Seine eindrücklichen, schwarz-gelb leuchtenden Warnfarben trägt der Feuersalamander nicht umsonst: Mit seinem giftigen Hautsekret kann er potenzielle Fressfeinde schnell in die Flucht schlagen. Auch auf unserer Haut löst das sogenannte Salamandrin ein leichtes Brennen aus. Vom Kontakt mit Schleimhäuten nicht zu sprechen. Dies hat den Menschen seit jeher Eindruck gemacht. So sehr, dass die wildesten Märchen über den Feuersalamander gedichtet wurden. Manche glaubten sogar, dass der heimische Schwanzlurch bösartige, wenn nicht dämonische Züge an sich hat, dass er Obst vergiftet und immun gegen Feuer ist. Geblieben von diesen Erzählungen ist bis heute glücklicherweise nur sein Name. Mittlerweile ist der Feuersalamander ein wahrer Sympathieträger geworden. Wo er heute noch auftaucht, wird dem bis zu 20 Zentimeter langen Lurch in der Regel eine positive Faszination entgegengebracht. Trotzdem wissen wir erstaunlich wenig über die Amphibienart, die auf der Alpen-Nordseite als gefährdet gilt.

Ein Leben im Verborgenen

Der natürliche Lebensraum von Feuersalamandern ist der Wald. Dort verbringen die Lurche die meiste Zeit ihres Lebens in feuchten, kühlen Ritzen und Höhlen. Wenn Feuersalamander rauskommen, dann am liebsten während regnerischen Nächten, wenn die Luftfeuchtigkeit am höchsten ist. Dann machen sie sich auf die Jagd nach Kleintieren wie Tausendfüssler, Asseln, Laufkäfer, Ohrwürmer oder Schnecken. Ins Wasser zieht es Feuersalamander nur einmal im Jahr, wenn die Geburt der nächsten Generation ansteht. Nach mehrmonatiger Trächtigkeit machen sich die Weibchen im Frühjahr auf die Suche nach einem geeigneten Bachlauf, wo sie ihre Larven gebären können. Das Gewässer muss kleine Vertiefungen (Kolken) oder Uferbuchten aufweisen, damit die Jungtiere sich dort in Ruhe entwickeln können, ohne von der Strömung mitgerissen zu werden. Auch Fische darf es keine haben, denn diese sind gefährliche Fressfeinde. Am besten erfüllen diese Bedingungen kleine, mehrstufige Waldbäche. In Ausnahmefällen gedeihen die Larven aber auch in stehenden Tümpeln.

Viele von diesen geeigneten Brutstätten befinden sich in schwer zugänglichem Gelände. Das Zählen der Larven ist also eine aufwändige Sache. Dennoch ist es die einfachste Variante, mehr über das lokale Vorkommen von Feuersalamandern zu erfahren. Erst auf dieser Daten-Basis können effektive Schutzmassnahmen für die gefährdete Tierart getroffen werden. Aus diesem Grund hat BirdLife Aargau gemeinsam mit der Koordinationsstelle für Reptilien und Amphibienschutz Schweiz (karch) ein vierjähriges Feuersalamander-Projekt ins Leben gerufen, das 2024 mit einer kantonalen Zählaktion (Monitoring) startete.

Mehr als 50 regionale Sektionen von BirdLife Aargau haben im ersten Projektjahr mitgemacht und etliche Begehungen in rund 400 Gebieten und Larvengewässern des Kantons durchgeführt. In ganzen 61 Prozent der untersuchten Gewässerabschnitte wurden Larven gefunden. Manche Sektionen haben bereits angekündigt, das Monitoring in den folgenden Jahren weiterzuführen, um der Koordinationsstelle karch so weitere Informationen über das Vorkommen, die Verbreitung sowie die Schwankungen der Feuersalamander-Larven zu liefern.

Hürden aus dem Weg schaffen

Innerhalb des Projektes warten auf die Sektionen nun aber weitere Aufgaben. Da sie jetzt wissen, wo in ihrer Gemeinde Feuersalamander vorkommen, können sie diese Lebensräume gezielt analysieren und allenfalls Schutzmassnahmen ergreifen. Denn im Leben eines Feuersalamanders lauern viele Gefahren, von denen so einige zu vermeiden wären. Die offensichtlichsten Hürden sind Strassen, auf denen nicht nur Feuersalamander, sondern auch viele andere Tiere überfahren werden. Doch es gibt auch weniger offensichtliche Fallen und Hürden. Stehen Feuersalamander zum Beispiel vor einem zu hohen Randstein, landen sie auf der Suche nach einer Aufstiegsmöglichkeit meist irgendwann in einem Schacht, wo sie nie wieder rauskommen.

Lösungsansätze gibt es viele: Manchmal helfen Rampen oder Krallmatten, damit sich die Tiere wieder eigen-ständig aus der Falle befreien können. Abdeckungen oder Abgrenzungen verhindern, dass der Salamander überhaupt in eine missliche Lage kommt.

Todesfalle Schlammsammler

Ein anschauliches Beispiel aus der Gemeinde Suhr zeigt, wie effektiv bereits die kleinsten Massnahmen sein können. Vor ein paar Jahren entdeckte Hans-Ruedi Kunz vom örtlichen Natur- und Vogelschutzverein in einem Schlammsammler vier adulte Feuersalamander. Die Tiere dürften bei einem Laichversuch den Bach hinunter in das Becken gepurzelt sein. Eine Sackgasse. Denn der einzige Ausweg wäre ein mehrere hundert Meter langes Rohr, welches den Bach unter der A1 durchführt.

In einem zweiten Schlammsammler, nur wenige Dutzend Meter vom ersten entfernt, fand Hans-Ruedi Kunz ebenfalls Feuersalamander – dort in der Form von Larven. Dazu Spuren von Vögeln, die sich bereits bedient hatten. «Die Becken wurden 1967 mit der A1 gebaut, um den Dreck aufzufangen, damit es die Rohre nicht verstopft», erklärt Kunz. «50 Jahre lang sind da also Amphibien reingefallen. Ich würde sagen, die allermeisten davon dürften gestorben sein.»

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Unverzüglich meldete er seinen Fund beim Kanton, mit der Bitte, etwas gegen diese Tragödie zu unternehmen. Bis seine Anfrage zu den richtigen Leuten gelangte, fischte er alle paar Tage weitere Feuersalamander, aber auch Larven und Laichklumpen aus den Becken. Als es dann endlich zu einer Begehung kam, hätten die Verantwortlichen vom Nationalstrassenunterhalt sofort versprochen, innerhalb von ein paar Tagen Krallmatten in den Schlammsammlern anzubringen, erzählt Kunz. «Seit diese Matten drin sind, habe ich nie mehr ein adultes Tier im Becken gesehen», betont er. «Larven hat es immer noch unten. Also kommen sie offensichtlich wieder von allein raus.»

Die Lösung sei nicht perfekt, denn es fehlen an manchen Ecken noch ein paar Zentimeter bis zum rettenden Beckenrand. Auch sind Krallmatten nicht überall gleich beliebt, da sie mit der Zeit spröde werden können. «Im Prinzip wäre mehr möglich, zum Beispiel eine kleine Leiter am Rand», ist Kunz überzeugt. So wäre der Ausstieg für die Feuersalamander auch weniger kräftezehrend. «Das würde aber vermutlich das Rausbaggern des Schlamms erschweren.» Jetzt, im zweiten Jahr des Feuersalamander-Projekts, möchte Kunz dennoch die weiteren Möglichkeiten mit den Verantwortlichen besprechen. «Mein Traum wäre, dass man den Schlammsammler ausbauen, die Bäche vor der A1 zusammennehmen und einen Teich machen würde», so Kunz. Denn ein solcher käme auch anderen Amphibien zugute, ist sich der Naturschützer sicher. «Dann hätten wir definitiv kein Problem mehr.»