Lange Jahre fristete das Herbarium des Botanischen Gartens der Universität Bern ein Schattendasein. Die Pflanzenbelege waren etwas in Vergessenheit geraten. Die Kuratorin und Botanikerin Dr. Katja Rembold hat das Herbarium nun gemeinsam mit Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern aus dem Dornröschenschlaf geweckt. Es wurde in neuen Räumlichkeiten in der Länggasse untergebracht.

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Ein Riesenfundus

Die Riesenarbeit ist immer noch am Laufen, denn es gilt, rund 500 000 Belege zu sichten, zu ordnen und zu digitalisieren. Dabei handelt es sich um gepresste Pflanzenbelege, um eine Alkoholsammlung, um Originalbelege von verholzten Pflanzenteilen, um prähistorische Pflanzenfundstücke und um historische Aufzeichnungen von Pflanzenforschern.

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Belege online einsehbar

Diese Herkulesaufgabe ist sehr gut angelaufen. Neu sollen die Herbarbelege nicht nur Interessierten, die im Archiv direkt nach ihnen suchen, zur Verfügung stehen. Sie können weltweit online eingesehen werden. Bereits konnten 56 480 Belege online gestellt werden. Katja Rembold sagt: «Derzeit sind rund 10 Prozent der gesamten Sammlung aufgearbeitet.» Das habe den Vorteil, dass sich manchmal auch Experten von irgendwoher melden würden, wenn sie Unstimmigkeiten entdeckten. «Nach Überprüfung korrigieren wir das», sagt Katja Rembold.

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Weltweite Pflanzensammlung

Die Berner Sammlung ist eine der bedeutendsten der Schweiz. Dazu gehören historische Herbarbelege, Belege aus dem Kanton Bern, aus der gesamten Schweiz sowie aus Europa und der ganzen Welt. Darunter sind auch einige Typusexemplare. Dabei handelt es sich um Belege, nach welchen eine Art erstmals wissenschaftlich beschrieben worden ist. Doch nebst den Pflanzensammlungen gibt es noch mehr zu entdecken.

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Feinfühlige Pilzzeichnungen

Katja Rembold empfiehlt: «Unter dem Reiter ‘Illustrations’ findet man eingescannte Bücher mit wunderschönen Pilzzeichnungen.» Beispielsweise von Gustav Otth (1806 – 1874), einem ehemaligen Berner Offizier in niederländischen und neapolitanischen Diensten. Oder von Bernhard Studer-Steinhäuslin (1847 – 1910), einem Berner Apotheker. Beide fertigten kunstvolle farbige Illustrationen von Pilzen an und schufen mehrbändige Werke. Es berührt, die Bilder zu betrachten, die von der Genauigkeit der Maler zeugen. Kurzbiographien lassen die beiden Persönlichkeiten wieder aufleben.

Fundgrube botanischer Schätze

Das Herbarium Bernense ist also auch online eine Entdeckung, eine richtige Fundgrube mit botanischen Schätzen. Es zeugt von der Sorgfalt von Generationen von Menschen, die im Zeichen der Pflanzen und Pilze unterwegs waren und es hilft, Vergleiche mit heutigen Beständen von Pflanzen zu ziehen.

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Hoffnung auf Fortführung

Die schnelle Digitalisierung so vieler Belege in weniger als zwei Jahren wurde durch mehrere Projektstellen ermöglicht. Inzwischen sind die Projekte ausgelaufen und die Digitalisierung steht still. Nun werden dringend Stellen benötigt, damit sich das bereits jetzt umfangreiche Online-Herbar von Bern weiter vergrössert.

herbarium-bernense.ch