Klein, aber oho
Zwerghamster benötigen ein sehr grosses, abwechslungsreiches Gehege
Zwerghamster sind besonders possierliche Tiere, die, da sie in der Dämmerung aktiv sind, auch gut als Haustiere für Berufstätige eignen. Sie werden zwar nur selten richtig zahm, doch dafür sind sie umso interessanter zu beobachten.
Der Zwerghamster kommt aus den Wüsten und Halbwüsten Russlands, der Mongolei und Chinas zu uns in die Wohnzimmer und hat trotz seiner geringen Grösse ganz schön Format. Für Kinder ist das putzige Kerlchen nur bedingt geeignet, werden doch die kleinen Hamsterarten nicht so leicht zahm wie der «grosse Bruder» des Zwerghamsters, der Goldhamster.
Die zweifelsfrei sehr süssen Tiere lassen sich nur selten streicheln oder auf die Hand nehmen. Was nicht weiter verwundert, denn Hamster gehören zu den Fluchttieren, die ständig auf der Hut vor Fressfeinden wie Greifvögeln oder Schlangen sein müssen. Daher ziehen sie sich blitzartig in ihre Höhle zurück, sobald ihnen etwas nicht geheuer vorkommt
Die kleinsten domestizierten Zwerghamster sind die Roborowski-Hamster (Phodopus roborovskii), die zur Familie der Kurzschwanzhamster gehören. Sie werden bei einem Gewicht von 25 bis 35 Gramm nur sieben bis neun Zentimeter gross. Typisch für die putzigen Nager sind ihre behaarten Fusssohlen. Ihr natürlicher Lebensraum sind Wüsten und Halbwüsten im Osten Kasachstans und im Norden Chinas.
Dort ernähren sie sich hauptsächlich von Insekten sowie kargen Kräutern und Gräsern. Als Heimtier gehalten, benötigen sie eine fettarme Mischung aus Kleinsämereien und Kräutern. Eine kleine Portion tierisches Eiweiss sollte ebenfalls täglich auf dem Speiseplan stehen. Kerne dürfen dagegen nur ausnahmsweise gefüttert werden. «Da alle Zwerghamster aus kargen Gebieten stammen, sollten sie zuckerfrei ernährt werden. Das heisst, keine Früchte und keine farbigen zuckerhaltigen Leckerlis oder Knabberstangen, die es oft zu kaufen gibt», erklärt Kristina Grich vom Samtpfötli Shop in Liestal.
[IMG 2]
Trotz ihrer Kleinheit brauchen sie ein sehr grosses, abwechslungsreiches Gehege mit einer sandigen Einstreu. «Das Gehege für einen Zwerghamster muss mindestens 120 x 50 Zentimeter Grundfläche haben, die Einstreu sollte mindestens 20 Zentimeter dick sein.»
Zudem bräuchten die Kleinen ein gutes Laufrad ohne Schereneffekt und ohne Streben oder Gitter auf der Lauffläche mit mindestens 25 Zentimeter Innendurchmesser, ein Sandbad für die Fellpflege und mehrere Verstecke, deren Eingänge mindestens sechs Zentimeter Durchmesser haben sollen. Roborowski-Zwerge sind eher schlechte Kletterer und buddeln nicht so viel wie andere Hamsterrassen. Nur selten werden sie handzahm, trotzdem lassen sie sich gut beobachten. Ihre Lebenserwartung liegt bei 1,5 bis 2,5 Jahren.
Der Dsungarische Zwerghamster (Phodopus sungorus) lebt natürlicherweise in kargen Steppengebieten Kasachstans sowie im Südwesten von Sibirien. Seine Grösse beträgt etwa zehn Zentimeter, sein Gewicht liegt bei 30 bis 50 Gramm. Auch er gehört zu den Kurzschwanzhamstern.
Der Dsungare lebt in weiträumigen unterirdischen Bauen. Seine Hauptnahrung, die in Vorratskammern gebunkert wird, bilden Kräuter, Gräser und Insekten. Im Winter färben sich die Tiere weiss, sie halten also keinen Winterschlaf, sondern gehen im Tarnkleid weiterhin auf Nahrungssuche. Dsungarische Zwerge sind meist schon von sich aus sehr zahm. Sogar in freier Wildbahn überwiegt oft die Neugier vor ihrer Scheu. Sie gelten allgemein als besonders gutmütig und aufgeweckt und haben eine Lebenserwartung von bis zu drei Jahren.
Die Scheuen
Campbell-Zwerghamster (Phodopus sungorus campbelli) sind natürlicherweise in kargen Steppengebieten der Mandschurei, der Mongolei, in Nordchina und im südlichen Zentralsibirien zu finden. Anders als andere Hamster legen sie keine grossen Baue an und betreiben auch nur mässig Vorratshaltung.
Sie gehören ebenfalls zu den Kurzschwanzhamstern und ernähren sich vorwiegend von Gräsern, Kräutern und Insekten. Ihre Grösse liegt bei neun Zentimetern, ihr Gewicht beträgt 30 bis 50 Gramm. Typisches Erkennungsmerkmal der Campbell-Zwerge ist das helle und längere Fell um das Schnäuzchen.
In freier Wildbahn halten auch diese niedlichen Nager keinen Winterschlaf, allerdings färben sie sich nicht um wie die Dsungarischen Hamster. Menschen gegenüber sind die Campbells, die bis zu drei Jahre alt werden können, eher scheu. «Leider wurden lange Zeit Dsungarische und Campbell-Zwerghamster miteinander verpaart», erklärt Kristina Grinch.
Beide Arten sehen sich sehr ähnlich, weshalb die Verpaarung anfangs eventuell auch aus Unwissenheit passiert sei. Es gebe immer wieder seriöse Züchter, die versuchen, diese Arten zu erhalten, und sich um reinrassige Tiere bemühen. Doch das sei nach dieser langen falschen Verpaarung sehr schwierig. «Deshalb ist davon auszugehen, dass 90 Prozent oder mehr der Zwerghamster in der Haustierhaltung Hybriden zwischen Campbell und Dsungaren sind.» Die restlichen 10 Prozent teilen sich die reinrassigen und die anderen beiden Zwerghamsterarten.
Glücklicher Single
Chinesische Zwerghamster, auch Streifenhamster (Cricetulus griseus) genannt, kommen in Nordchina, Korea, der Mongolei und Südsibirien vor. Sie legen, oft in Menschennähe, einfache Baue mit Vorratskammern an. Mit einer Länge von bis zu elf Zentimetern und einem Gewicht von 30 bis 40 Gramm gehören sie zu den grössten Zwerghamstern.
Da ihr Schwänzchen bis zu zwei Zentimeter lang wird, zählen sie zu den langschwänzigen Zwergen. Typisch für sie sind kleine Duftdrüsen an den Flanken, seitlich des Rückens. Als weitere Besonderheit weisen sie im Sommer eine deutliche Hodenschwellung auf. Sie benötigen eine sehr vielseitige Nahrung aus Kräutern, Gräsern, Getreide, Samen, Früchten und Insekten. Streifenhamster sind gute Kletterer, daher brauchen sie in einem artgerechten Gehege auch viele interessante Klettermöglichkeiten.
«Allerdings sollten diese auch nur 15 bis 20 Zentimeter in die Höhe ragen. Auch wenn er ein etwas längeres Schwänchen hat als andere Arten, kann er damit noch lange nicht so gut klettern wie eine Maus», so die Hamsterexpertin. Vom Wesen her sind die chinesischen Zwerge eher zurückhaltend, können aber auch zahm werden. Ihre Lebenserwartung liegt mit bis zu vier Jahren recht hoch.
In freier Wildbahn leben Kurzschwanzzwerghamster meist paarweise zusammen. In Gefangenschaft geht dies in der Regel nur bis zur Geschlechtsreife der Tiere gut, da es aus Platzgründen an Rückzugsmöglichkeiten mangelt. In einem abwechslungsreichen Gehege ist ein Singlehamster sicherlich glücklicher als bei einer Paarhaltung, in der es immer wieder zu Kämpfen kommt, die unter Umständen sogar tödlich ausgehen können.
Typisch Zwerghamster
Alle Zwerghamster haben vorne im Ober- und Unterkiefer je zwei ständig nachwachsende, wurzellose Nagezähne. Die beiden Beisser weisen auf der Vorderseite einen mineralhaltigen, gelb bis orange gefärbten Zahnbelag auf. Die Backenzähne, von denen jedes Tier jeweils sechs besitzt, sind mit einer festen Wurzel verankert und wachsen nicht nach.
Am Bauch weisen alle Zwerge eine Duftdrüse auf. Bei Böckchen ist diese stärker ausgeprägt als bei Weibchen. Sind die Tiere sehr erregt oder werden sie geschlechtsreif, kann die Drüse stark riechen oder auch mal mit gelblichem Sekret verkleben. Bei Verkrustung sollte man diesen Bereich vorsichtig reinigen.
Zwerghamster besitzen Backentaschen, in denen sie Futter sammeln können, das sie dann in ihren Bau transportieren. Bei diesen Backentaschen handelt es sich um eine Erweiterung der Maulhöhle. Die Haut über den Backentaschen kann mindestens bis zur Taille gedehnt werden, sodass die gesamte Tagesration an Futter darin Platz hat.
Bitte loggen Sie sich ein, um die Kommentarfunktion zu nutzen.
Falls Sie noch kein Agrarmedien-Login besitzen:
Jetzt registrieren