News aus der Schweizer Pferdeforschung
Gute Pferdeforschung – was ist das eigentlich?
Wie können Pferde zeigen, ob ihnen wohl ist? Welche Einstreu verursacht an wenigsten Staub- und Ammoniakemissionen? Sind Heunetzte ein Gesundheitsrisiko? Diesen und vielen weiteren Fragen gehen Pferdeforschende auf den Grund. An der Tagung Pferdeforschung Schweiz wurden spannende Studienergebnisse gelüftet und aufgezeigt, was gute Pferdeforschung ausmacht.
Das Programm der 17. Ausgabe der Tagung Pferdeforschung Schweiz war vielfältig. Die Luftqualität in Pferdeställen war ebenso Thema wie die verschiedenen Stressbewältigungsstrategien von Pferden. Am meisten zu überzeugen vermochten als beste studentische Arbeit Rebekka Gerber mit dem Thema «Aufwertung der Biodiversität in Reitsportanlagen», als bestes wissenschaftliches Poster Annik Gmel, die sich der Frage widmete «Kann die Korrektheit der Gänge vom Körperbau abgeleitet werden?» und als bester wissenschaftlichen Vortrag Marie Roig-Pons mit der Studie «Ist die Verwendung von Heunetzen mit Gesundheitsrisiken für unsere Pferde verbunden?».
Die beiden Tierwohlpreise erhielten Maëlle Calas für die «Entwicklung und Prüfung einer Apparatur, mit der Pferde durch Verwendung von Symbolen ihre Präferenzen mitteilen können» und Miriam Baumgartner für die Beantwortung der Frage «Welches Tier-Fressplatzverhältnis an zeitgesteuerten Heuraufen ist tiergerecht?».
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So verschiedene Fragen rund ums Pferd diese Studien beantworteten, eines ist allen gemeinsam – es sind allesamt Beispiele guter Pferdeforschung. Doch gute Pferdeforschung oder allgemein gute Forschung an und mit Tieren, wie sollte die aussehen?
Was braucht es für Voraussetzungen, damit gute Forschung entstehen kann und welche Stolperfallen gilt es als Pferdeforscherin zu umgehen, damit die Interessierten aus der Pferdewelt sich auf korrekte Erkenntnisse stützen können? Antwort auf diese Fragen gab Professor Hanno Würbel, Leiter der Tierschutzabteilung der Vetsuisse Fakultät der Uni Bern.
Relevant, rigoros und verantwortungsvoll
Als erstes muss feststehen, dass die Fragen, die mit einem Forschungsprojekt beantwortet werden sollen, wirklich relevant sind. «Wenn Tiere als Forschungsobjekte mit im Spiel sind, ist es umso wichtiger genaustens abzuwägen, ob der zu erwartende Nutzen hinreichend gross ist im Verhältnis zum zugefügten Unbehagen», sagt Hanno Würbel. Ausserdem muss sichergestellt sein, dass Methoden verwendet werden, die korrekte Ergebnisse hervorbringen.
Bei der Forschung mit Pferden seien hier die mangelnde Reproduzierbarkeit und die kleinen Stichproben ein Problem, so Hanno Würbel. Was heisst das konkret? Studien mit Pferden werden oft nur einmal durchgeführt, somit hat man nicht wie bei anderen Versuchen Ergebnisse aus vielen verschiedenen Forschungsdurchgängen, die man miteinander vergleichen und Mittelwerte daraus ziehen kann. Bei Forschungen mit Pferden bestehen die Testgruppen oft nur aus zehn Tieren, nicht wie etwa bei Mäusen aus einer Gruppe von 100 Individuen.
Mit diesen Messparametern ist es schwierig, valide Ergebnisse zu erhalten. Umgangen würde dieses Problem dann im schlimmsten Fall, indem man die wenig eindeutigen Forschungsergebnisse so lange dreht und wendet, bis man mittels Statistik doch noch einen eruierbaren Effekt findet.
Wichtig ist auch, dass die Forschenden völlig unvoreingenommen und ohne vorgemachte Meinung an ihre Tests herangehen. Dafür dürfen sie also beispielsweise nicht wissen, ob das Pferd, mit dem sie gerade einen Test durchführen aus Boxen- oder Einzelhaltung stammt, ob es koppt oder nicht etc. «Forschung mit Pferden ist nicht in dem Masse standardisierbar wie etwa mit Mäusen», so Hanno Würbel.
In einem Versuch spiele immer auch mit hinein aus welcher Haltungsform die Pferde stammen, welcher Rasse sie angehören und wie die Versuchspersonen mit ihnen interagieren. Bei einer anderen Konstellation von Versuchspferden und Forschenden sähe das Ergebnis eventuell anders aus. «Pferdestudien sind deshalb nicht generell für alle Pferde repräsentativ.»
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Transparenz und Zugänglichkeit
«Verantwortungsvolle Forschung muss unbedingt transparent sein», sagt der Fachmann. Um dies zu erreichen, sollte vor dem Start das Studienprotokoll veröffentlicht werden, in dem die Forschungsmetode bekanntgegeben wird.
So ist es im Nachhinein möglich zu überprüfen, ob wirklich die genannte Anzahl Tiere involviert waren, die angekündigte Zahl Testdurchgänge durchgeführt wurden und der Versuchsaufbau genau so aussah, wie geplant. Eine verantwortungsvolle Forschung ist zudem eine offene Forschung, die via Oppen Acces allen Interessierten kostenlos im Internet zugänglich ist.
Hier gibt es weitere Infos zur Schweizer Pferdeforschung.
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