Ein Flussausschnitt der Tropen fasziniert. Wurzeln und Baumstämme ragen aus dem Wasser, Lianen und Zweige bilden ein undurchdringliches Dickicht. Was sich unter Wasser tut, bleibt aber verborgen. Nicht so in einem Paludarium – einer Mischung zwischen Aquarium und Terrarium.

«Ich fand es immer schade, dass bei einem Aquarium die Wasseroberfläche die Gehegegrenze bildet», sagt Fabian Schmidt, Kurator des Vivariums des Basler Zoos. Bei einem Paludarium sei beides gut zu sehen. Viele Wasserpflanzen sind eigentlich Sumpfpflanzen. In einem Paludarium oder Aquaterrarium können sie aus dem Wasser wachsen wie in ihrem natürlichen Biotop. Der Zoofachhandel führt fertige Paludarien oder sie werden nach Mass und speziellen Bedürfnissen angefertigt.

Die Behälter werden verschieden genutzt. Entweder stehen Amphibien im Vordergrund, der Wasserteil mit Fischen ist zentral, eine Mischung wird angestrebt oder ein Paludarium dient als Pflanzenvitrine. Im Mikroklima hinter Glas entfalten sie sich, als wüchsen sie im Regenwald. Der Landteil mit den rankenden Pflanzen kann auch offengehalten werden, wenn dort keine Tiere leben.

[IMG 2]

Tiere sowohl im Wasser als auch an Land

Als entscheidend bei einem Paludarium erachtet der Biologe Fabian Schmidt, dass die Scheiben ohne grossen Aufwand gereinigt werden können. «Durch das Besprühen von Pflanzen und durch sich bewegende Tiere entstehen Wasserflecken.»

Eine gute Ausleuchtung des Paludariums bewirkt, dass die Pflanzen gedeihen. Wuchernde Pflanzen und dekorative Äste können allerdings zu schattigen Stellen führen. Fabian Schmidt rät, in einen Kunstast, der beispielsweise über den Wasserteil ragt, eine Beleuchtung einzubauen. «Kabel und Anschlüsse werden darin versteckt.» Der Terrarianer und Aquarianer erwähnt, dass im Vivarium des Basler Zoos alle Leuchten auf LED umgestellt worden seien. «Die Lampen aus dem Zoofachhandel sind lichtstark und effizient.» Ein Paludarium muss belüftet werden. Es komme aber darauf an, welche Tiere eingesetzt würden, sagt Fabian Schmidt. «Pfeilgiftfrösche brauchen keine besonders starke Belüftung, anders als Chamäleons.» Wenn Schlitze im Behälter am richtigen Ort eingebaut würden, könne auf eine Belüftung mit Ventilator verzichtet werden.

«Ein Paludarium ist der Mittelpunkt des Wohnzimmers.»

Der Terraristikfachmann ergänzt: «Die Wasserströmung ist ein weiteres, wichtiges Thema bei einem Paludarium.» Mit leistungsstarken Filtern können Strömungen und kleine Wasserfälle eingerichtet werden. Durch die Wasserbewegung erhöht sich die Luftfeuchtigkeit, was für viele Tropenbewohner essenziell ist. Epiphytische Pflanzen wie Tillandsien und Bromelien gedeihen besonders gut bei hoher Luftfeuchtigkeit. Fabian Schmidt streicht heraus, dass ein Paludarium nicht immer ein Biotop aus den Tropen darstellen müsse. «Unser schönstes Paludarium im Vivarium des Basler Zoos ist dasjenige für die Schlammteufel, das einen Ausschnitt der Apalachen aus den USA zeigt. Wir senken darin die Lufttemperatur im Winter ab.»

Welche Tiere sind besonders für ein Paludarium geeignet? Fabian Schmidt weiss Bescheid: «Ich finde es sinnvoll, wenn Tiere gehalten werden, die sowohl den Wasser- als auch den Landteil nutzen.» Amphibien bezeichnet er insgesamt als ideale Paludariumsbewohner. Dazu gehören Frösche, Kröten und Molche. Schmidt verweist auch auf die Chinesischen Krokodilschwanzechsen. Der Zoo Basel züchtet diese bedrohte Art des südlichen Chinas und Vietnams. Ihr Paludarium im Vivarium ist ein wunderbares Beispiel, wie faszinierend ein solcher Lebensraum gestaltet werden kann. Echsen gehen am und im Wasser auf Nahrungssuche und wärmen sich gerne auf Ästen über der Wasseroberfläche wieder auf. Mit anderen Worten: Die perfekten Paludariumsbewohner! «Die Krokodilschwanzechsen können auch zusammen mit Makropoden gehalten werden», rät der Experte Fabian Schmidt. Makropoden sind asiatische Labyrinthfische.

[IMG 3]

Auch Wassernattern empfiehlt der Spezialist zur Haltung im Paludarium. Schmidt erwähnt weiter Schlammspringer, die zwischen Wasser und Landleben. Sie stammen aus Mangroven, wo auch Schützenfische schwimmen. Apropos Fische, die mit dem Landteil agieren: «Spritzsalmler spritzen ihre Eier an die Unterseite von Blättern; sie sind prädestiniert für den Wasserteil des Paludariums», sagt Fabian Schmidt. Weiter erwähnt er Beilbauchfische, die sich an der Wasseroberfläche tummeln.

Anolis-Arten bezeichnet Schmidt nicht als klassische Paludariumsbewohner. Es sei aber möglich, die Echsen im Paludarium zu halten, obwohl es von ihrer Biologie her nicht zwingend sei. Gleich sei es bei den Langschwanzeidechsen. Üppiges Grün, rieselndes Wasser, Sumpfpflanzen, die ihre Blätter aus dem Wasserteil recken, ein Pfeilgiftfrosch, der über Moos marschiert: Ein Paludarium ist der Mittelpunkt des Wohnzimmers.