So ein Käse!
Die Käsebakteriensammlung der Schweiz
Es gibt Fossilien-, Münzen-, Briefmarken-, Schmetterling- oder Muschelsammlungen. Kaum jemand kennt jedoch die Käsebakteriensammlung im Berner Liebefeld, die sagenhafte 10'000 Bakterienstämme umfasst. Vier Fragen an Christoph Kohn, Lebensmitteltechnologe bei Agroscope, wo sich auch diese einzigartige Sammlung befindet.
Welchen Nutzen hat diese spezielle Sammlung?
Sie dient als nationales Archiv beziehungsweise als «Schatztruhe» für Mikroorganismen-Stämme, die in den letzten 120 Jahren in der Schweiz eingesammelt wurden. Wir haben sie aus Käse und Milch isoliert. Diese Sammlung weist eine weltweit einzigartige Vielfalt auf. Mit den Stämmen lässt sich forschen, man kann damit aber auch neue Mikroorganismen-Kulturen entwickeln, beispielsweise für Schweizer Käse oder andere fermentierte Lebensmittel. Oberstes Ziel ist es, die Wettbewerbsfähigkeit und Wertschöpfung bei der Verarbeitung von Rohstoffen aus der Schweizer Landwirtschaft (Milch, Fleisch, pflanzliche Rohstoffe) zu fördern.
Welche Stämme gelangen am häufigsten zum Einsatz?
Traditionsbedingt vor allem Stämme, die als Kulturen für die Käseherstellung verwendet werden: Streptococcus thermophilus oder verschiedene Lactobacillus-Unterarten. Sie bilden Milchsäure aus Milchzucker (Lactose), beeinflussen die Käse-Konsistenz wie auch das Aussehen (Rinde, Löcher) und bilden während der Reifung Aromastoffe. Bestimmte Stämme dienen auch dem Markenschutz und der Rückverfolgbarkeit oder sie erhöhen die Lebensmittelsicherheit, indem sie einen natürlichen Schutz vor krankmachenden Mikroorganismen bilden.
Wo suchen Sie nach neuen Bakterien?
Wie vor über 100 Jahren oft in Rohmilch, auf der Euteroberfläche, in Käse, der Käsereiumgebung oder für pflanzliche Produkte auch auf Pflanzenoberflächen.
Wer kann diese «lebendige Bibliothek» nutzen?
Grundsätzlich jeder, der ein Forschungs- beziehungsweise ein Entwicklungsprojekt mit Agroscope durchführt. Die Stämme, die aus dem Käse- und Milchbereich stammen, stehen exklusiv der Schweizer Milchbranche zur Verfügung und werden von dieser als wichtiges Alleinstellungsmerkmal im internationalen Wettbewerb in Form von Kulturen genutzt.
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