Schildkröten können sich zwar schnell in ihren Panzer zurückziehen, wenn Gefahr droht. Aber er schützt sie nicht davor, Schmerzen zu fühlen, wenn sie einem hohen Druck ausgeliefert sind oder ihr Panzer beschädigt ist. Denn sie tragen unter ihrem sichtbaren «Haus» aus Hornplatten auch noch einen inneren Panzer, den Knochenpanzer. Dazwischen liegt nun die Knochenhaut, welche von Nervenbahnen durchzogen und durchblutet ist. Das ermöglicht den Tieren, trotz des äusseren gefühllosen Panzers Gefühle wahrzunehmen. So spüren sie auch Temperaturunterschiede und haben einen Gleichgewichtssinn. Bei fast allen Schildkröten besteht der Panzer aus diesen drei Schichten.

So lieben es diese Haustiere nicht unbedingt, wenn sie gestreichelt werden. Wenn, dann muss sich der Mensch von vorne nähern, damit die Schildkröte nicht erschrickt. Am empfänglichsten für menschliche Zärtlichkeitsbezeugungen ist sie, wenn sie sich geborgen fühlt, etwa, wenn sie auf einer flachen Oberfläche liegt. Am liebsten mag sie es, wenn der Mensch sie sanft an der Kopfoberseite streichelt. Aber Achtung: Nicht zu nahe bei Nase und Augen. Und falls das Tier seinen Kopf mit offenem Mund immer wieder nach oben wirft, dann signalisiert es, dass es die Streicheleinheiten nicht mag. Vielleicht gefallen ihm die Berührungen an Kinn und Wangen oder am Hals besser. Oder es schätzt die leichte Massage seines Panzers mehr.

Die ausgeprägten Sinne

Schildkröten, die bis zu 200 Jahre alt werden können, sind nicht nur empfindsam, sie sehen auch gut. Farben können sie sogar besser wahrnehmen als Menschen. Ihre Augen sind mit vielen Farbrezeptoren ausgestattet. Und auch der Geruchssinn ist bei Schildkröten besonders gut entwickelt. Damit erkennen sie etwa die für sie passende Nahrung. Das Gehör der Schildkröte hingegen ist etwas weniger ausgebildet, denn ihnen fehlt das Aussenohr. Und ihre kognitiven Fähigkeiten? Diese sind vergleichbar mit jenen anderer Reptilien. Sie merken sich Fluchtwege und Futterquellen und haben einen hervorragenden Orientierungssinn. Anders als viele Tiere sind Schildkröten fast stumm. Nur wenn sie Angst haben, stossen sie einen fauchenden Zischlaut aus. Oder wenn sie sich paaren wollen: Dann versuchen viele Landschildkröten, das geeignete Weibchen mit piepsenden oder keuchenden Lauten anzulocken. Diese tönen ähnlich wie jene, die erzürnte Weibchen von sich geben, wenn sie um den besten Eiablageplatz kämpfen.