Grossbritannien
Dachsschutz als Wahlversprechen
Tierschutz ist auch in Grossbritannien populär. So populär, dass die Oppositionspartei Labour verspricht, den Abschuss von Dachsen zu verbieten, falls sie an die Macht käme. Nur: Die Dachse übertragen Tuberkulose auf Rinder und Menschen.
Am 7. Mai stehen in Grossbritannien die Parlamentswahlen an. Der Ausgang ist zur Zeit völlig ungewiss, deshalb nutzen die Politiker jede Chance, die sich ihnen bietet, um die Gunst der Wählerschaft zu erlangen. Eine nicht zu unterschätzende Rolle im Wahlkampf könnte ausgerechnet der Dachs spielen.
Der Dachs wird im Vereinigten Königreich momentan heftig bejagt. Sein Bestand soll drastisch reduziert werden. Grund: Er ist einer der Hauptüberträger der Rindertuberkulose. Zwischen 1986 und 2009 kam es in England und Wales zu einem drastischen Anstieg an Krankheitsfällen. Als Schuldigen sah man damals den Dachs. Deshalb hat die britische Regierung 2013 beschlossen, die Dachspopulation zu reduzieren.
«Das war wohl die unpopulärste Amtshandlung, für die ich verantwortlich bin», sagte Premierminister David Cameron kürzlich im TV-Sender Sky News. Doch er hält die Entscheidung nach wie vor für richtig. «Wir haben 500 Millionen Pfund verloren, die wir Bauern als Entschädigung bezahlen mussten, deren Vieh an Tuberkulose erkrankt ist», sagte der Parteiführer der Konservativen weiter, «und wenn wir nichts dagegen tun, wird es uns in den nächsten zehn Jahren eine weitere Milliarde kosten.»
«Ineffizient und unmenschlich»
Die Oppositionspartei Labour will im Vorfeld der Wahlen aus dem Widerstand von Tierschützern Kapital schlagen. In einer Medienkonferenz am Mittwoch hat Maria Eagle nun versprochen, die Dachsjagd zu verbieten, falls ihre Partei im Mai an die Regierungsmacht käme. Eagle würde im Falle eines Wahlsieges die neue Umweltministerin Grossbritanniens. Die Jagd auf den Dachs nennt sie «ineffizient und unmenschlich».
Ineffizient war die Dachsjagd in den letzten Jahren, weil die Zielvorgaben jeweils nicht erfüllt wurden; 70 Prozent der Dachse in festgelegten Gebieten hätten abgeschossen werden sollen, diese Quote wurde nie erfüllt. Erschwert wurde die Jagd auch durch Tierschützer, die protestierend durch die Abschusszonen gewandert waren, um die Dachse aufzuschrecken und dafür zu sorgen, dass sie in ihren Bauten blieben.
Als unmenschlich empfinden viele Briten die Dachsjagd, seit die BBC im Februar 2014 berichtet hatte, dass bis zu 18 Prozent der getöteten Dachse mehr als fünf Minuten lang im Sterben lagen, bevor sie schliesslich verendeten. Ausserdem seien vermutlich sechs von sieben getöteten Dachsen frei von der Seuche.
Wenig Alternativen
Alternativen zum Töten der Tiere sind dünn gesät. In Frage käme eine Impfung für Rinder, die alljährlich nötig wäre und eine Ansteckung mit der Rindertuberkulose nicht komplett ausschliessen würde. Eine andere Impfung, eine für Dachse, gibt es seit 2010. Sie wird zur Zeit in Wales angewendet, mit welchem Erfolg, wird erst 2016 feststehen.
In England werden Dachse derzeit nicht geimpft, weil die Kosten dafür zu hoch seien. Pro Quadratkilometer würde die Aktion mehr als 2000 Pfund kosten – jährlich. Ausserdem würde die Impfung Dachse nur vor der Ansteckung schützen; bereits erkrankte Tiere würden dadurch nicht geheilt und könnten die Tuberkulose nach wie vor an Rinder übertragen.
Ob die Tierliebe der Briten der Labour-Partei zum Wahlsieg verhelfen kann, wird der 7. Mai zeigen. Bei den erwartet knappen Resultaten könnte er das Zünglein an der Waage spielen.
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