Exote unter Schweizer Vögel
Wiedehopf: Wärmeliebender Punk
Er ist der Exote unter den Schweizer Vögeln: Als einziger Vertreter der Hopfe liebt der Wiedehopf alte Obstbäume, grosse Insekten und die warme Jahreszeit. Trotz auffallender Frisur ist der Vogel nur schwer zu Gesicht zu bekommen.
Die Frisur macht’s aus: Mit seinem Irokesenschnitt und dem orangefarbenen Schopf ist der Wiedehopf (Upupa epops) zweifelsfrei der Punk unter den heimischen Vögeln. Nicht nur der auffallende Kopfschmuck macht ihn zum Exoten, er ist auch der einzige Vertreter der Ordnung der Hornvögel und Hopfe in der Schweiz. Seine beiden Schwesterarten, der Afrikanische Wiedehopf und der Madagaskar-Wiedehopf, leben südlich der Sahara.
Wer einen Wiedehopf zu Gesicht bekommen will, der braucht eine ordentliche Portion Glück, denn laut der Schweizerischen Vogelwarte Sempach leben hierzulande gerade noch maximal 260 Brutpaare. Am grössten ist die Chance für eine Sichtung im Wallis, denn in der Rhoneebene brüten rund die Hälfte der Schweizer Paare auf knapp 62 Quadratkilometern. Im Winter hält man vergeblich nach dem etwa 26 Zentimeter grossen Vogel Ausschau, denn der Wiedehopf gehört zu den Langstreckenziehern. Er verbringt die kalte Jahreszeit gerne bei seinen afrikanischen Verwandten. Dabei tritt er die Reise bereits im späten Juli an und gehört somit zu den Arten, die sich am frühesten auf den Weg in den Süden machen.
Der Wiedehopf ist bei uns selten geworden, vor allem weil er hohe Ansprüche an seinen Lebensraum stellt. Er ernährt sich von grossen Insekten wie Grillen, Heu-schrecken, Engerlingen, Raupen und Käfern, verschmäht aber auch kleine Frösche und Eidechsen nicht. Manchmal räubert er auch Vogelgelege und Nestlinge anderer Arten. Auch die Liebe geht bei den Wiederhopfen durch den Magen: Schafft es ein Männchen, mit aufgestelltem Kamm und lauten Rufen, ein Weibchen anzulocken, so versucht er es mit einem Futtergeschenk davon zu überzeugen, sich mit ihm zu verpaaren. Zudem bietet er seiner Angebeteten auch gleich schon eine Bruthöhle in einem alten Baum oder einer Mauer an, in die sie ihre Eier legen kann. Hochstämmige alte Obstbäume, insbesondere Apfelbäume, sind als Brutorte für Wiedehopfe beliebt. Je seltener diese werden, desto mehr verschwindet auch der Punk-Vogel aus unserer Kulturlandschaft.
Aus den etwa fünf bis sieben Eiern eines Geleges schlüpfen nach einer Brutdauer von etwa 18 Tagen die Jungen. Bebrütet werden sie ausschliesslich vom Weibchen, während das Männchen für das leibliche Wohl sorgt. Sobald die Nestlinge zehn Tage alt sind und nicht mehr gewärmt werden müssen, fliegt auch das Weibchen auf Nahrungssuche aus. 20 bis 28 Tage nach dem Schlüpfen verlassen auch die Jungvögel das Nest, werden aber noch etwa fünf Tage von den Eltern weiter versorgt, bis sie selbstständig sind. Danach nehmen die jungen Tiere oft weite Strecken auf sich, um ein eigenes Revier zu finden.
Schutz vor Räubern und Infektionen
Trotz seiner durchaus exotischen Erscheinung kann sich der Wiedehopf bei Bedrohung erstaunlich gut tarnen. Wenn eine gefahrlose Flucht in ein Versteck nicht möglich ist, so legt sich der Vogel mit ausgespreizten Flügeln flach auf den Boden, Kopf und Schnabel steil nach oben gerichtet. In dieser regungslosen Schutzhaltung wird er meistens von Greifvögeln und anderen Räubern übersehen. Eine ganz ähnliche Körperhaltung nehmen Wiedehopfe beim Einemsen ein. Dabei setzen sie sich auf ein Ameisennest und lassen sich von den Insekten mit ihrer Ameisensäure besprühen. Wissenschaftler gehen davon aus, dass dieses Verhalten sowohl das Gefieder pflegt, die Ameisensäure aber auch einer Infektion mit Bakterien und Pilzen vorbeugt.
Nachdem der Bestand an Wiedehopfen in der Schweiz zwischen 1950 und 1980 stark zurückgegangen war, ergriff der Kanton Wallis 1998 als Erster artspezifische Schutzmassnahmen, die nach und nach von anderen Kantonen übernommen wurden. Umweltfreundlichere Bewirtschaftungen, insbesondere von Rebbergen, führten zu einer besseren Verfügbarkeit von Futterinsekten. Zudem finden Wiedehopfe in geschützten alten Obsthainen geeignete Bruthöhlen. Nicht zuletzt profitieren die Vögel wahrscheinlich auch von den durch die Klimaerwärmung höheren Sommertemperaturen. Seit 2000 beobachtet die Schweizerische Vogelwarte daher insgesamt doch eine Zunahme der Schweizer Brutpaare. Trotzdem gilt der Wiedehopf nach wie vor als verletzlich (IUCN-Kategorie «vulnerable») und steht somit auf der Roten Liste der gefährdeten Arten der Schweiz.
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