Steckbrief Herkunft: Zentralafrika
Grösse: 33 Zentimeter
Wildfarbe: Gräulich hell bis dunkel
Mutationen: Vögel mit viel Rot im Gefieder werden Königsjakos genannt. Es handelt sich aber nicht um eine Mutation, sondern um eine Pigmentstörung, die auch bei wild lebenden Vögeln auftreten kann.
Geschlechtsunterschiede: keine
Ringgrösse: 9,5 mm
Lebenserwartung: 40 bis 55 Jahre
Platzansprüche: Zimmervoliere von mindestens 2 x 2 Meter x Zimmerhöhe für zwei Vögel. Ideal ist die Haltung in einer kombinierten Innen- und Aussenvoliere.
Ausstattung: Frische Äste aus dem Wald wie Buche, Weide, Hasel, Esche und Ulme. Wurzelstöcke, Mulch, Erde, Sand, Steine, Wasserbassin.
Stimme: Einziger Papagei, der nicht schreit, sondern melodiös pfeift. Nur bei Panik ist ein Schrei zu hören. Die melodiösen Pfiffe haben aber auch schon zu Gerichtsverhandlungen geführt, weil sich enge Nachbarn daran störten.
Haltung: Zu zweit, in grossen Volieren auch als Gruppe möglich.

Herkunft und Geschichte

Graupapageien stammen aus dem tropischen Regenwald Zentralafrika. Sie fliegen frühmorgens, nach der Dämmerung, auf Lehmlecken, so etwa in der Zentralafrikanischen Republik, in Kamerun und in der Demokratischen Republik Kongo. Dort nehmen sie Erde auf, die Mineralien enthält. Manche sind dabei beobachtet worden, wie sie Wurzeln von Sumpfpflanzen knabbern. Auf manchen Lichtungen können sich hunderte von Graupapageien versammeln. Bei den ersten Sonnenstrahlen sind sie wieder weg, verschwunden irgendwo im Regenwald. Auch an Schlafplätzen finden sich Graupapageien in grossen Scharen ein, oft in Pandanus-Wäldern. Tagsüber tummeln sie sich irgendwo in den Baumriesen. Sie verzehren die Früchte der Afrikanischen Ölpalme nebst einem grossen Spektrum an Samen und Früchten.

Ab etwa dem 16. Jahrhundert tauchten Graupapageien auf Gemälden auf. Durch portugiesische Seefahrer, die der westafrikanischen Küste entlangsegelten, gelangten sie nach Europa. Es ist nicht bekannt, dass sie im römischen Reich bereits bekannt waren, obwohl im antiken Rom verschiedene exotische Tiere aus dem Herzen Afrikas eingeführt wurden. Erste Zuchten gelangen im 19. Jahrhundert, doch erst im 20. Jahrhundert wurden Graupapageien in grossen Zahlen nach Europa eingeführt. Meist wurden sie als Einzelvögel gehalten und erlangten grosse Popularität, weil sie die menschliche Stimme sehr gut nachahmten.

Eignung als Heimtier

Graupapageien sind populäre Heimtiere. Das darf aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass sie sehr anspruchsvoll sind. Wer junge Graupapageien übernimmt, geht eine Verpflichtung für die nächsten gut 40 Jahre ein, da sie sehr langlebig sind. Sie sind psychisch ausserordentlich sensibel. Wenn etwas in ihrer Haltung nicht stimmt, beginnen sie damit, sich selbst Federn auszurupfen. Wichtig ist darum auch eine geräumige Unterbringung der zwei Graupapageien, weil sonst Dauerstress entsteht. Der unterlegene Vogel neigt dann dazu, sich aus Frustration die Federn zu rupfen. Graupapageien, richtig untergebracht und gepflegt, sind eine grosse Freudenquelle. Wer allerdings keine Konstanz im Leben hat und die räumlichen Bedürfnisse der Vögel nicht abdecken kann, sollte auf ihre Haltung verzichten. 

Erwerb

Graupapageien sind direkt beim Züchter zu erwerben. Züchter inserieren auf entsprechenden Plattformen, beispielsweise auf exotis.ch. Wer einen Graupapagei erwirbt, muss Dokumente mit der Adresse des Verkäufers und der Ringnummer des Vogels aufbewahren. Graupapageien gehören dem CITES Anhang I an, stehen also komplett unter Schutz. Wer solche Vögel hält, muss bei Kontrollen durch das kantonale Veterinäramt nachweisen können, wo sie herstammen. Das CITES ist das internationale Übereinkommen zum Handel mit geschützten Tieren und Pflanzen.

Ernährung und Pflege

Graupapageien haben einen hohen Proteinbedarf. Eine Samenmischung, die zum grossen Teil aus schwarzen, gestreiften und weissen Sonnenblumenkernen besteht, ist darum gut für ihre Gesunderhaltung. Zusätzlich benötigen sie Früchte und Gemüse der Saison. Diesbezüglich ist ein grosses Spektrum ideal, das von Mango bis zu Granatapfelkernen reicht. Zeitweise Keimfutter bereichert den Speiseplan. Kalk, Kalksteine und Grit sollen immer zur Verfügung stehen. Graupapageien sollten Zugang zu ungefiltertem Sonnenlicht haben oder als Ersatz eine Leuchte, die ultraviolettes Licht in Verbindung mit Wärme abgibt. Nur so können sie gewisse Vitamine aufschliessen, die der Körper braucht. Ein Wasserbassin sowie regelmässiges Abbrausen schätzen sie sehr.

Zucht

Bedingung ist ein harmonierendes Paar. Die Höhlenbrüter akzeptieren waagrechte oder senkrechte Nistkästen. Als Kasteninhalt dienen Sägespäne und morsche Holzstücke. Der Nisttätigkeit gehen Paarungen voraus. Die Vögel schnalzen und trippeln nebeneinander auf der Stange hin und her. Das Weibchen lässt die Flügel hängen, bevor das Männchen mit einem Bein aufsteigt. Gleichzeitig zu diesem Verhalten wird auch der Nistkasten benagt. Meist werden zwei bis drei Eier gelegt. Nach Ablage des letzten Eis beginnt das Weibchen mit dem Brüten, das Männchen wacht vor dem Nistkasten. Nach einer Brutzeit von 28 Tagen schlüpfen die Jungen. Während dieser Zeit sollten die Vögel stets reichlich Futter zur Verfügung haben. Zusätzlich sollte auch Hüttenkäste und Eifutter gereicht werden. Nach einer Aufzuchtszeit von etwa drei Monaten fliegen die Jungen aus. Nach weiteren zwei bis drei Monaten nehmen sie selbständig Futter auf. Es dauert ungefähr drei Jahre, bis Graupapageien geschlechtsreif werden.

Lustig

Von Graupapageien sind viele amüsante Geschichten bekannt. Auch der Urwaldarzt, Organist, Autor und Theologe Albert Schweitzer hielt in Lambarene am Ogowe-Fluss in Gabun Graupapageien, und zwar frei fliegend auf dem Gelände. Er erzählte die Geschichte von einem Grauen, der seinen Pfiff imitierte, so dass der Hund angeschossen kam, in der Hoffnung, der Doktor habe Knochen für ihn. Der Papagei habe sich dann jeweils am enttäuschten Blick des Hundes geweidet. Oder er habe ein Stück Brot ergriffen, sei mit ihm zum Hühnerhof geflogen und habe das Brot zerbröselt und sich darüber gefreut, wie die Hühner darauf schossen.

Namensgebung

Die wissenschaftliche Bezeichnung lautet Psittacus erithacus. Der Graupapagei ist die einzige Papageienart, deren Gattungsbezeichnung noch durch Carl von Linné verliehen wurde, der das wissenschaftliche Klassierungssystem begründete. Er nannte die Art bereits 1758 in seinem «Systema Naturae». Die Artbezeichnung erithacus stammt aus dem Griechischen und meint so viel wie «eine Sippe der Vögel, die sprechen lernen konnten».   

Besonderheit

Von Graupapageien im Kongo ist bekannt, dass sie auch im Freiland andere Vogelstimmen und sogar die Laute einer Fledermausart imitieren.