Hunde
Scheinträchtigkeit bei der Hündin
Viele Halter kennen es: Wochen nach der Läufigkeit schwellen die Zitzen der Hündin an, sie ist unruhig, in der Familie anhänglicher und gegenüber Artgenossen aggressiver. Das Tier ist scheinträchtig – was kann man dagegen tun?
Querida ist eine lebhafte, anhängliche 7-jährige Hovawarthündin, die sich mit anderen Hunden gut verträgt. Unkompliziert zu halten und immer für ein Spässchen zu haben. Doch immer mal wieder, jeweils so acht, neun Wochen nach der Läufigkeit, ist sie für rund drei Wochen ein anderer Hund: Rastlos, unlustig, bisweilen teilnahmslos zieht sie sich mit ihren Spielsachen auf ihr Plätzchen zurück, klaut Kissen, wühlt in Teppichen und Decken, frisst kaum noch, sucht immer wieder die Nähe zu ihren Bezugspersonen und weist sogar ihre liebsten Hundefreunde kaltschnäuzig ab.
Queridas Gesäuge ist angeschwollen, hat sogar ein bisschen Milch, und die Hündin benimmt sich wie eine (werdende) Mutter, obwohl sie gar nicht gedeckt wurde. Das kann nur eines bedeuten: Sie ist scheinträchtig.
Scheinträchtigkeit ist keine Krankheit
Das Phänomen tritt bei unkastrierten Hündinnen recht häufig auf, jeweils ab etwa vier bis neun Wochen nach der Läufigkeit, und dauert gegen drei Wochen an. Es äussert sich durch Vergrösserung des Gesäuges eventuell verbunden mit Einschiessen von Milch, zunehmender Leibesfülle trotz abnehmendem Appetit, Rastlosigkeit, Mattigkeit und «Nesten» wie Anschleppen von Decken und Spielsachen und sich darin Einkuscheln. Scheinträchtigkeit – in der Fachsprache Pseudogravidität genannt – ist keine Krankheit und aus biologischer Sicht eine natürliche Erscheinung.
Ob die Hündin gedeckt wurde oder nicht, gegen Ende der neun Wochen «theoretischer Tragzeit» nimmt die Konzentration des sogenannten Trächtigkeitshormons Progesteron ab, und der Spiegel des Milch fördernden Hormons Prolaktin steigt. Diese hormonelle Umstellung ist identisch mit der hormonellen Umstellung, die am Ende einer normalen Trächtigkeit auftritt. Bei den Vorfahren der Hunde, den Wölfen, macht die Scheinträchtigkeit inklusive Milchproduktion durchaus Sinn: Im Wolfsrudel bekommt ausschliesslich die Leitwölfin Junge. Die anderen Wölfinnen helfen bei der Welpenaufzucht, indem sie als Betreuerinnen und Ammen mitwirken.
Bei milden Fällen hilft Ablenkung, bei schweren Fällen nur die Kastration
Ob Zuchthündin oder nicht: Alle unkastrierten Hündinnen haben denselben hormonellen Zyklus. Und recht viele von ihnen haben das Problem der Scheinträchtigkeit, das eigentlich in aller Regel gar kein Problem ist. Auch Hovawartdame Querida ist eine Zuchthündin. Und selbst wenn sie während der Läufigkeit bei keinem Rüden war, kann es vorkommen, dass sie mehr oder weniger ausgeprägte Trächtigkeitssymptome zeigt. Milde Symptome bedürfen keiner tierärztlichen Behandlung. Es versteht sich aber von selbst: Wenn die durch die Scheinträchtigkeit hervorgerufene Milchproduktion eine Entzündung der Milchdrüsen verursacht oder wenn der Verdacht einer Gebärmutterentzündung besteht – also Schmerzen, Fieber oder abnormaler Scheidenausfluss auftreten –, ist unverzüglich der Tierarzt aufzusuchen.
Ebenso ist übermässige Aggressivität, zum Beispiel gegenüber Familienmitgliedern, tierärztlich zu behandeln. Die landläufige Meinung, dass Hündinnen, die geworfen hätten, nicht mehr scheinträchtig würden, ist ein Ammenmärchen. Die einzige Therapie von scheinträchtigen Hündinnen mit schweren Symptomen ist die Kastration.
In weitaus den meisten Fällen leidet eine scheinträchtige Hündin unter milden Symptomen, die bei Bedarf mittels Homöopathie, Phytotherapie oder Bachblüten behandelt werden können. Erfahrungsgemäss ist Ablenkung die beste Therapie; etwa die Spaziergänge verlängern, die Hündin mit viel Abwechslung beschäftigen, öfters mitnehmen, wenn man ausser Haus geht. Es empfiehlt sich zudem, die Spielsachen wegzunehmen und Ordnung zu machen, wenn die Hündin ihr «Nest» verlassen hat. Und es ist darauf zu verzichten, die Hündin in ihrem Ausnahmezustand zu bemitleiden oder zu verhätscheln. Achtung: Gut gemeinte Gesäuge-Massagen sind zu unterlassen, denn damit wird die Milchproduktion noch mehr angeregt.
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