Ziervogellexikon
Spix-Ara - ausgestorben in Brasilien, nun wieder angesiedelt
Der Spix-Ara war in seiner brasilianischen Heimat lange verschwunden. Seit wenigen Jahren fliegen wieder wenige, angesiedelte Exemplare dieser stahlblauen Kleinaras im Dornenwald. Eine legendäre Art, die zum Spielball der Politik und reicher Leute wurde.
SteckbriefHerkunft: Nordost-Brasilien, nur wenige Exemplare
Grösse: 56 Zentimeter
Farbe: Stahlblau
Geschlechtsunterschiede: keine
Ringgrösse: 9,5 mm
Lebenserwartung: ca. 35 Jahre
Platzansprüche: Kombinierte Innen- und Aussenvoliere ideal, 30 Kubikmeter Inhalt erforderlich
Ausstattung: Frische Kletter- und Nageäste, Wurzelholz, Sprinkleranlage, Badestelle, Sand, Kies
Stimme: helles, lautes Kreischen
Haltung: Paarweise, Jungvögel im Schwarm
Herkunft und Geschichte
Der Spix-Ara wurde 1832 wissenschaftlich beschrieben. Aus alten Reiseberichten geht hervor, dass die Art vermutlich nie in grossen Zahlen im Nordosten Brasiliens lebte. Der Kleinara flog in der Caatinga, einer Dornensavanne entlang des Rio São Francisco im brasilianischen Bundesstaat Bahia. Bereits 1985 konnten auf einer Expedition, deren Teilnehmer nach den Spix-Aras suchten, nur noch fünf Exemplare beobachtet werden. Die Art hatte immer ein kleines Verbreitungsgebiet und litt unter Lebensraumverlust, da die alten Carabeira-Bäume gefällt wurden, in deren Höhlen sie nisteten. Durch Wilderei verschwand die Art ab dem Jahr 2000 vollständig aus ihrem natürlichen Verbreitungsgebiet. Bereits ab den 1970er Jahren schien ein reger Handel mit Spix-Aras aufzuflammen, weil sie selten waren und gewisse Sammler dafür hohe Preise bezahlten.
Eignung als Heimtier
Spix-Aras werden von wenigen reichen Züchtern in Zuchtanlagen gehalten. Schauplätze ihrer Haltung und Zucht sind heute nach offiziellen Angaben Deutschland, Belgien, Indien und auch Brasilien, wo sie in wenigen Exemplaren gehalten werden. Vorher wurde die Art in einem Zuchtzentrum in Manila auf den Philippinen vermehrt, ebenso in Qatar, früher auch in Teneriffa und der Schweiz. Spix-Aras stehen in der Schweiz auf der Liste mit den haltebewilligungspflichtigen Arten. Ihnen muss ein Innengehege von 30 Kubikmeter zu Verfügung gestellt werden.
Erwerb
Es ist kaum möglich, Spix-Aras auf normalem Weg zu erwerben. Es gibt nur wenige weltweit.
Ernährung und Pflege
In der Natur ernähren sich Spix-Aras von Früchten, Nüssen und von Samen von Euphorbien-Arten. Unter Menschenobhut erhalten Spix-Aras eine kommerzielle Samenmischung für Aras, die zu grossen Teilen aus weissen, gestreiften und schwarzen Sonnenblumenkernen besteht. Keimfutter ist ebenfalls eine sinnvolle Nahrungsquelle, besonders während der Zuchtzeit. Täglich Früchte und Gemüse der Saison gehören zum Speiseplan. Spix-Aras geniessen einen Sprühregen unter einer Springkleranlage, sollten aber auch ein Badegefäss in der Voliere aufsuchen können. Sie sitzen gerne zuoberst auf Äste. Darum sollten nicht alle Äste horizontal, sondern auch vertikal angebracht werden.
Zucht
Die Zucht scheint nicht so viel anders zu sein als diejenige anderer Kleinaras. Im gleichen Gebiet in Brasilien wie der Spix-Ara kommt auch der Maracana vor, ein weiterer Kleinara, der eine sehr ähnliche Brutbiologie hat. Spix-Aras werden ungefähr im Alter von sieben Jahren geschlechtsreif, gezüchtete Vögel auch früher. Während 25 bis 28 Tagen bebrütet das Weibchen drei bis vier Eier. Nach einer Nestlingszeit von 70 Tagen fliegen die Jungen aus. Sie sind an den hornfarbenen Schnäbeln zu erkennen. Bei den Alttieren sind sie schwarz. Etwa vier Monate nach dem Ausfliegen sind die Jungen selbständig.
Lustig
Der Film Rio handelt von Spix-Aras und erzählt die Geschichte eines Männchens, das von Schmugglern ausserhalb von Brasilien gebracht wurde.
Namensgebung
Die wissenschaftliche Bezeichnung lautet Cyanopsitta spixii. Die Gattung ist monotypisch, das heisst, dass dort keine anderen Arten mehr eingeteilt sind. Spixii deutet auf den deutschen Naturwissenschaftler Johann Babtist von Spix (1781 – 1826) hin, der sich einer österreichischen Expedition nach Brasilien anschloss und in grossen Teilen alleine in Brasilien forschte. Er war es auch, der das Typusexemplar eines Spix-Aras nach München in die zoologische Staatssammlung sandte. Er verstarb schliesslich in München an einer Tropenkrankheit.
Besonderheit
2022 wurden auf dem Gelände der Concordia-Farm in der Nähe der Stadt Juazeiro zum zweiten Mal zwölf Spix-Aras ausgewildert. Sie stammen aus einer deutschen Zuchtanlage. Dem Südafrikaner Cromwell Purchase gelang es erstmals in Qatar, die Art äusserst erfolgreich zu vermehren. Der Bestand wurde dann durch eine Organisation in Deutschland übernommen, Cromwell Purchase reiste mit und ist nun für die Wiederansiedlung der Art in Brasilien verantwortlich. Ausgewilderte Paare brüteten erfolgreich in der Natur. Nach über zwei Jahrzehnten Absenz ist der Spix-Ara zurück in Brasilien. In der Haltungsgeschichte der Spix-Aras spielt die Schweiz eine besondere Rolle. Hier gelang es einem Züchter, die Art erstmals erfolgreich unter Menschenobhut zu vermehren. Darüber berichtete er in der Schweizer Fachzeitschrift «Gefiederter Freund». Die Spix-Aras, die in der Schweiz lebten, wurden grösstenteils verkauft.
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