Philippe Ammann, seit wann hauchen Sie Altholz ein neues Leben ein?

Im Sommer 2017 retteten wir die alten Holzbohlen einer Terrasse, um mit ihnen unseren neuen Gemüsegarten zu terrassieren. Als die übriggebliebenen Bretter mit ihren wunderschönen, verwitterten Rillen vor meiner Werkstatt standen, kam mir die Idee, mit ihnen einen Spiegelrahmen zu gestalten. Von da an liess mich das charaktervolle Altholz nicht mehr los.

Wo finden respektive beziehen Sie Ihr Altholz?

Ich habe viele Quellen! Auf meiner Pirsch findet man mich in Altholzmulden rumkletternd und durch Abbruchhäuser streifend. Toll ist, dass ich mehr und mehr eingeladen werde, wenn Häuser geräumt oder alte Möbel, kaputte Kisten oder ausrangiertes Werkzeug entsorgt wird.

Wissen Sie jeweils auf den ersten Blick, in welches Kunststück Sie Ihr Altholz «upcyclen»?

Hmm, effektiv hab ich oft schon recht früh eine Inspiration, aber es kommt auch vor, dass ich gewisse Teile immer wieder in die Hände nehme und wieder weglege. Aber wenn ich genügend lange mit ihnen flüstere, erzählen sie mir dann fast immer irgendwann, was sie gerne werden möchten.

Sämtliche Ihrer Werke sind Unikate. Im Shop auf Ihrer Website versehen Sie sie jeweils mit einer kleinen Geschichte. Woher nehmen Sie die Inspiration dazu?

Schwer zu beschreiben, die Mini-Märchen klopfen einfach irgendwann an. Wenn ich zum Beispiel zwei Fensterladenhalterfraueli abmontiere, wird mir klar, dass sie das ganze Leben hindurch zwar das Gleiche erlebt hatten, aber nie miteinander reden konnten. Ich gebe ihnen dann in einem herzigen Altholzrahmen ein neues Zuhause, in dem sie sich jetzt, wo sie pensioniert sind, endlich austauschen können. Oder habe Mitleid mit den drei Eichelbrüdern, die von Italien in die ferne Tschechoslowakei auswanderten, weil da Eicheln für einen Märchenfilm gesucht wurden, um dann rauszufinden, dass man Haselnüsse suchte und keine Eicheln. In meinem Bild erhalten die drei dann doch noch eine märchenhafte Rolle.

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Wie viele Stücke haben Sie insgesamt bereits produziert?

Ich bin nicht so der Statistiker, aber die Spiegel, Tabletts, Bilder, Schlüsselbretter, Herzen und vieles mehr, das ich in den vergangenen Jahren zusammenleimte, bringen es auf jeden Fall auf eine schöne vierstellige Zahl.

Welche Rolle spielt der Nachhaltigkeitsgedanke bei Ihren Kunstwerken?

Ich finde es toll, dass ich ausser Leim, Schrauben, etwas Schleifpapier und ab und zu ein wenig neue Schärfe für Sägen und Bohrer kein neues Material verbrauchen muss.

Sie haben sich in Ihrer Garage in Nunningen eine Werkstatt eingerichtet. Mit welchen Maschinen arbeiten Sie?

Ohne Tisch- und Kappsäge und ohne Hobelmaschine könnte ich meine Werke nicht erschaffen. Und wie man früher ohne Akkuschrauber auch nur ansatzweise überleben konnte, ist mir sowieso generell ein Rätsel!

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Hauptberuflich engagieren Sie sich als stellvertretender Geschäftsführer von Pro Specie Rara für die Erhaltung alter Nutztierrassen. Inwiefern gibt Ihnen das «Altholzflüstern» einen Ausgleich?

Ich liebe meinen Job, bei dem ich mich für gefährdete Nutztierrassen einsetzen darf. Aber nachdem ich den ganzen Tag telefoniert, an Sitzungen teilgenommen und das Mäuschen übers Pult geschoben habe, geniesse ich die abendlichen Stunden mit meinen Maschinen und mit dem Altholz.

Auch auf Märkten verkaufen Sie Ihre Kunstwerke. Auf welchen sind Sie dieses Jahr anzutreffen?

Am 23. und 24. November 2024 führen wir in meinem Dorf die Kreativmeile Nunningen durch – ein Geheimtipp für alle, die es etwas ruhiger rund besinnlicher mögen. Danach bin ich am 30. November am Adventsmarkt in Arlesheim und am 14. und 15. Dezember am Kreativmarkt in Rheinfelden.