Für die Tierwelt Südamerikas ist die Zerstörung ihres Lebensraums die grösste Bedrohung. Doch auf eine ohnehin schon bedrohte Froschart in Chile und Argentinien lauert eine noch grössere Gefahr. Die tödliche Amphibien-Krankheit Chytridiomykoseist laut Wissenschaftlern drauf und dran, die Darwin-Frösche auszurotten. Die weltweit verbreiteten Chytridpilze befallen die Haut von Amphibien und zerstören ihre Schutzfunktionen. Beispiele dafür gibt es auch in Europa: In den Niederlanden ist seit 2010 praktisch die gesamte Population von Feuersalamandern daran gestorben.

Wissenschaftler von der Zoological Society of London (ZSL) und der Universidad Andrés Bello in Chile haben am Mittwoch ihre Erkenntnisse im Fachjournal PLOS ONE veröffentlicht. Gemäss ihnen kann die hohe Todesrate der zwei Arten der Darwin-Frösche, Rhinoderma rufum und Rhinoderma darwinii nicht allein durch Gleichgewichtsstörungen in ihrem Ökosystem erklärt werden. Durch Laboranalysen von verschiedenen Froschpopulationen konnten sie den verantwortlichen Pilz ausfindig machen.

Ein Blatt mit einer Nase
Die Forscher glauben, dass der nördliche Vertreter der Gattung, Rhinoderma rufum, der ausschliesslich in Chile beheimatet war, bereits ausgestorben ist. Dem südlicheren, in Chile und Argentinien lebenden Rhinoderma darwinii drohe dasselbe Schicksal. «Wir haben wohl schon eine Spezies verloren, wir dürfen nicht riskieren, die andere auch noch zu verlieren», sagt Claudio Soto-Azat von der chilenischen Universität. «Wir haben noch die Möglichkeit, dieses unglaubliche Tier zu retten.»

Die Darwin-Frösche wurden erstmals 1834 vom grossen Evolutionstheoretiker Charles Darwin entdeckt und nach ihm benannt. Sie haben ihr Aussehen so entwickelt, dass sie einem Blatt ähneln – mit einer spitzigen Nase. Ganz aussergewöhnlich ist ihre Brut-Technik: Nachdem das Weibchen während zwei Wochen auf die frisch gelegten Eier aufpasst, übernimmt das Männchen die Aufzucht. Er nimmt die Brut in seinen Mund und trägt sie in seiner Schallblase durch die Gegend, bis die Kaulquappen gross genug sind, um selber loszuschwimmen.

Frösche und andere Amphibien nehmen eine wichtige Rolle in ihrem Ökosystem ein und haben auch Einfluss auf den Menschen. Ohne sie würde es viel häufiger zu Insektenplagen kommen, die der Landwirtschaft und damit der Ernährung der Menschen schaden.