sind und sich dabei nicht unbedingt an den angebotenen Standort halten. Auch Weibchen können sich auf Wanderschaft begeben, weswegen ein gewisser Abstand zwischen der Pflanze und Wand, Vorhängen und Möbeln eingehalten werden sollte. Wer andere Haustiere wie Hund oder Katze im Haus hat, sollte auf eine Freihaltung lieber verzichten. Zu schnell fallen die Insekten sonst dem Jagdtrieb ihrer vierbeinigen Mitbewohner zum Opfer.
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Gottesanbeterinnen selbst können zu Kannibalen werden, weswegen man die Tiere nur einzeln halten sollte. Die Männchen werden nach der Paarung in der Regel verspeist, und auch weiblicher Konkurrenz gegenüber verhalten sich die Tiere meist aggressiv. Männchen haben oft schlankere, längere Hinterleibe als Weibchen, und je nach Art besteht auch ein beachtlicher Grössenunterschied zu Ungunsten des Männchens.
Nach der oft mehrere Stunden dauernden Paarung legt das Weibchen ihre Eier in einer sogenannten Oothek ab. Dieses schaumige Nest sieht aus wie ein Kokon und schützt die Eier bis zum Schlupf der Nymphen. Mantiden aus gemässigten Zonen legen die Oothek im Herbst und sterben kurz darauf. Die Eier ruhen bis zum nächsten Frühling, wenn die Nymphen schlüpfen und sich mehrfach bis zur ausgewachsenen Gottesanbeterin häuten. Wie viele andere Insekten betreiben auch die Fangschrecken keine Brutpflege, im Gegenteil: Entfernt man das Nest nicht schnell genug aus dem Terrarium, so frisst das Weibchen durchaus auch die frisch geschlüpften Jungtiere.
Die Oothek kann man stattdessen in ein separates mit Gaze gedecktes Glas geben und die Jungtiere je nach Art auch meist bis zur vierten Häutung zusammenhalten. Die winzigen Nymphen fressen in den ersten Stadien am liebsten Fruchtfliegen, und nicht alle überleben bis ins Erwachsenenalter. Eine Häutung kann durchaus auch einmal fehlschlagen, sodass eine Gliedmasse abgeschnürt wird oder das ganze Tier stecken bleibt. Je ungestörter die Nymphen bei der Häutung sind, desto besser. Sind die Tiere erstmal ausgewachsen, beginnt der Zyklus von vorne.
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Wie bei allen Haustieren sollte auch bei der Gottesanbeterin die Anschaffung gut überlegt sein. Obwohl sie relativ anspruchslos ist, braucht auch sie spezielle klimatische Bedingungen, Futter und Pflege. Die Lebensdauer der Fangschrecken beträgt in Gefangenschaft je nach Art und Geschlecht bis zu zwei Jahren. Sie sind keine Streicheltiere und mögen es nicht unbedingt, auf die Hand genommen und herumgetragen zu werden.
Das Fangen und Halten der einheimischen Europäischen Gottesanbeterin (Mantis religiosa) ist übrigens verboten. Das Insekt des Jahres 2017 ist in der Schweiz als bedrohte Art geführt. Tiere, die man im Terrarium oder auf einer Zimmerpflanze halten kann, erhält man dagegen recht einfach im Fachhandel oder über Kleinanzeigen von Hobbyzüchtern.
Indische Riesengottesanbeterin
Hierodula membranacea
Verbreitung: Süd- und Südwestasien
Habitat: Feuchtwarme Tropenwälder
Temperatur: 20 bis 30 Grad
Grösse: 9 bis 10 Zentimeter
Sonstiges: Typische Anfängerart, kann frei auf einer Zimmerpflanze gehalten werden
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Kleine Teufelsblume
Blepharopsis mendica
Verbreitung: Türkei, Kanaren, Nord- und Ostafrika, Südwestasien
Habitat: Trockene Wälder, Felsen, Halbwüste
Temperatur: 28 bis 35 Grad
Grösse: 5 bis 6 Zentimeter
Sonstiges: Mag es heiss und trocken
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Orchideenmantis
Hymenopus coronatus
Verbreitung: Zentral- und Südostasien
Habitat: Regenwald, gern auf Orchideen
Temperatur: 24 bis 29 Grad
Grösse: 4 bis 9 Zentimeter
Sonstiges: Empfindliche Art mit hohem Anspruch an das Haltungsklima
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Afrikanische Blütenmantis
Pseudocreobotra wahlbergii
Verbreitung: Ost- und Südafrika
Habitat: Auf Blüten und Blumen
Temperatur: 20 bis 28 Grad
Grösse: 4 bis 5 Zentimeter
Sonstiges: Droht gerne und zeigt ihre Augen-flecken auf den Flügeln
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Geistermantis
Phyllocrania paradoxa
Verbreitung: Ost- und Südafrika
Habitat: Trockene Sträucher
Temperatur: 20 bis 29 Grad
Grösse: 5 Zentimeter
Sonstiges: Sieht aus wie ein verdorrtes Blatt
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