Terraristik
Welche Schlangen sind gut, um anzufangen?
Kaum ein Tier löst bei Menschen so unterschiedliche Reaktionen aus wie eine Schlange. Die Einen ekeln sich davor, die Anderen sind fasziniert von den Reptilien. Interessierte Anfänger sollten sich zunächst eine ungiftige Schlange zulegen.
Seitdem sich Menschen Geschichten erzählen, windet sie sich durch Sagen und Märchen: Die Schlange ist das erste Tier, das in der Bibel Erwähnung findet und galt davor schon im alten Ägypten als heilig. Sie ist in vielen Mythen überall auf der Welt für ihren mysteriösen Charakter bekannt, zum Beispiel als gefiederter Schlangengott Quetzalcoatl in frühen mesoamerikanischen Hochkulturen, oder als Lindwurm in den germanischen Sagen. Bis heute kommt kaum eine Fantasy-Geschichte ohne schlangenartige Geschöpfe aus.
Kriechende Jäger
Kein Wunder also, dass Menschen sich von Schlangen angezogen fühlen und diese Reptilien in der Beliebtheit ganz weit vorne stehen. Schlangen sind Kriechtiere, sie bewegen sich also nicht mit Beinen, Armen oder Flossen fort, sondern ausschliesslich mit Körpermuskulatur, Wirbeln und Rippen. So können sie kriechen, schwimmen, klettern und sich eingraben. Sie sind perfekte Jäger, die ihren Beutetieren auflauern und sie mit Hilfe ihrer nach hinten gerichteten Zähne festhalten und verschlingen. Wie alle Reptilien sind sie wechselwarm und ihre Körpertemperatur ist von den Gegebenheiten ihrer Umwelt abhängig. Das heißt aber auch, dass sie im Gegensatz zu Säugetieren ihre Energie nicht ständig durch Nahrungsaufnahme gewinnen müssen, sondern auch einige Tage ohne Fressen auskommen.
Vor dem Kauf gut informieren
Die Haltung einer Schlange in einem Terrarium erfordert aufgrund der seltenen Nahrungsaufnahme vergleichsweise wenig an regelmässigem Aufwand. Abhängig von der Art, müssen erwachsene Schlangen in der Regel nur alle ein bis vier Wochen gefüttert werden. Allerdings sollte der Halter und auch seine Familie beziehungsweise Mitbewohner sich im Klaren darüber sein, dass Schlangen nicht mit Trockenfutter, sondern mit ganzen Futtertieren, wie Mäusen und Ratten vorlieb nehmen, die in der Regel tiefgefroren vom Zoofachhandel angeboten werden.
Weitere wichtige Voraussetzungen sind langfristige Hingabe und ein sorgsam eingerichtetes Terrarium, das für die spezifischen Bedürfnisse der jeweiligen Schlangenart gebaut wurde. Roland Zobel, von der Fördergemeinschaft Leben mit Heimtieren e.V. (FLH) ist langjähriger Schlangenexperte und rät: «Jeder, der sich eine Schlange zulegen möchte, sollte wissen, dass diese Tiere sehr alt werden und über mehrere Jahrzehnte in einem Terrarium leben können. Eine gründliche Vorbereitung und eine vorausschauende Auswahl von Terrarientechnik und Zubehör sind daher die ersten Maßnahmen, bevor es an den Kauf der gewünschten Schlange geht. Am besten geschieht dies in einem Zoofachgeschäft.»
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Die Kornnatter ist eine gute «Anfängerschlange». Bild: FLH |
Königsnattern: Beliebt bei Schlangenfans
Viele Schlangen besitzen Giftzähne, die ihre Beute betäuben oder töten. Wer keine jahrelange Erfahrung mit der Haltung dieser Tiere hat, sollte in einem Terrarium allerdings nur die ungiftigen Arten halten. Eine gute Wahl für Anfänger sind Königsnattern. Sie sind ungiftig, werden in der Regel nicht größer als 1,20 Meter und beeindrucken vor allem mit ihrer leuchtenden Farbgebung. Vorwiegend haben sie Querbinden in den Farben rot, weiß und schwarz, je nach Züchtung sind aber auch andere Varianten möglich. Ursprünglich stammt sie aus den USA und Mittelamerika, wo sie am Boden lebt, sie kann sich aber auch gut anderen Lebensräumen anpassen.
Die bunten Zuchtformen der sehr häufig gehaltenen Kornnattern sind ebenfalls beliebte Terrarientiere. Andere Arten aus der Familie der Nattern, wie die Spitzkopfnatter oder die Scharlachnatter sind für den Anfänger nicht geeignet, weil es sich bei ihnen um Futterspezialisten handelt.
Terrarium fachgerecht einrichten
Jedes Schlangenterrarium muss auf die Bedürfnisse der jeweiligen Art geplant und individuell eingerichtet werden. Für eine Königsnatter sollte es die Maße 1 x 0,5 x 0,5 Meter (L x H x B) nicht unterschreiten. Hinzu kommen unter anderem Bodengrund, eine undurchsichtige Rückwand, Tageslichtbeleuchtung, ein Heizstrahler, der für Raumtemperaturen zwischen 25°C und 30°C sorgt und dem Tier eine Fläche zum Aufwärmen bietet, und Rückzugsmöglichkeiten, wie Höhlen oder Baumstämme. In jedem Fall sollte jeder angehende Terrarienbesitzer eine Anlaufstelle im Zoofachhandel haben, wo seine Fragen individuell von Experten beantwortet werden und die richtige Fachliteratur empfohlen wird.
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