Feinfühlige Naturillustrationen - einer Bieler Künstlerfamilie auf der Spur
Tier- und Pflanzenillustrationen der Familie Robert im Neuen Museum Biel
Aus Biel stammt die Künstlerfamilie Robert. Mehrere Generationen und Vertreter dieser Familie schufen unvergleichliche Kunstwerke und illustrierten zahlreiche Bestimmungsbücher. Ihrem Leben kann im Neuen Museum Biel nachgespürt werden.
Filigrane Zeichnungen von Raupen, Schmetterlingen, Vögeln und Pflanzen bringen mehr zutage als Fotografien. Und wenn sie von Künstlern mit grossem Tiefgang und poetischer Ader geschaffen wurden, dann schimmert da immer auch das Geheimnisvolle durch. Das ist bei den Kunstwerken aus der Künstlerdynastie der Roberts zweifellos der Fall. Ihre Illustrationen haben ein Seelenleben, zeugen von der Ehrfurcht vor der Natur und lassen immer etwas vom Geheimnis allen Lebens durchschimmern, vom Unerklärlichen, das die Menschen nicht durchdringen können.
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Auch die Schweiz hat ihre grossen Naturillustratoren
Historische Bilder, die beispielsweise eine Unechte Karettschildkröte zeigen, die durch den Ozean paddelt oder Bourkesittiche im Geäst eines Eukalyptusbaums in Australien, dahinter Tussockgras, werden eher mit englischen Künstlern assoziiert, die beispielsweise Expeditionen bekannter Kapitäne als wissenschaftliche Zeichner begleiteten. Doch auch die Schweiz hat solche Kapazitäten, die unvergleichliches schufen. Es handelt sich um mehrere Angehörige der Familie Robert, die in und um Biel (BE) angesiedelt war.
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Der Familie Robert auf der Spur
Der Familie Robert kann im Museum Neuhaus in Biel, das heute Neues Museum Biel heisst, nachgespürt werden. Dieses Museum widmet sich Persönlichkeiten und Geschehnissen der Stadt am Jurafuss. Den Roberts ist die oberste Etage gewidmet. Im Museumsladen werden zudem Bücher zur weitverzweigten Künstlerfamilie sowie Karten mit Tier- und Pflanzenillustrationen angeboten.
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Das Maison Robert im Jorat
Das Vermächtnis der Künstlerdynastie wird von der Stiftung Robert verwaltet und seit 2012 von Neuen Museum Biel konservatorisch verwaltet. Weiter weist oberhalb von Biel bei Orvin im Jorat das Maison Robert auf die Angehörigen der Familie hin. Dorthin haben sich die Roberts im Sommer zurückgezogen, um in Ruhe im Einklang mit der Natur zu leben und zu arbeiten. An ausgewählten Tagen vom Frühling bis in den Herbst kann dieses Haus besichtigt werden. Es ist noch so eingerichtet, wie es die Roberts hinterlassen haben, mit Atelier und Garten mit Teich. Es wird von einer besonderen Stiftung betreut.
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Drei Roberts im Bieler Museum
Die Ausstellung im Bieler Museum ist insbesondere dem Vater Léo Paul Robert (1851 - 1923) sowie seinen beiden Söhnen Philippe Robert (1881 – 1930) und Paul-André Robert (1901 -1977) gewidmet.
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Die Anfänge der Familie Robert
Der Stammhalter der Malerdynastie ist Louis Léopold Robert (1794 bis 1835), der nach einem Aufenthalt in Paris in Italien lebte, zuerst in Neapel, dann in Venedig. Er wurde berühmt durch seine Gemälde, die das italienische Volksleben zeigten. Er litt an Schwermut, was zu seinem Freitod führte. Sein Bruder Aurèle Robert (1805 – 1871), der von Louis Léopold Robert lernte, kehrte nach dessen Tod in die Schweiz zurück und erwarb das Landgut Ried bei Biel.
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Vögel der Schweiz in ihrer Landschaft
Aurèle Roberts Sohn Léo-Paul Robert wurde schliesslich berühmt durch seine Vogelmalereien. Dabei zeichnete er nicht nur die Vögel akkurat, sondern setzte sie in den Kontext ihrer typischen Landschaft. Genau das macht die Illustrationen bis heute so anziehend. Keine Fotografie kann das Bild des Vogels und seines Biotops so gut vermitteln wie es die Zeichnungen Roberts bis heute vermögen. Auf den Werken sind vorwiegend Vögel des Juras und der Dreiseenlandschaft in ihrem Lebensraum dargestellt. Dabei wird man sich heute bewusst, dass viele ideale Landschaften für immer durch Zerstörung durch den Menschen verschwunden sind. Aus der Ehe mit Berthe von Rütte gingen zehn Kinder hervor. Drei davon wurden ebenfalls Maler.
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Die drei Roberts
Im Neuen Museum Biel wird nicht nur die Lebensgeschichte von Léo-Paul Robert (1851 – 1923), sondern auch die seiner Söhne Philippe Robert (1881 – 1930) sowie von Paul-André Robert (1901 – 1977) beleuchtet. Zahlreiche Bilder der drei Künstler werden ausgestellt. Paul-André Robert beispielsweise hat aufgrund seiner Reisen auch viele fremdländische Tiere gemalt, so auch die Unterwasserwelt. Diese Darstellungen gehen vermutlich auf seinen Aufenthalt im Ozeanographischen Museum von Monaco zurück. Zudem schuf er Illustrationen aus Brasilien, weil er das Land bereiste. Paul-André Robert hat zahlreiche Bestimmungsbücher illustriert. Er präparierte für seinen Vater, bei dem er die Malerei teilweise erlernt und den er zeitlebens unterstützt hat, verschiedene Vögel, so dass sie lebensecht abgezeichnet werden konnten. Auch solche Präparate sind im Neuen Museum Biel noch vorhanden. Paul-André Robert erhielt den Ehrendoktortitel der Universität Neuchâtel.
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Bilder zeugen von der Liebe zur Natur
Von den Roberts stammen auch etliche Wandgemälde, etwa am Historischen Museum Bern, in der Bahnhofshalle Biels oder in Neuenburg. Ihr Lebenswerk mit all den charaktervollen Illustrationen hat bleibenden Wert. Sie waren im protestantischen christlichen Glauben verwurzelt und haben auch etliche Glaubensmotive, teil als Allegorien, erschaffen. Die Tier- und Pflanzenillustrationen zeugen von ihrer Ehrfurcht vor der Schöpfung und Liebe zur Natur.
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Museum Neuhaus / Neues Museum BielSeevorstadt 52, 2501 Biel
Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag 11 bis 17 Uhr, Eintritt: Fr. 11.00
nmbiel.ch auchcollection-robert.ch
Unter «Sammlungen», «Sammlung Robert» kann ein digitales Archiv mit zahlreichen Werke der Roberts abgerufen werden.
Oder
Maison Robert im Jorat
Chärjus 118
2534 Orvin (BE)
maisonrobert.ch
«Federkleid & Flügelschlag»In diesem bibliophilen Buch sind 100 Vogelbilder von Léo-Paul und Paul-André Robert dargestellt.
Thomas Griesohn-Pflieger und Iris Lichtenberg, Haupt Verlag, Bern
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