Dass Katzen und ihre Futtervorlieben eine Wissenschaft für sich sind, davon können viele Katzenfreunde ein Lied singen. Viele Katzen sind extrem wählerisch. Doch zu diesen mäkeligen Miezen gibt es noch eine Steigerung: Es sind die Aufmerksamkeitsfresser. 

Ein typischer Aufmerksamkeitsfresser ist Kater Momo. Sobald seine Besitzerin ihm den frisch gefüllten Futternapf serviert, setzt er sich vor sein aromatisches Süppchen und beobachtet nur noch die junge Frau. Verlässt sie den Raum, legt er sich gleich auf seinen Lieblingsplatz vor dem Fenster. Setzt sie sich auf das Sofa, schnuppert er provokant an seinem Futter und geht dann zu seinem Lieblingsplatz. Erst wenn sich Momos Besitzerin selbst neben den Fressnapf hockt, bleibt auch er dort sitzen. 

Mit dem Fressen fängt er aber noch längst nicht an. Er schaut das Fleisch an, blickt dann zu seiner Menschenmama und wieder zum Futter. So geht es hin und her. Bis zu dem Zeitpunkt, an dem es Momos Besitzerin zu bunt wird. Sie greift in den Napf, nimmt ein Fleischstück heraus und reicht es Momo mit der Hand. Jetzt ist es dem Kater genehm, endlich frisst er etwas. Mittlerweile ist die Sache so weit fortgeschritten, dass Momo absolut nichts mehr frisst, wenn es ihm nicht per Hand serviert wird. Seine Besitzerin ist latent genervt, weiss sich aber keinen Rat mehr. 

Am Anfang stand ein Notfall
Katzen, die sich wie Momo oder ähnlich aufführen, sind gar nicht so selten. Nicht alle speisen direkt aus der Hand, aber viele bestehen darauf, dass der Besitzer zumindest danebensteht und sie während des Fressens bestaunt. Bei diesen Verhaltensweisen handelt es sich nicht um eine Verhaltensstörung, sondern um eine Forderung. Mit ihrer unerbittlichen und ausdauernden Art schafft es die Katze, ihren Wunsch nach Aufmerksamkeit durchzusetzen. 

Bei Momo war der Anfang sehr speziell: Weil er nach einer Rauferei einige Verletzungen hatte, musste er mehrere Tage beim Tierarzt zubringen. Dort wollte er nichts fressen. Das machte seiner Betreuerin Sorgen, denn Katzen vertragen das Fasten schlecht. Also entschied sie sich, Momo mit der Hand zu füttern – ein hervorragender Trick, wenn kranke oder appetitlose Katzen nichts zu sich nehmen wollen. Bloss: In diesem Fall gefiel das dem Kater so gut, dass er nach seiner Entlassung nicht mehr darauf verzichten wollte. Inzwischen hat es den Anschein, er würde lieber vor dem vollen Napf verhungern, als sich selbst einen Bissen zu nehmen. 

Hart bleiben – und loben
Daran ist zu erkennen: In den allermeisten Fällen wird ein aufmerksamkeitsforderndes Verhalten dadurch ausgelöst, dass wir Menschen den Wünschen der Katze nachgeben. Streicheln, Futter, ins Freie hinaus – die Katze macht sich mit ihrem Wunsch bemerkbar, der Besitzer reagiert. Wenn man aber wie in Momos Fall nicht endlos viel Zeit mit der Fütterungsprozedur verbringen kann, braucht es eine Lösung. Und diese Lösung wiederum braucht höchste Disziplin des Menschen, denn das Fatale an der Situation: Bleibt man nicht konsequent, wird die Therapie immer schwieriger. 

«Ignorieren» ist das Stichwort. Und das ist hart, denn kaum ein Tierbesitzer kann es ertragen, wenn sein Liebling nichts frisst. In Momos Fall könnte anfangs sogar alles noch schlimmer werden. Weil sein Wunsch, aus der Hand gefüttert zu werden, nicht mehr erfüllt wird, könnte er sich weitere Tricks ausdenken und beispielsweise anfangen zu miauen, vielleicht regelrecht zu schreien. Da muss man als Mensch durch. Ohrstöpsel können hilfreich sein. Gleichzeitig sollte das angebotene Futter besonders interessant gemacht werden, zum Beispiel mit Suppe oder Fisch. Wenn Momo dann erstmals etwas von allein aus dem Napf nimmt, darf er kräftig gestreichelt und gelobt werden.