Auch wenn Hauskaninchen in vielen Farben und Formen daherkommen – ihr Verdauungsapparat unterscheidet sich kaum von dem der Wildkaninchen. Gräser, Kräuter, Blätter und gelegentlich auch Zweige und deren Rinde machen die Nahrung der wilden Mümmelmänner aus. Kaninchen haben einen Stopfmagen. Damit Nahrung durch den Darm passieren kann, muss kontinuierlich Futter nachrücken. Bis zu 80 kleine Mahlzeiten nehmen die Tiere daher täglich zu sich.

Gesunde Kaninchen sind diejenigen, die aus einem abwechslungsreichen Buffet auswählen können. Als Selektierer sie sind darauf spezialisiert, leicht verdauliche Pflanzenbestandteile aus ihrem Nahrungsangebot herauszupicken. Das natürlichste Futter für die Haustiere besteht aus einer vielfältigen Mischung von frisch gesammelten Gräsern, Wildkräutern und Blättern. Als Berechnungsgrundlage gilt: 150 bis 200 Gramm Grünfutter pro Kilogramm Körpergewicht sind ideal. Kaninchen, die sich Wiesengrün nicht gewöhnt sind, sollten anfangs nur mit kleinen Mengen angefüttert werden, die kontinuierlich gesteigert wird.

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Ungespritzte Äste von ungiftigen Baumarten werden sehr gerne angenommen. Als Leckerli bieten sich ab und zu kleine Mengen an Obst wie Beeren, Äpfeln oder Birnen an. Heu ist als gute Rohstoffquelle ein ergänzendes Futtermittel und sollte den Tieren immer zur freien Verfügung stehen. Hier ist die Qualität entscheidend: Verschiedene Pflanzenarten, eine grüne Farbe und ein frischer Duft nach Kräutern sind Merkmale für qualitativ gutes Heu. Bedenken Sie, dass die Tiere auch hier selektieren werden. Zwingen Sie Ihre Tiere deshalb durch Fasten nicht dazu, Heu komplett aufzufressen, sondern wechseln Sie regelmässig das alte Heu durch neues aus.

Im Winter, wenn nur noch begrenzt Wiesenpflanzen zur Verfügung stehen, können Kaninchenhalter auf das Kräuter- und Gemüseangebot im Supermarkt zurückgreifen. Blättriges Gemüse ist dabei zu bevorzugen, da es der natürlichen Nahrung nah kommt, während Karotten, Sellerie und Co. nur einen kleinen Teil des Frischfutters ausmachen sollten. Eine grosse Vielfalt ist wichtig. Scheuen Sie sich nicht davor, verschiedenste Kräuter- und Gemüsesorten anzubieten. Um den Kaninchen im Winter noch mehr Abwechslung zu bieten, können Sie getrocknete Kräuter und Blüten aus dem Fachhandel anbieten. Dies allerdings nur in kleinen Mengen, denn getrocknetes Futter kann in grossem Mass zu Verdauungsstörungen führen.

Futter-Mythen

Eine häufige Annahme ist die, dass Kaninchen keinen Kohl vertragen. Das ist nur bedingt richtig. Kohl ist ein äusserst vitamin- und mineralstoffreiches Wintergemüse und wird von den Mümmlern sehr gerne gefressen. Gewöhnen Sie Ihre Tiere langsam an die verschiedene Kohlsorten. Füttern Sie zusätzlich jedoch kein handelsübliches, getreidereiches Trockenfutter. Dieses passiert den Darm nur langsam. Kommt nun noch Kohl hinzu und verweilt länger als üblich im Darm, kann es zu Blähungen kommen.

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Auch wenn häufig die Meinung herrscht, dass Wildkaninchen keine Sämereien fressen, entspricht dies nicht ganz der Wahrheit. So bedienen sie sich in der Natur vor allem im Herbst gerne an den Samenständen verschiedener Süssgräser, allerdings nur in sehr geringen Mengen. Dennoch brauchen gesunde Tiere, die im Vergleich zu ihren wilden Verwandten geschützt in einem Gehege leben, grundsätzlich auch im Winter kein zusätzliches Energiefutter, wenn sie hochwertig ernährt werden. Zuchtkaninchen, schwache oder kranke sowie alte Tiere können einen erhöhten Bedarf an Energie haben. Sie kann man zusätzlich mit geeigneten Sämereien, Saaten und Kernen zufüttern. Als Richtwert können Sie mit maximal einem Esslöffel pro Tier und pro Tag rechnen.

Was in keine Kaninchenernährung gehört, sind gepresste Nahrungsmittel wie Pellets. Dies wird zwar gerne gefressen, muss jedoch kaum gekaut werden und hilft daher nicht beim natürlichen Zahnabrieb. Zudem kann es im Magen aufquellen und zu starken Blähungen und Durchfall führen. Im Handel erwerbliches Alleinfutter für Kaninchen hat oft einen sehr hohen Anteil an Getreide, wofür der Kaninchenmagen nicht ausgerichtet ist.

Eine ausgewogene und gesunde Ernährung erreicht man durch die Gabe von vielfältigem Grünfutter als Basis und zusätzlich qualitativ hochwertigem Heu. Kaninchen, die zurückhaltend und nur mit wenig auserwählten Pflanzen gefüttert werden, sind generell krankheitsanfälliger als Tiere, die eine sehr grosse Vielfalt erhalten und sich selbst aussuchen können, was sie zu sich nehmen möchten.

Eine Auswahl geeigneter Futterpflanzen, Sämereien und Gemüse finden Sie auf der informativen Website des deutschen Vereines Kaninchenschutz.

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Beispiel Fütterungsplan

Mindestens zweimal täglich: Gräser und Wiesenpflanzen (im Sommer) oder Blattgemüse und Kräuter (im Winter) anbieten. So viel geben, dass bei der nächsten Fütterung noch Reste vorhanden sind. Als Faustregel gilt: Mindestens 150 Gramm Frischfutter pro Kilogramm Körpergewicht.

Einmal täglich: Frisches Wasser geben. Im Winter kranken oder alten Tieren einen Esslöffel Samen- und Saatmischung anbieten.

Zweimal die Woche: Heuraufe komplett neu befüllen. Frische Äste und Zweige anbieten. Ergänzend Gemüse und als Leckerli Obst füttern. Im Winter zusätzlich kleine Mengen an getrockneten Kräutern und Blüten verfüttern.