Papageien der Karibik scheinen weltpolitisch eine entscheidende Rolle gespielt zu haben. Am 3. August 1492 stach Christoph Kolumbus mit drei Karavellen in See, um über den Atlantik westwärts bis Indien zu gelangen. Im Bericht des Dominikanermönchs und späteren Bischofs der spanischen Kolonien in der neuen Welt, Bartolomé de las Casas, heisst es, dass es in der Nacht vom 6. zum 7. Oktober zu Auseinandersetzungen über den einzuschlagenden Kurs zwischen Kolumbus und seinem Begleiter Martin Alonso Pinzón kam.

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 Eine Kolumbus-Statue.
 Bild: Lars Lepperhoff

Pinzón meinte, man müsse nach Südwesten drehen, denn er hatte am Abend eine Schar von Papageien in diese Richtung fliegen sehen und vermutete, dass sie zum Land strebten, um zu schlafen. Kolumbus hingegen wollte nach Westen weitersegeln. Die Papageien gaben aber den Ausschlag, und Kolumbus liess nach Südwesten drehen. Wäre er nach Westen gesegelt, wäre er auf Nordamerika getroffen und man spräche heute dort nicht englisch, sondern spanisch. 

Die Papageien wurden von den Spaniern als «Boten Gottes» bezeichnet. Sie sollen, wie Las Casas berichtete, «die ganze Nacht hindurch nach Südwesten geflogen sein». Ob es sich dabei um Amazonen oder überhaupt um Papageien gehandelt hat, ist hingegen nicht bekannt, denn Kolumbus schrieb in seinem Bordbuch lediglich von Vögeln.

Als die Seefahrer am Freitag, 12. Oktober 1492 dann tatsächlich auf der Koralleninsel Guanahani, dem späteren San Salvador, landeten, stiessen sie tatsächlich auf Papageien, und zwar auf eine Unterart der Kuba-Amazone (Amazona leucocephala), die einst auch auf vielen vorgelagerten Inseln verbreitet war. 

 

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 Bild: Lars Lepperhoff  

Kuba-Amazone
Diese Amazone war wohl die erste der neuweltlichen Papageien, die mit den spanischen Entdeckern nach Europa gelangte. Unterarten bewohnen noch heute vorgelagerte Inseln. Die Nominatform (Amazona leucocephala leucocephala) sowie die Westliche Kuba-Amazone (Amazona leucocephala palmarum) leben in dichten Laub- und Nadelwäldern, die von Palmensümpfen durchzogen sind. Auch in Mangroven kommen sie vor.

Kuba-Amazonen sind unter Menschenobhut gut verbreitet. Ihre Nachzucht gelingt, wenn auch immer auf die Aggressivität des Männchens geachtet werden muss. Gerade in kleinen Volieren kann es, wenn es im Zuchttrieb ist, den Weibchen zu sehr nachstellen. 1981 gelang Mario Albek in Montagnola TI die Schweizer Erstzucht. 

 

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  Bild: Lars Lepperhoff

Rotspiegelamazone 
Jamaika ist die Heimatinsel der Rotspiegelamazonen (Amazona agilis). Die ehemals häufige Art kommt nur noch in entlegenen Kalksteinbergen im Inselinnern vor. Neben dem Verlust des Lebensraumes wird in ihrem Herkunftsgebiet auch Bauxit (Aluminium-Erz) abgebaut. In Menschenhand ist diese vornehmlich grüne Amazone kaum verbreitet. Einst war es schwierig, Rotspiegelamazonen einzugewöhnen. Darum sind sie nur bei wenigen Spezialisten verbreitet, etwa beim französischen Züchter Emmanuel Naulleau oder im Loro Parque auf Teneriffa.

Einst beschäftigte sich der Amazonenzüchter Ramon Noegel aus Florida, USA, mit dieser Art. Er berichtete: «Was diesem Papagei an Farbe fehlt, macht er mit seiner Persönlichkeit und seinem Verhalten wett.» Noegel beschreibt ein aussergewöhnliches Kopulationsverhalten, während dem das Weibchen still sitzt, einige Laute von sich gibt, und das Männchen förmlich über es springt. Dies könne bis zu 30 Minuten lange dauern. 

Vor eineinhalb Jahren wurden am Flughafen Wien vom Zoll geschmuggelte Eier sichergestellt. Im Tierpark Schönbrunn in Wien schlüpften aus diesen Eiern in Inkubatoren teilweise auch Rotspiegelamazonen, die aufgezogen wurden. 


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 Bild: Lars Lepperhoff

Jamaika-Amazone 
Auch das Verbreitungsgebiet der Jamaika-Amazonen (Amazona collaria), die einst im gesamten Inselinnern verbreitet war, ist auf wenige Gebiete geschrumpft. Die Gesamtpopulation wird aber noch auf zwischen 10 000 und 20 000 Vögel geschätzt.

Jamaika-Amazonen sind grosse Raritäten unter Menschenobhut. Ihre Nachzucht gelang nie in grossem Stil. An der nationalen Ausstellung der Exotis Schweiz im Jahre 2011 war ein Paar in Pfäffikon SZ zu sehen. Schon 1983 gelang Arthur Fricker aus Villmergen die Schweizer Erstzucht. 

 

 

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 Bild: TJ Lin/Flickr/CC-BY-SA

Blaukronenamazone 
Das frühere Hispaniola ist heute in Haiti im Westen und die Dominikanische Republik im Osten geteilt. Da in Haiti praktisch die gesamten Wälder abgeholzt wurden, ist die Blaukronenamazone (Amazona ventralis)  dort kaum noch vorhanden. Die Dominikanische Republik aber hat schon früh Waldschutzgesetze erlassen. Dennoch sind heute nur noch 8 Prozent des Waldgebietes erhalten, das einst 80 Prozent der Insel bedeckte. Seit 1975 sind die Blaukronenamazonen in der Dominikanischen Republik geschützt. 

1979 züchtete Heinz Fink die Art in der Schweiz zum ersten Mal. Auch bei Blaukronenamazonen, die einige Systematiker den Kuba-Amazonen nahestellten, muss das Männchen im Auge behalten werden, da es gegenüber dem Weibchen aggressiv sein kann. Grosse Volieren mit Sichtschutz helfen. Andernfalls sollten in der aggressiven Phase die Schwingen des Männchens einseitig etwas beschnitten werden, sodass es eine grössere Anstrengung bedeutet, wenn es dem Weibchen folgen will. 


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 Bild: Tom MacKenzie

Puerto-Rico-Amazone
Ausserhalb des Zuchtprogramms auf der namensgebenden Insel wird die Puerto-Rico-Amazone nicht gehalten. Es ist eine stark gefährdete Art mit dem kleinsten Freiheitsbestand aller vorgestellten Amazonen. Sie lebte einst mit Ausnahme des trockenen Küstenstreifens im Süden in allen Wäldern und auch in den Mangroven. Zogen einst grosse Schwärme über die Insel, gab es zeitweilig nur noch etwa 20 Vögel im Freiland. Bis 2004 wurden aus den Rio-Abajo-Volieren etwa 40 nachgezogene Exemplare freigelassen, von denen die Hälfte überlebte. Dank strengem Schutz konnte die Art zwar vor dem Aussterben gerettet werden, doch der Bestand erholt sich nur schleppend. Im Jahr 2000 befanden sich über 100 Amazonen in zwei Volierenbeständen auf der Insel. 2001 wurde jedoch die Hälfte dieser Vögel gestohlen. Puerto-Rico-Amazonen sind vornehmlich grün, ähnlich gross wie Blaukronenamazonen und haben eine rote Stirn.