Viele Fenster bringen Licht ins Haus, heute baut man sie auch gerne vom Boden bis zu Decke als luftige Glasfront. Was uns einen unverstellten Blick nach draussen ermöglicht, ist für Vögel eine unsichtbare Gefahr. Trotz ihrer hervorragenden Augen seien die Tiere nicht in der Lage, Glasscheiben zu erkennen, schreibt die Vogelwarte Sempach. Millionen von Vögeln würden jedes Jahr allein in der Schweiz bei Kollisionen ihr Leben verlieren, was Fensterscheiben zu einem der grössten Probleme des Vogelschutzes mache. Einerseits, weil sie Fenster nicht als Hindernis sehen, oder aber, weil sie durch Spiegelungen in die Irre geführt werden.

Keine Silhouetten oder UV-Markierungen

Folgendes nennt die Vogelwarte als besonders gefährlich:

  • Stark spiegelnde Scheiben
  • Transparente Balkon- und Eckverglasungen
  • Gläserne Lärmschutzwände
  • Verglaste Wintergärten

Um Vögel vor Zusammenstössen zu bewahren, müssen die Scheiben sichtbar gemacht werden. Nicht empfehlenswert seien aber die bekannten Silhouetten von Greifvögeln zum Aufkleben oder UV-Markierungen. Beides schrecke die gefiederten Nachbarn kaum ab und sei daher wenig wirksam.

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Punkte und Streifen wirken

Bessere Ergebnisse erzielte man in Tests mit Streifen und Punktraster, allgemein müsse die Markierung flächig wirken und sich von der Umgebung abheben. Jalousien, Dekorationen, Firmensignete oder Zeichnungen mit Fingerfarbe sind ebenfalls möglich, sie müssen aber an der Aussenseite angebracht werden. «Die Vögel freuen sich, wenn weitere fantasievolle und ästhetisch interessante Lösungen umgesetzt werden», betont die Vogelwarte. Ein Beispiel wären Streifen aus Leintuch oder glitzernde Geschenkbänder, die am oberen Rahmen grosser Fensterscheiben mit breitem Paketklebeband befestigt werden. So über dem Glas hängend und mit leichter Bewegung durch den Wind brechen sie die Illusion eines unverstellten Durchgangs, ohne den Blick nach draussen unangenehm zu verstellen. Die Autorin hat in diesem Jahr dank dieser Installation an einem gläsernen Erker bisher keinen Vogelschlag verzeichnen müssen.

 

Scheibenopfer brauchen Ruhe
Nach einer Kollision mit einer Fensterscheibe sitzen Vögel manchmal ohne sichtbare Verletzungen teilnahmslos am Boden ergreifen trotz Annäherung nicht die Flucht. Die Vogelwarte empfiehlt in einem solchen Fall, das Tier in eine Schuhschachtel mit Luftlöchern zu legen und diese für zwei bis drei Stunden an einen warmen, dunklen und ruhigen Ort zu stellen. Man könne die Schachtel mit Haushaltpapier auskleiden, der Vogel solle aber weder gefüttert noch mit Wasser versorgt werden. Nach zwei bis drei Stunden die Schachtel draussen öffnen. Fliegt der Vogel nicht von selbst weg, gehöre er in eine Pflegestation. Die Vogelwarte ist während der Bürozeiten unter Tel. 041 462 97 00 erreichbar und kann die nächste Pflegestation vermitteln.