Schon wieder
Tierversuchs-Verbot kommt vors Volk
Über 127'600 Unterschriften hat das Komitee der Initiative «Ja zur tierversuchsfreien Zukunft» Mitte November in Bern eingereicht. Dahinter stehen Tierschutzorganisationen, die erneut ein Verbot von Tierversuchen fordern. Vertreterinnen und Vertreter der Wissenschaft warnen vor den Folgen.
Erst zwei Jahre ist es her, seit die Schweiz das letzte Mal über ein Verbot von Tierversuchen abgestimmt hat. Die Volksinitiative «Ja zum Tier- und Menschenversuchsverbot – Ja zu Forschungswegen mit Impulsen für Sicherheit und Fortschritt» wurde am 13. Februar 2022 allerdings mit deutlichen 79,1 Prozent bachab geschickt. Dieselben Initiantinnen und Initianten, welche die damalige Initiative lanciert haben, fordern nun als «IG Tierversuchsverbots-Initiative» mit der Initiative «Ja zur tierversuchsfreien Zukunft» ein erneutes absolutes Verbot von Tierversuchen. Ebenso will die Interessensgemeinschaft das Züchten von Versuchstieren und den Handel mit Tieren für Tierversuche untersagen.
Im Gegensatz zu 2022 verzichtet die Interessensgemeinschaft auf die Forderungen, Versuche an Menschen zu verbieten sowie auf das Importverbot für mit Tierversuchen getestete Waren. Der neue Initiativtext sei daher «moderater», betont die Interessensgemeinschaft. «Wir sind davon überzeugt, dass ein schrittweiser Ausstieg von belastenden Tierversuchen zu einer modernen und ethisch vertretbaren Forschung, welche den Menschen wirklich hilft, möglich ist», schreibt das Komitee auf der Website. So könne das qualvolle Leiden und Töten von unzähligen Versuchstieren beendet werden. Mitte November hat das Initiativkomitee über 127'000 gesammelte Unterschriften in Bern eingereicht – damit ist eine erneute Volksabstimmung beschlossene Sache.
Wissenschaft warnt
Für Kritik sorgt die Initiative «Ja zur tierversuchsfreien Zukunft» bei Vertretenden der Wissenschaft und der Forschung. Laut Swissuniversities, die Konferenz der Rektorinnen und Rektoren der schweizerischen Hochschulen, gefährde den medizinischen und veterinärmedizinischen Fortschritt in der Schweiz. Fortschritte und Wissensgewinn in der Medizin und den Biowissenschaften würden verhindert, schreibt Swissuniversities in einer Stellungnahme. «Weiter hätte das Verbot von Tierversuchen in der Aus- und Weiterbildung in der Veterinärmedizin einschneidende Konsequenzen für die Tierheilkunde und damit für die Gesundheit und das Wohlbefinden von Haus-, Heim-, Hof- und Wildtieren.»
Weiter argumentiert Swissuniversities, die Forschung mit Tieren sei bereits heute streng geregelt – gemeinsam mit Ländern wie Österreich, Dänemark, Schweden, den Niederlanden und dem Vereinigten Königreich habe die Schweiz eine der weltweit strengsten Tierschutzgesetzgebungen.
In den letzten 40 Jahren lehnte die Schweizer Stimmbevölkerung wiederholt Einschränkungen oder Verbote von Tierversuchen ab – so geschehen vor 2022 schon in den Jahren 1993, 1992 und 1985. Zur aktuellen Initiative Initiative «Ja zur tierversuchsfreien Zukunft» werden sich nun Bundesrat und Parlament äussern.
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