Aussterben, Anpassung, Abwanderung. Dies sind die drei klassischen Reaktionen von Arten auf veränderte Umweltbedingungen. Wissenschaftler aus dem Frankfurter Forschungszentrum «LOEWE Biodiversität und Klima» schlagen anhand ihrer neuesten Studie nun vor, eine vierte Reaktion in den «Katalog» aufzunehmen: Aushalten.

Vor allem Tiere aus gemässigten Breiten sind gemäss der soeben im Fachjournal «Proceedings B» der britischen Royal Society erschienenen Studie weniger durch die Klimaerwärmung gefährdet als bislang angenommen. Von 460 untersuchten Vogel- und Säugetierarten stellte sich heraus, dass ein Grossteil der Tiere in gemässigten Breiten auch im Jahr 2080 Temperaturen vorfinden werden, mit denen sie leben können.

Den Grund für diese Annahme erklären die Forscher um Doktorand Imram Khaliq damit, dass die Arten in unseren Breiten klimatisch noch «Luft nach oben» haben; ihr Körper halte höhere Temperaturen aus, als sie derzeit vorherrschen würden.

Tropische Tiere sind schon am Limit
Anders sieht das in den Artenreichen Tropen aus. Je mehr wir uns dem Äquator nähern, desto kleiner ist die Wärmetoleranz der Tiere nach oben. «Vogel- und Säugetierarten, die in tropischen Regionen vorkommen, leben tendenziell bereits am oberen Limit ihres Temperaturtoleranzbereichs», sagt Khaliq. Zudem werde in tropischen Regionen mit weniger Niederschlag gerechnet, was für wechselwarme Tiere besonders problematisch sei, da sie Wasser brauchen, um Überhitzung zu verhindern.

Präzise Vorhersagen über die Anpassung an Klimaveränderungen seien für Säugetiere besonders schwierig zu treffen, da bei ihnen weniger Zusammenhang zwischen der vorherrschenden Temperatur und ihrem Lebensraum bestehe. Während Vögel sich an hohe Temperaturen physiologisch anpassen, kompensieren Säugetiere klimatische Extreme mit Verhaltensänderungen: Sie bauen beispielsweise Höhlen oder Gänge, wo ganz ein anderes Klima herrscht als an der Erdoberfläche.

Originalpublikation:
Khaliq, I., Hof, Ch. et al. Global variation in thermal tolerances and vulnerability of endotherms to climate change – Proceedings of the Royal Society B: Biological Sciences.
DOI: 10.1098/rspb.2014.1097